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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bildern Abzüge machen und sie anonym an die Polizei schicken. ›Diese Männer sollen von den Triaden ermordet werden‹, schreiben wir dazu. ›Sie dürfen die Fotos nicht veröffentlichen, sonst sind es die ersten und letzten. Halten Sie sich daran, dann bekommen Sie vielleicht noch mehr Fotos.‹«
    »Darauf geht die Polizei nicht ein.«
    »Die Menschen bei der Polizei sind doch nicht dumm.«
    »Wie sollen sie die Russen warnen, wenn sie nicht wissen, wer die Männer sind?«
    »Das ist ihre Sache, Schatz.«
    »Es ist unmöglich.« Rathenow klappte das Etui auf. In ihm lag eine kleine, schmale Kamera, wie er sie noch nie gesehen hatte, ein runder, silberner Knopf, den man ans Revers stecken konnte. Rathenow nahm ihn heraus und steckte ihn in das Knopfloch der Jacke, die er um Liyun gelegt hatte.
    »Eine Knopfkamera«, sagte er. »Ein typisches Spionagegerät … altbekannt, aber immer wirksam im Einsatz.«
    »Wieso ist das unmöglich?« nahm sie seine Bedenken wieder auf.
    »Min Ju wird den unentwickelten Film verlangen.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Nein.«
    »Wie kannst du das dann wissen? Bist du ein Gedankenleser? Du hast nach bestem Wissen deine Pflicht erfüllt.«
    Er küßte sie auf die Nasenspitze und sagte: »Du bist ein kleines, raffiniertes Luder! Auf diesen Gedanken wäre ich nicht gekommen. Aber du hast recht – so könnte man es machen.«
    »Ich habe oft recht. Und ich habe auch recht, wenn ich dir sage: Mach weiter. Bleib ein Cho Hai, bis wir eine Möglichkeit zur Flucht gefunden haben. Täusche sie, so wie sie dich getäuscht haben! Solange du für sie ein Triade bist, sind wir sicher. Ich möchte Min Ju kennenlernen.«
    »Das wird er nie zulassen. Sie sind eine Bruderschaft, in der Frauen nicht geduldet sind. Frauen zwitschern die Geheimnisse aus wie eine Lerche, die in den Morgenhimmel steigt. Ich habe mit dem Blut-Eid geschworen, daß weder Vater noch Mutter, Sohn oder Bruder, Ehefrau oder Großeltern ein einziges Wort von den Triaden erfahren. Wenn du Min Ju sprechen willst, heißt das, daß du seinen Namen von mir kennst, daß ich mit dir über ihn gesprochen habe … das ist Verrat!«
    »Ich werde ihn sehen!« Es klang wie ein Befehl. »Ißt er oft im ›Schwarzen Mandarin‹?«
    »Fast jeden Abend.«
    »Dann werde ich ein harmloser Gast sein und ihn fotografieren.«
    »Du bist verrückt! Soll Ninglin dich aufschlitzen?«
    »Ich bin ein unbekannter chinesischer Gast wie viele andere. Hat er Fotos von mir?«
    »Ich vermute es.«
    »Dann lassen wir das doch besser. Keiner kennt Min Ju?«
    »Doch. Mein Freund Dr. Freiburg. Er ist Arzt, und Min Ju war bei ihm als Patient. Er hat Fotos von Min.«
    »Wunderbar!«
    »Aber mit denen kann die Polizei nichts anfangen.« Rathenow lächelte schief. »Es sind Aufnahmen von Mins Pankreas, Lunge und Leber und einer Menge Metastasen.«
    »Wie kannst du jetzt noch ironisch sein? Bi Xia, wann besuchen wir die China-Lokale?«
    »Du bleibst hier im Haus und riegelst dich ein.«
    »Ich gehe mit! Und was machst du morgen?«
    »Ich fahre zum Kreisverwaltungsreferat. Zur Ausländerbehörde. Wenn sie nicht völlig in Paragraphen erstarrt sind, müssen sie Verständnis für unsere Lage haben. Es fragt sich nur, ob sie außerhalb ihrer Gesetze denken können.«
    Eine gute Frage, die man sich immer stellen sollte.
    *
    Der Beamte, der Rathenow am nächsten Vormittag empfing, war ein noch junger Mann mit mittelblonden Haaren, die einen Schnitt dringend nötig hatten. Er begrüßte Rathenow höflich, aber mit deutlicher Reserviertheit. Wer immer nur mit unbeliebten Ausländern aller Hautfarben zu tun hat, bleibt auf Distanz zum Gesprächspartner.
    »Um was geht es?« fragte er.
    »Um die Umwandlung eines Besuchervisums in eine Aufenthaltserlaubnis.«
    Der Beamte blickte Rathenow an, als wolle er sagen: Vernünftig sieht er ja aus, aber was er da sagt, ist völliger Blödsinn.
    »Das geht nicht«, gab er kurz zur Antwort.
    Rathenow schob ihm einige Papiere zu und schlug die Beine übereinander. Ruhig, sagte er sich. Ganz ruhig. »Ich bitte Sie, das zu lesen«, sagte er höflich.
    Der Beamte der Ausländerbehörde von München blätterte die Papiere durch und überlas sie flüchtig. Dann blickte er wieder auf und schüttelte den Kopf.
    »Wie ich schon sagte – es geht nicht. Frau Wang Liyun hat von der deutschen Botschaft in Peking ein Reisevisum von drei Monaten bekommen. Nach Ablauf der Frist muß sie nach China zurück.«
    »Warum muß sie?«
    »Weil sie dann kein Visum

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