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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mehr hat.«
    »Darum bin ich ja hier. Ich möchte beantragen, daß das Reisevisum umgewandelt wird in ein …«
    »… das ist unmöglich!« unterbrach ihn der Beamte.
    »Aber wieso denn?«
    »Herr Rathenow, Sie sind Ethnologe und Reiseschriftsteller und kein Jurist. Hier geht es um zwei völlig verschiedene Dinge. Das Reisevisum erlaubt einen Besuch, das Aufenthaltsvisum läßt einen längeren Aufenthalt zu, wie schon der Name sagt. Um diese Erlaubnis zu bekommen, muß der Nachweis erbracht werden, daß der Aufenthalt im Interesse der Bundesrepublik liegt. Dazu braucht man auch die Stellungnahme des Arbeitsamtes, ob die Beschäftigung in Deutschland genehmigt wird und ob für diese Tätigkeit dringend Leute gesucht werden. Das heißt: Ein Antrag auf Einreise zur Arbeitsaufnahme in der BRD muß wiederum in der deutschen Botschaft in Peking gestellt werden, die den Antrag mit den benötigten Unterlagen – Lichtbild, Anforderung des Arbeitgebers, Erklärungen über Einkommen, Wohnung, Bürgschaftsübernahme, Kranken- und Sozialversicherung und so fort – an uns weitergibt.«
    »Das kommt für Frau Wang alles nicht in Frage.« Rathenow spürte, wie er wütend wurde. »Sie nimmt keinem Deutschen die Arbeit weg, sie fällt keinem zur Last, sie hat einen festen Wohnsitz bei mir, ich übernehme die volle Bürgschaft, sie ist finanziell abgesichert – was will man denn noch mehr?«
    »Im Gesetz ist nicht vorgesehen, daß ausländische Rentner sich hier niederlassen.«
    »Erlauben Sie! Frau Wang ist 26 Jahre alt. Sie will mit mir leben.«
    »Mit Ihnen leben? Das sieht das Gesetz auch nicht vor. Die Sachlage könnte sich ändern, wenn Sie Frau Wang heiraten. Aber da gibt es ebenfalls einige Einschränkungen, die sogenannte Scheinehen verhindern sollen: Eheschließungen nur wegen der Aufenthaltsgenehmigung. Wenn Frau Wang keine beruflich relevanten Gründe hat, sehe ich kaum Möglichkeiten.«
    »Ich werde sie als meine Sekretärin anstellen.«
    »Das wird das Arbeitsamt nicht anerkennen. Es gibt genug deutsche Sekretärinnen.«
    »Die Chinesisch sprechen?«
    »Wozu brauchen Sie eine chinesische Sekretärin?«
    »Meine Arbeiten über Völkerkunde und auch meine Reiseerzählungen sind ins Chinesische übersetzt worden. Ich korrespondiere mit Verlagen und Wissenschaftlern.«
    »Wenn das bisher ohne chinesische Sekretärin geschehen ist, weiß ich nicht, warum sich da etwas ändern sollte.«
    »Frau Wang hat ihren Magister für deutsche Literatur. Dort vor Ihnen liegt ihr Diplom.«
    »Das mag sein – aber was hat das mit einem Daueraufenthalt zu tun?«
    »Sie wird meine neue Arbeit über China ins Chinesische übersetzen!«
    »Das kann sie auch in China.«
    »Das kann sie nicht. Das geht nur in Zusammenarbeit mit mir.«
    »Das verstehe ich nicht. Ihre anderen Arbeiten sind doch auch ohne Sie übersetzt worden.«
    »Es waren oft sehr schlechte Übersetzungen.«
    »Wer sagt das?«
    »Frau Wang …«
    »Wir drehen uns im Kreis, Herr Rathenow.« Der Beamte zeigte Anzeichen von Ungeduld. »Es liegt nicht im Interesse der Bundesrepublik, eheähnliche Verhältnisse mit einem Ausländer zu sanktionieren. Ganz gleich, welche persönlichen Schicksale dahinter stehen – es geht nicht. Unsere Gesetze sind sehr präzise. Gerade das Ausländergesetz bei den Hunderttausenden von Asylanten, die zu uns kommen.«
    »Frau Wang ist keine Asylantin! Unzählige Asylbewerber warten auf die Prüfung ihrer Anträge … manche schon drei, vier Jahre, weil sie immer wieder Berufung einlegen.« Rathenows Stimme wurde laut. »Es ist bekannt, daß Tausende Afrikaner unter fünf verschiedenen Namen Sozialhilfe in fünf verschiedenen Orten beziehen, wo sie sich gemeldet haben! Ist das im Interesse der Bundesrepublik?«
    »Wenn wir sie kriegen, werden sie bestraft und abgeschoben. Und die schwebenden Verfahren? Die Ämter sind überlastet.«
    »Ja! Und eine Frau wie Wang Liyun will man rausschmeißen.«
    »Deutschland ist kein Einwanderungsland. Es steht Frau Wang frei, in Peking einen neuen Antrag zu stellen. Das einzige, was ich tun kann, ist, das Visum um 14 Tage zu verlängern.«
    Rathenow stand auf und raffte die Papiere zusammen. Es hatte keinen Sinn mehr, hier noch zu diskutieren. Logik schien nicht gefragt.
    »Ich möchte den Chef der Ausländerbehörde sprechen«, sagte er schroff.
    »Herr Dr. Pöllner ist verreist.«
    »Dann melden Sie mich beim Kreisverwaltungsreferenten an.«
    »Herr Dr. Klee befindet sich in einer politischen Sitzung. Wenden Sie

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