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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das. Die Mörder der Triaden werden bei Professor Wang an der Tür klingeln, nicht sofort, denn er wird bewacht werden, und man hat ja Zeit, man kann warten, hat Geduld gelernt, und wenn Wang später ahnungslos die Tür öffnet, werden er und seine Frau und sein Sohn grausam getötet und zerfleischt werden.
    Und alles nur wegen einem Glas mit Pulverkaffee und einer Dose Trockenmilch?
    Mein Gott, bin ich denn wahnsinnig geworden? Habe ich das alles nur geträumt?
    Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, schwankte wie betrunken in die Halle, fuhr mit dem Lift in seine Suite und ließ sich auf das breite Bett fallen.
    Ich habe Liyuns Leben in der Hand, durchfuhr es ihn. Durch mich kann sie getötet werden! Meine Liebe kann ihr Verderben werden … erst die Glieder, dann Ohren und Nase, dann die Rückenmuskeln, dann der Kopf. So wie auf den Fotos werden sie auch Liyun zerstückeln. Gnadenlos! 14K – die Teufel haben sich aufgemacht, die Erde zu erobern. Und es wird ihnen gelingen, weil jeder schweigen wird.
    Wie ich.
    Weil jeder tun wird, was sie befehlen.
    Wie ich.
    Weil jeder Angst hat … vor der Folter, vor dem Sterben.
    Wie ich.
    Weil es keinen Ausweg mehr gibt.
    Wie bei mir.
    Weil man ihnen völlig ausgeliefert ist.
    Wie ich.
    Herrgott, warum hast Du den Menschen geschaffen und die Erde nicht den Tieren überlassen …?
    Es war eine furchtbare Nacht, in der Rathenow nach einem Ausweg suchte, aber keinen fand. Was immer er auch für Pläne im Kopf konstruierte, es blieb immer nur eine Gewißheit: Sie werden Rache an Liyun nehmen. Sie konnte den Triaden nicht entkommen, denn sie waren überall, wie Kewei gesagt hatte. In jedem Erdteil, in jedem Land, überall, wo Chinesen lebten. Und einem Befehl von 14K läuft niemand davon … dann wäre es besser, sich selbst umzubringen. Bringen wir also Pulverkaffee und Trockenmilch nach München. Erst dann werde ich wissen, was die Triaden noch von mir wollen.
    Morgens um sieben Uhr stand Rathenow in der Halle des ›Goldenen Drachen‹. Seine Koffer hatte schon ein Boy abgeholt; sie standen an der großen Glastür. Der Tages-Manager beachtete ihn nicht; gleichzeitig mit Rathenow fuhr eine Touristengruppe aus Österreich zum Flughafen und hatte ihren Kofferberg in der Halle aufgebaut. Der Manager sammelte die Schlüssel ein, an der Kasse drängten sich die Reisenden, um Sonderleistungen, wie Minibar im Zimmer, zu bezahlen.
    Ein kleiner Chinese trat auf Rathenow zu und fragte auf englisch: »Mr. Rathenow? Ich soll Sie zum Flughafen bringen. Kommen Sie mit mir?«
    »Ich muß wohl. Dort stehen meine Koffer.«
    »Sie werden gleich eingeladen.«
    Vor dem Hotel wartete ein dunkelroter Nissan. Rathenow stieg ein, hörte, wie seine Koffer in den Kofferraum geworfen wurden. Noch einmal warf er einen Blick auf den ›Goldenen Drachen‹, die wehenden Fahnen vor dem Portal, den gläsernen Eingang und das Blumenrondell mit dem sechsteiligen Springbrunnen. Rathenow lächelte bitter. Kunming, du hättest die Stadt meiner Sehnsucht und Erfüllung werden können …
    Am Flughafen Wu Jian Ba herrschte trotz der frühen Stunde schon ungeheurer Betrieb. Menschentrauben, meist Chinesen, belagerten die Schalter und Treppen, die Wartesäle und Gänge, Polizisten kontrollierten an den Sperren zum inneren Bereich, eine Wolke aus Staub, Schweiß und tausendfachen Stimmen lag über den Massen. Der Taxifahrer schleppte Rathenows Koffer zur Sperre, sprach ein paar Worte mit den Posten, verabschiedete sich, ohne ein Trinkgeld zu nehmen, und Rathenow konnte nach Vorzeigen seines Passes und des Flugtickets einen großen, hellen Warteraum betreten.
    Was haben sie jetzt mit Liyun gemacht? dachte er und hatte wieder das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sie wollte mich abholen, aber sie ist, wie Kewei gesagt hat, nicht gekommen. Wie hat man sie abgehalten? Kewei, wenn du ihr nur ein Härchen gekrümmt hast, hetze ich die Polizei auf dich. Aber gleichzeitig wußte er, daß das unmöglich war. Die Krallen der Triaden hatten sich um sie geschlossen.
    Noch eine halbe Stunde Wartezeit.
    Er ging in einen Shop, kaufte eine Cola, trank sie aus der Dose und kehrte zu seinem Platz zurück. Eine lange Holzbank, auf der er mit schwatzenden Chinesen saß, die auf einen Flug nach Chengdu warteten. Endlich kam sein Aufruf. Alle Passagiere nach Hongkong zu Gate 4. Die Dragon Air war pünktlich. Aus einem Fenster sah er, wie seine eingecheckten Koffer zur Maschine gefahren wurden. Er erkannte sie sofort: zwei große

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