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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    Burjew und Sarantow verließen erfreut das Haus. Sie umarmten Rathenow wieder und küßten ihn dreimal auf die Wangen … rechts, links, rechts … »Du guter Kamärad.«
    Rathenow warf die Tür hinter ihnen zu und rannte die Treppe hinauf zu Liyun. Sie lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Er warf sich neben sie und wedelte mit den Dokumenten.
    »Dein Paß!« rief er und warf ihn ihr auf die Brust. »Du bist Deutsche, in Bremen geboren. Und hier die Tickets nach Zürich. Und hier die Wohnung in Adelboden. Außenschwandt, Haus Nummer 79! Wir haben alles, alles! Morgen abend verlassen wir Deutschland … für immer!« Er beugte sich über Liyun und küßte sie. »Und noch eine gute Nachricht: Die Russen wollen nicht sofort angreifen. Sie wollen einen taktischen Plan entwickeln. Bis dahin ist ihnen die Polizei längst zuvorgekommen!«
    »Und dann werden sie uns aus Rache töten …«
    »Wie denn? Wir werden dann nicht mehr in Adelboden sein! Wir sind Geister der Luft geworden. Niang Niang – wir haben es geschafft …«
    Am frühen Nachmittag ließ sich Rathenow bei den Bankdirektoren seiner Banken melden und trug ihnen seine Wünsche vor. Überall hörte er das gleiche Stöhnen:
    »Sie wollen Ihr Konto und Ihre Festgelder auflösen? Herr Rathenow, das sind ja … Und eine Bar-Abhebung?«
    »Ich habe eine große Transaktion vor«, antwortete Rathenow. »Bitte, beschaffen Sie das Geld bis morgen um 11 Uhr. Ich komme es dann abholen. Ich lasse 5.000 DM stehen für noch fällige Rechnungen. Mein Verlag wird weiterhin die Honorare an Sie überweisen.«
    Er ließ bei seinen drei Besuchen jedesmal völlig geknickte Bankdirektoren zurück. In seiner Tasche hatte er die letzten Kontoauszüge. Insgesamt wiesen sie die Summe von umgerechnet 378.950 US-Dollar aus. Kein ganz großes Vermögen, aber doch ein weiches Polster für einen Neubeginn. Bei bescheidener Lebensweise konnte es über ein Jahrzehnt reichen. Gut angelegt, mit Zinsen und Zinseszinsen noch länger. Und bis dahin konnte er sich eine neue Tätigkeit suchen. Liyun würde nicht hungern müssen.
    Am Abend schrieb er handschriftlich sein Testament und setzte Frau Wang Liyun zu seiner Alleinerbin ein. Auch das war eine Sicherheit für sie.
    Das Testament hinterlegte Rathenow am nächsten Morgen bei einem Notar, bevor er seine Bankkonten abräumte. Mit einer großen Ledermappe voller Dollarscheine kam er zurück und ließ Liyun in die Tasche hineinblicken.
    »Wahnsinn!« sagte sie und ließ einige Bündel durch ihre Finger gleiten. »Totaler Wahnsinn! Und damit willst du durch die Zollkontrolle? Sie werden dich für einen Drogenhändler halten!«
    »Ich werde das erklären können. Ich habe die Kontenlöschungs-Belege bei mir.«
    »Es wird Schwierigkeiten geben. Ist es nicht besser, wir fahren mit deinem BMW in die Schweiz? Warum sollten sie an der Grenze gerade deinen Wagen durchsuchen?«
    »Ich habe wirklich eine verdammt kluge Frau!« Rathenow schlug sich an die Stirn. »Ich bin ein Idiot! Daß ich darauf nicht gekommen bin? Warum fliegen? Mit dem Wagen ist es viel unproblematischer, und wir sind in Adelboden beweglich. Manchmal hat man ein Brett vor dem Kopf.« Er klatschte in die Hände. »Niang Niang, bist du bereit? Wir fahren in einer Stunde los!«
    »Ich bin bereit, Bi Xia.« Sie sprang vom Bett herunter. »Aber mein Visum für die Schweiz?«
    »Du hast einen deutschen Paß und bist Deutsche. Du brauchst kein Visum mehr.«
    Das Gepäck war im Wagen, die Dollars lagen im Hohlraum des Ersatzreifens, Liyun hatte Jeans und einen dünnen Pullover angezogen und Rathenow einen sportlichen Anzug.
    Noch einmal ging Rathenow durch alle Räume seines ›prunkvollen Sarges‹ und nahm Abschied. Sein Leben rollte dabei vor seinen Augen ab, und er gestand sich, daß es bis zum Tode seiner Frau ein schönes, ideales, erfolgreiches und vorzeigbares Leben gewesen war.
    Er nahm Abschied von seinen geliebten Teppichen, von den Bildern und Skulpturen, seinem Schreibtisch, von seiner gepflegten Hausbar mit den Batterien von Wodkaflaschen, die sie beherbergt hatte, von seiner Bibliothek.
    Noch einmal ließ er den CD-Player laufen, auf voller Lautstärke. Tschaikowskys Klavier-Konzert Nummer eins mit Richter und Karajan. Wie oft war dieses Konzert ihm innerer Halt gewesen und hatte ihm neue Kraft gegeben, wenn er sich elend fühlte.
    Rathenow schaltete den CD-Player aus und verließ gesenkten Hauptes das Haus, das ihm seine Tante vererbt hatte. Liyun saß im Wagen und

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