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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ab.
    »Man hat es mir gegeben und gesagt, es seien deine Haare und dein Fingernagel.«
    Liyun war unfähig, etwas zu sagen. In ihren Augen stand das blanke Grauen. Rathenow nahm ihre Hände und drückte sie gegen sein Gesicht. Dann küßte er sie, immer und immer wieder, und merkte nicht, wie Liyun vor Angst zu zittern begann.
    »Liyun«, sagte er verzweifelt. »Blick weg! Ich will nicht weinen, aber ich kann nicht anders … Verdammt, ich schäme mich. Aber ich bin fertig … total fertig … Du hast mein Leben gerettet – und weißt es nicht! Sieh mich nicht an!«
    Gerd Käfers Delikatessen blieben unberührt.
    An diesem Abend erzählte Rathenow nur Bruchstücke von seiner Verbindung zu den Triaden. Er gestand Liyun nur, daß 14K ihn gezwungen hatte, zu schmuggeln – Heroin, getarnt als Pulverkaffee in einem handelsüblichen Schraubglas.
    »Das haben Sie wirklich gemacht?« rief sie. »Wie konnten Sie sich darauf einlassen?«
    »Sie haben mir mit dir gedroht …«
    »Mit mir? Wieso?«
    »Dieser Triade aus Kunming hat ganz klar gesagt: Wir kennen Wang Liyun, wir haben Ihre ganze gemeinsame Reise verfolgt. Wenn Sie sich weigern, uns diesen kleinen Gefallen zu tun, werden wir Liyun bestrafen. Und was das bedeutet, hat er mir auf entsetzlichen Fotos gezeigt.«
    »Wenn die Polizei Sie mit dem Heroin festgenommen hätte, wären Sie jetzt längst tot – erschossen im Fußballstadion vor den Augen der Öffentlichkeit.«
    »Ich habe es getan, um dich zu schützen.«
    Sie senkte den Kopf. Ihre Finger verkrampften sich ineinander. »Das haben Sie schon einmal getan«, sagte sie. »Auf der Burmastraße, bei dem Überfall auf die Soldaten. Da haben Sie sich auf mich geworfen und hätten sich erschießen lassen. Ich habe oft daran gedacht. Das hätte kein anderer Mann getan.«
    »Für mich war es selbstverständlich. Und ich glaubte den Triaden und ihren Drohungen von der Stunde an, als sie sagten, Liyun wird nicht zum Flughafen kommen – und du warst wirklich nicht da …«
    Liyun sprang auf und preßte die geballten Fäuste an ihre Brust. »Jetzt weiß ich es endlich!« rief sie und schüttelte wild den Kopf. »Wir haben gesucht, die Polizei hat alle Verdächtigen verhört, der Parteisekretär selbst hat die Aktion geleitet – und sie haben nichts gefunden …«
    »Was haben sie nicht gefunden?«
    »Das Taxi! Den Fahrer!«
    »Welches Taxi?«
    »Ich wollte zu Ihnen, um mit Ihnen zum Flughafen zu fahren. Ich hatte ein Taxi bestellt. Es wartete vor der Tür – aber der Fahrer brachte mich nicht zum Flughafen. Er fuhr aus Kunming hinaus, die Autotüren waren verriegelt, ich konnte nicht um Hilfe rufen, und auf der Straße nach Xingyi hat er mich aus dem Auto geworfen. Ich habe einen Lastwagen angehalten, und der hat mich zum Flughafen gebracht. Ich kam zu spät. Ich habe Ihr Flugzeug noch in der Luft gesehen – und ich habe geweint.«
    »Liyun!« Rathenow zog sie an sich. »Das war die erste Warnung von 14K! Ich habe es geahnt. Du hättest mich nie allein abfliegen lassen.«
    »Nie. Es war doch meine Pflicht, Sie bis zum Abflug zu betreuen. Niemand konnte sich meine Entführung erklären. Es gab kein Motiv, keinen Sinn. Mir ist nichts geschehen, nur ein paar Hautabschürfungen, weil der Fahrer mich auf die Straße geworfen hat.«
    »Mein Gott, was hätten sie alles mit dir anstellen können.« Er drückte ihren Kopf an seine Brust und küßte ihr Haar. »Jetzt werde ich Min Ju die Rechnung präsentieren.«
    »Wer ist Min Ju?«
    »Der Chef der Triaden von München. Der Daih-Loh.«
    »Sie kennen ihn?« fragte sie betroffen. Angst stand in ihren Augen. Unbewußt schlang sie die Arme um ihn. »Werden Sie immer noch verfolgt?«
    »Ich mußte ihm den ›Pulverkaffee‹ abliefern.« Rathenow wagte nicht, ihr jetzt schon die volle Wahrheit zu sagen. Er hatte Angst, sie könne sofort zurückfahren nach Saarbrücken. Sie muß hier bleiben, bei mir, nur hier ist sie sicher, nur hier kann ich sie schützen. Und jetzt werden wir auch eine Möglichkeit finden, den Triaden zu entkommen. Liyun, ich lasse dich nicht mehr los. »Hinterher hat er mich ein paarmal angerufen, und als ich ihn nicht anhörte, hat er mir die Haare und den Fingernagel geschickt und gesagt: Ein Gruß von Liyun. Das ist die erste Warnung. Und ich habe es geglaubt.« Er küßte wieder ihr Haar, und sie drückte ihr Gesicht an seine Brust. »Es war fürchterlich, Liyun. Ich war verzweifelt. Ich … ich hätte alles getan, damit sie dir nicht mehr weh tun.«
    Später

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