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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Was will man von mir? Was geht die Stadtverwaltung an, ob ich Liyun geküßt habe? »Sie kennen Frau Wang?«
    »Aber ja.« Kewei Tuo winkte dem Ober. »Darf ich Sie zu einem Drink einladen? Was bevorzugen Sie?«
    »In einem russischen Restaurant selbstverständlich Wodka. Mit einer Pflaume drin.«
    »Natürlich. Sie trinken gerne Wodka. Am liebsten gemischt mit Orangensaft. Halb und halb, für kräftige Männer.«
    »Woher wissen Sie das, Mr. Fifei …?«
    »Kewei, Kewei Tuo.« Der Chinese lächelte gütig. »Wir wissen sehr viel über Sie … mehr, als Sie vielleicht über sich selbst wissen. Wir haben Ihre Reise in den Norden verfolgt, Ihre Forschungen bei den Mosuos am Lugu-See und vieles, vieles mehr.«
    »Legen wir die Karten auf den Tisch: Sie sind von der chinesischen Geheimpolizei. Sie haben mich überwacht.«
    »Polizei – nein. Überwacht – ja.«
    Der Ober brachte zweimal Wodka mit Pflaume, und sie nahmen einen Schluck davon. In Rathenow stieg ein eigenartiges Gefühl hoch, ein Gefühl von Angst, Mißtrauen und Abwehr. Wenn dieser elegante Chinese von der Stadtverwaltung ist, bin ich der Papst. Wer ist er wirklich, wenn nicht von der Geheimpolizei? Warum hat er mich überwachen lassen?
    »Bitte, zerbrechen Sie sich nicht Ihren wertvollen Kopf«, fuhr der Chinese fort. Dabei überzog ein Lächeln sein Gesicht, das Rathenow irgendwie höhnisch vorkam. »Sie brauchen ihn noch lange, Sir, und wir auch.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Lassen Sie mich das erklären. Sehen Sie in mir keinen Beamten, sondern den Direktor einer großen Firma. Einer Firma, die wirklich die Welt umspannt, mit Filialen in Europa, Amerika, Südamerika, Australien, Indien, dem Vorderen Orient … überall, wo Chinesen leben. Ich bin der Vorsitzende der Yunnan-Gruppe.«
    »Interessant. Aber welches Interesse haben Sie an mir?«
    »Es war ein Auftrag aus unserer Zentrale in Hongkong.«
    Rathenow trank seinen Wodka aus, stellte das Glas ziemlich heftig auf den Tisch und wollte sich erheben.
    »Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor. Ich habe mit einer Firma in Hongkong nichts zu tun. Ich bin Wissenschaftler …«
    »Das wissen wir.« Der Chinese zeigte auf den Stuhl. »Bitte, setzen Sie sich wieder, Sir! Gerade Ihre Reputation ist es, die wir brauchen. Ihren Namen, Ihre Ausstrahlung, Ihre Unbescholtenheit, Ihren internationalen Ruf. Und – Ihre Liebe zu Liyun.«
    »Sie reden Blödsinn, Mr. Kewei.« Rathenow geriet in Zorn, aber gleichzeitig wußte er, daß er vorsichtig sein mußte. Er setzte sich wieder. »Frau Wang war meine Reiseleiterin. Wenn Sie alles wissen, dann wissen Sie das auch. Beantworten Sie mir jetzt die Frage, oder ich breche die an sich doch völlig sinnlose Unterhaltung ab: Wie kommt Ihre Firma dazu, mich wie einen steckbrieflich Gesuchten überwachen zu lassen? Was soll das?«
    »Eben das möchte ich Ihnen erklären.« Kewei Tuo bestellte noch einen Wodka mit Pflaume. »Hongkong hatte die Idee, Sie in ihre Dienste zu nehmen.«
    »Etwas Verrückteres haben Sie nicht auf Lager?« fauchte Rathenow.
    »Es handelt sich nur um eine kleine Gefälligkeit, um die wir Sie bitten möchten.«
    »Und die wäre?«
    »Sie nehmen ein Päckchen mit nach Deutschland; in München erwartet Sie dann ein Mitarbeiter unserer Firma.«
    »Ich denke nicht daran. Ich bin nicht der Briefträger Ihrer Firma! Und außerdem weiß ich ja gar nicht, was das Päckchen enthält.« Rathenow steigerte sich in seine Erregung hinein. »Man liest so oft, daß solche Kurierdienste mißbraucht werden. Nein. Ich lehne ab!«
    Kewei Tuo nippte an seinem Wodkaglas, die Freundlichkeit in Person. »Bitte, überdenken Sie Ihre Weigerung. Sie haben doch sicherlich das größte Interesse daran, daß sich Frau Wang Liyun weiterhin bester Gesundheit erfreut.«
    Das war der Augenblick, in dem Rathenow schlagartig erkannte, in welcher Gefahr er und Liyun sich befanden. Sein Mund wurde trocken.
    »Sie drohen mir?« fragte er heiser.
    »Drohen? Aber nein! Ich mache Sie nur mit unseren Aktivitäten bekannt. Das ist eine faire Haltung, die Sie anerkennen müssen.«
    »Wer sind Sie wirklich?«
    »Der Direktor unserer Firma für Yunnan.«
    »Ich ahne, was dahintersteckt. Lassen Sie Liyun in Ruhe.«
    »Sie kann sorglos wie bisher weiterleben … wenn Sie unser Päckchen nach München bringen.«
    Rathenow ballte die Fäuste und wollte wieder aufspringen. Aber er beherrschte sich. »Ich werde die Polizei rufen!« sagte er drohend.
    »Sir –« Kewei lächelte noch immer. Ja, es

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