Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Ihnen nach München kommt. Wir können sehr großzügig sein. Aber auch sehr kleinlich bei Ungehorsam. Unsere Stärke ist unsere Disziplin.« Kewei Tuo steckte die schrecklichen Fotos wieder zurück in seine Anzugtasche. »Ich glaube, Sie erkennen jetzt ganz klar, daß es eine Ehre ist, mit uns zu arbeiten. Ihre Liebe zu Liyun hat einen anderen Menschen aus Ihnen gemacht. Wir brauchen diesen anderen Menschen.«
    »Was soll ich tun?« fragte Rathenow. Im Augenblick sah er keine Möglichkeit, dem Griff der Triaden zu entgehen. Ich könnte Liyun warnen, dachte er, ihr alles erzählen – aber was würde das nützen? Sie würde ihre Eltern alarmieren und die sofort die Polizei. Das würde eine große Fahndung auslösen, die ins Leere stößt … aber die Rache der Triaden würde nicht nur Liyun treffen, sondern ihre ganze Familie. Die grauenhaften Fotos beweisen, daß 14K wirklich die grausamste aller Triaden-Gruppen ist. Einen Kopf abzuschlagen ist für sie, wie ein Frühstücksei zu köpfen. Rathenow hob die Schultern – er fror plötzlich. »Werden Sie Liyun dann in Ruhe lassen?«
    »Das kann ich Ihnen versprechen. Liyun steht unter unserem ›Schutz‹.«
    »Und nur wegen dieses Päckchens haben Sie uns die ganze Zeit überwachen lassen?«
    »So ist es.« Kewei nickte freundlich. Sein ewiges Lächeln reizte Rathenow dazu, ihm ins Gesicht zu schlagen. »Jede Kleinigkeit war für uns wichtig. Ihr Tanz mit ihr in Dali, Ihre versteckte Zärtlichkeit in Lijiang, Ihr romantischer Abend mit ihr am Lugu-See, Liyuns Geschenk, das sie im Goldenen Tempel kaufte.« Kewei zeigte auf das flache Päckchen, das neben Rathenow auf dem Tisch lag. »Nur einen Gefallen haben Sie uns nicht getan: Sie haben sie nicht geküßt. Das hätten wir gern fotografiert. Ich war ehrlich zu Ihnen, seien Sie es auch: Sie lieben Wang Liyun?«
    »Ja!«
    »Ihr weiterer Weg ist einfach und übersichtlich. Wir werden Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit nach Hongkong melden, an den höchsten Rat, die Zentrale. Sie fliegen morgen früh ab. In Hongkong wird Sie ein Mitarbeiter von uns erwarten und Ihnen das Päckchen übergeben. Genaugenommen ist es kein Päckchen, sondern es sind zwei Dosen, oder besser ein Schraubglas mit Pulverkaffee und eine Dose mit Milchpulver. Pulverkaffee und Milchpulver. Sie nehmen diese Dosen mit nach Deutschland, und in München, im Flughafen Riem wird Sie wieder ein Mitarbeiter von uns erwarten und Ihnen die Sachen abnehmen.«
    »Das ist alles?« Rathenow sah Kewei verblüfft an. »Ich soll Nescafé und Milchpulver mitnehmen?«
    »Ja.«
    »Das ist doch ein Witz!«
    »Sehen Sie es so, Sir.«
    »Das kann doch nur ein übler Trick sein!«
    »Eine Grundregel von uns: Fragen sind schädlich! Ein Dienst für 14K soll nie durch Fragen belastet sein. Man führt den Auftrag aus und schweigt. Jedes Brechen des Schweigens ist ein Gliedmaß wert – auch von Liyun! Wir würden sehr traurig sein, ihre kleinen, zarten Finger zu verletzen.« Keweis Miene wurde plötzlich ernst, das satanische Lächeln verschwand. »Dr. Rathenow« – zum erstenmal nannte er den Namen –, »wir sind eine Gesellschaft, die bedingungslosen Gehorsam fordert.«
    »Mit einem alten Kaiserschwert …«
    »Das ist nur eine Methode von vielen.« Kewei erhob sich, unterschrieb beim Ober die Rechnung – sie ging an eine Exportfirma für Seidenstoffe und Seidenteppiche in einem neuen Geschäftshochhaus in Kunming. Im Hotel kannte man den ›Herrn Direktor‹ gut.
    »Haben Sie noch Fragen, Sir? Fragen bezüglich der Abwicklung? Sonst gibt es ja keine Fragen.«
    »Nein!«
    »Dann wünsche ich Ihnen eine besinnliche Nacht und morgen früh einen guten, ruhigen Flug nach Hongkong.« Kewei streckte Rathenow seine Hand hin, aber der ignorierte sie. Der Chinese schluckte die Unhöflichkeit ohne Regung. Aber er revanchierte sich. »Natürlich wird Liyun nicht am Flughafen sein – ich hoffe auf Ihr Verständnis. Es ist nur eine kleine Geste, um zu zeigen, daß wir die Wahrheit sagen und damit wir sicher sein können, daß Sie keinerlei Informationen weitergegeben haben. Sir …« Kewei verbeugte sich leicht vor Rathenow. »Meine Verehrung und Hochachtung …«
    Kewei verließ das russische Restaurant. Der Oberkellner riß die Tür auf. Rathenow blickte ihm mit zusammengekniffenen Augen nach. Was soll ich tun? Er hat mich in der Hand, vollkommen in der Hand. Nur ein Wort, und er hackt Liyun die Finger ab. Nur ein Telefonat mit der Polizei, und 14K wird Liyun töten. So einfach ist

Weitere Kostenlose Bücher