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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Honorar?«
    »Du machst wohl mit allem Geld? Denk an den Blut-Eid … Nummer fünf. Gegen den hast du jetzt verstoßen.«
    »Hast du einen Zeugen?« Ninglin lächelte, aber jetzt war das Lächeln wieder gefährlich. Wie ein Raubtier bleckte er die Zähne. »Wem wird man glauben? Mir, dem Chinesen, oder dir, dem Fremden? Ich weiß immer, was ich sage und zu wem! Ich kann dir alles erzählen, denn du bist in meiner Hand. Ich habe immer einen Grund, um zu Min Ju zu sagen: ›Ich mußte ihn bestrafen – er war eine Gefahr für uns … ‹ Und dann wird man sich auch um Liyun kümmern. Denk an das Geschenk aus Hongkong.«
    »Aber wenn ich das Buch schreibe, wird man mich fragen: Woher weißt du das alles? Das ist Verrat!«
    »Darum erzähle ich dir alles!« Ninglins Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Du bist ein dummer Mensch, Hong Bai Juan Fa. Du kannst nicht unterscheiden, was Spott und was Wahrheit ist. Schreib dein Buch und verstecke es in deinem Tresor, bis du tot bist. Dann kann es erscheinen. Die Leser werden nicht lange warten müssen, denn dein Leben wird nur noch kurz sein. Und niemand wird ahnen, daß ich es war, der dir alles erzählt hat. Denn ich bin ein treuer Triade, der treueste, den Min Ju in München hat.«
    »Soll ich jetzt Beifall klatschen?«
    »Nicht nötig.« Ninglin lehnte sich in das Polster zurück. »Fahr los zum nächsten Schützling. Nummer vier auf deiner Liste. Das ist hier in der Nähe. Das Lokal ›Bambuswald‹. Tong Penghang wird schon ungeduldig warten. Er ist ein braver Mensch. Er zahlt pünktlich und ohne Diskussion. Wie einfach wäre das Leben, wenn alle so klug wären wie er.«
    An diesem Tag stellte Ninglin in vierzehn Restaurants den neuen Cho Hai den Besitzern vor. Einige waren mit Recht verblüfft, andere zeigten deutliche Freude, der Rest nahm die Neuerung ohne sichtbare Reaktion hin. Bis Mitternacht waren sie unterwegs, und Rathenow registrierte für diesen ersten Tag:

Einnahmen:
DM 32.000, –
Erhöhungen für nächsten Monat insgesamt auf:
DM 51.000, –
Bestrafungen:
Vier
Verletzte:
Sieben
Davon schwer:
Zwei
Androhung des Todes:
Drei
    Eine schaurige Bilanz für einen einzigen Tag!
    Am Ende ihrer Tour fuhr Rathenow zurück zum Isartorplatz, wo Ninglins Wagen parkte. Bevor er ausstieg, sagte Ninglin:
    »Nun kennst du vierzehn Schützlinge. Fünf von ihnen sind gefährlich. Das sind die, bei denen ich dir gesagt habe: Mach ein Kreuz hinter ihre Namen.«
    »Aber sie haben doch bezahlt.«
    »Ja – mit einem Lächeln. Das war ihr Fehler. Ich habe ihre Augen gesehen, als ich dich vorstellte. Und diese Augen sagten: Den legen wir aufs Kreuz! Ein Deutscher als Cho Hai – den können wir betrügen und belügen. Du wirst es schwer haben und mußt Härte zeigen. Sag ihnen allen, daß ihnen ›die Ohren geputzt‹ werden – das verstehen sie. Und wenn sie es dir nicht glauben – ruf mich!«
    »Und du schlitzt ihnen den Bauch auf oder die Rückenmuskeln?«
    »Es ist noch dasselbe Messer wie in Hongkong. Ich habe es mitgebracht.« Ninglin stieg aus Rathenows Wagen. »Morgen geht es weiter. Du bist gut, die Hand aufzuhalten, aber die andere Hand ist leer. Mein Bruder, du mußt noch viel lernen …«
    Rathenow sah Ninglin nach, wie er zu seinem Auto ging, einstieg und fortfuhr.
    Er kam sich elend vor mit den 32.000 Mark Blutgeld in seiner Tasche.
    Der erste Tag als Grassandale. Dr. Hans Rathenow – der Triade der 14K-Familie.
    Liyun, ich schäme mich. Ich spucke vor mir selbst aus! Ich hasse mich! Aber ich rette dein Leben damit. Ist das eine Entschuldigung für meinen Verfall? Eine Rechtfertigung für ein Verbrechen?
    Ich sollte Gott fragen – aber er wird mir keine Antwort geben. Er gibt nie eine Antwort, ob Völker vernichtet werden oder nur ein Mensch.
    Gibt es Dich überhaupt, Gott?
    *
    Dreimal fragte Liyun im Zentralbüro ihrer Reisegesellschaft CITS nach, ob aus Deutschland ein neues Fax gekommen sei. Die Kollegin schüttelte den Kopf.
    »Nichts, Liyun. Erwartest du eins? Von diesem Hans, der das erste Fax geschickt hat?«
    »Wenn du den Mund halten kannst … ja.«
    »Du willst wirklich nach Deutschland fliegen?«
    »Er hat es versprochen. Du hast doch das Fax gelesen.«
    »Glaubst du daran? Man kann viel schreiben, wenn man 10.000 Kilometer entfernt ist.«
    »Ich glaube an ihn.« Liyun setzte sich neben die Sekretärin auf einen mit Kunstleder bezogenen Stuhl, »jedes Wort, das er geschrieben hat, ist wahr.«
    »Und warum sagt er jetzt nichts?«
    »Ich weiß

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