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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Bonus eine ganze Kiste Reinhardtshauser 92. Ein Wein zum Träumen.»
      «Es wäre besser, wenn du ihn in einzelnen Flaschen auf Vorschuß liefertest. Die Inspiration kommt dann leichter.»
      «Gut, fangen wir mit einer an. Gehen wir zu Eduard.»
      Eduard bewölkt sich wie üblich, als er uns sieht. «Freuen Sie sich, Herr Knobloch», sagt Georg und zieht eine Handvoll Geldscheine aus der Tasche. «Bares Geld lacht Sie heute an!»
      Eduard entwölkt sich. «Tatsächlich? Na ja, es mußte ja endlich einmal kommen. Einen Fensterplatz?»
      In der Weinabteilung sitzt schon wieder Gerda. «Bist du hier Dauergast?» frage ich sauer.
      Sie lacht unbefangen. «Ich bin hier geschäflich.»
      «Geschäflich?»
      «Geschäflich, Herr Untersuchungsrichter», wiederholt Gerda.
      «Dürfen wir Sie dieses Mal zum Essen einladen?» fragt Geoerg und gibt mir einen Stoß mit dem Ellbogen, mich nicht wie ein Maultier zu benehmen.
      Gerda sieht uns an. «Noch einmal kommen wir sicher nicht damit durch, daß ich euch einlade, was?»
      «Bestimmt nicht», sage ich, kann mich aber nicht enthalten, hinzuzufügen: «Eduard würde lieber die Verlobung auflösen.»
      Sie lacht und äußerst sich nicht dazu. Sie trägt ein sehr hübsches Kleid aus tabakfarbener Rohseide. Was für ein Esel bin ich gewesen! denke ich. Da sitzt ja das Leben selbst, und ich habe es in meinem konfusen Größenwahn nicht kapiert!
      Eduard erscheint und bewölkt sich wieder, als er uns mit Ger da sieht. Ich merke, wie er kalkuliert. Er glaubt, daß wir gelogen haben und erneut schmarotzen wollen. «Wir haben Fräulein Schneider zum Essen eingeladen», sagt Georg. «Wir feiern Ludwigs Konfirmation. Er reif langsam zum Manne heran. Nimmt nicht mehr an, daß die Welt nur seinetwegen existiere.»
      Georg hat mehr Autorität als ich. Eduard erhellt sich wieder. «Es gibt köstliche Hühnchen!» Er spitzt den Mund, als wollte er pfeifen.
      «Bring ruhig das normale Mittagessen», sage ich. «Bei dir ist immer alles vorzüglich. Und dazu eine Flasche Schloß Reinhardtshausener 92!»
      Gerda blickt auf. «Wein am Mittag? Habt ihr in der Lotterie gewonnen? Warum kommt ihr dann nie mehr in die Rote Mühle?»
      «Wir haben nur ein kleines Los gewonnen», erwidere ich. «Trittst du denn da immer noch auf?»
      «Das weißt du nicht? Schäme dich! Eduard weiß es. Ich habe allerdings vierzehn Tage ausgesetzt. Aber am Ersten fange ich ein neues Engagement an.»
      «Dann kommen wir», erklärt Georg. «Und wenn wir ein Mausoleum beleihen müssen!»
      «Deine Freundin war gestern abend auch da», sagt Gerda zu mir.
      «Erna? Das ist nicht meine Freundin. Mit wem war sie da?»

  Gerda lacht. «Was geht es dich an, wenn sie nicht mehr deine Freundin ist?»
      «Sehr viel», erwidere ich. «Es dauert lange, bis man ausgezuckt hat, auch wenn es nur noch mechanisch ist, wie bei Froschbeinen und dem galvanischen Strom. Erst wenn man ganz getrennt ist, wird man wirklich interessiert an allem, was den anderen angeht. Eines der Paradoxe der Liebe.»
      «Du denkst zu viel. Das ist immer schädlich.»
      «Er denkt nicht richtig», sagt Georg. «Sein Intellekt ist eine Bremse für seine Emotionen – anstatt ein Vorspann zu sein.»
      «Kinder, seid ihr alle klug!» erklärt Gerda. «Kommt ihr dabei zwischendurch auch zu etwas Spaß im Leben?»
      Georg und ich sehen uns an. Georg lacht. Ich bin betroffen. «Denken ist unser Spaß», sage ich und weiß, daß ich lüge.
      «Ihr armen Würmer! Dann eßt wenigstens ordentlich.»
      Der Reinhardtshausener hilf uns wieder heraus. Eduard öffnet ihn selbst und verkostet ihn. Er markiert den Weinkenner, der probiert, ob der Wein korkig sei. Dazu gießt er sich ein mittleres Glas voll ein. «Exzellent!» sagt er mit französischem Auslaut und gurgelt und schlägt mit den Augenlidern.
      «Echte Weinkenner brauchen zum Probieren nur ein paar Tropfen», sage ich.
      «Ich nicht. Nicht bei so einem Wein. Ich möchte euch doch nur das Beste servieren!»
      Wir erwidern nichts; wir haben unseren Trumpf in Reserve. Wir werden das Essen für Gerda und uns mit den unerschöpflichen Marken bezahlen.
      Eduard schenkt ein. «Wollt ihr mich nicht auch zu einem Gläschen einladen?» fragt er frech.
      «Nachher», erwidere ich. «Wir trinken mehr als eine Flasche. Beim Essen aber störst du, weil du einem wie ein Bernhardiner die Bissen in den Mund

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