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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sein letztes Bier ausgetrunken hatte, bestellte ihm noch ein Glas. Der Alte hatte zwar schon einiges intus, war aber durchaus noch bei klarem Verstand. Er kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Einmal konnte ich nachts wegen der Hitze nicht schlafen. Ich stehe also auf, ziehe mir was an und gehe raus, um mir ein bißchen die Füße zu vertreten. Da sehe ich ein Stück die Straße runter so eine Araberin aus einem Haus kommen. Sie geht die Straße runter, am Dog and Whistle vorbei, und dann höre ich, wie ein Wagen angelassen wird und wegfährt.«
    »Er träumt manchmal schlecht…« begann der Zapf er.
    »Wie kommen Sie darauf, daß es eine Araberin war?« hakte Tweed nach.
    »Wegen ihrer Kleider«, fuhr Jed fort. »Sie hatte so ein langes schwarzes Gewand an.
    Vom Kopf bis zu den Füßen. Und einen schwarzen Schleier hatte sie auch und so ein Ding, das arabische Frauen immer tragen. Das weiß ich von Fotos, die ich gesehen habe. Was hat die wohl hier gemacht, hab ich mich da natürlich gefragt.«
    »Ist das die einzige Araberin, die Sie hier gesehen haben?« fragte Tweed.
    »Die einzige. Aber das war um drei Uhr früh. Um diese Zeit liege ich normalerweise in den Federn.«
    »Könnte doch auch eine Frau in einem ausgefallenen Kleid gewesen sein«, bemerkte Tweed.
    Er zwang sich, sein Glas leer zu trinken, dann sah er auf die Uhr. Newman verstand den Hinweis.
    »Tja, wir müssen wieder los«, sagte er. »Noch ein Glas für Jed.«
    Damit klatschte er etwas Geld auf den Tresen und folgte Tweed nach draußen.
    »Hier sind wir eindeutig richtig«, sagte Tweed finster, als sie zu ihrem Wagen zurückgingen.
    »Sieht ganz so aus«, bestätigte ihm Newman. »Wen zuerst?« »Willie, auch bekannt als Captain William Wellesley Carrington. Wir müssen ohnehin an seinem Haus vorbei, und außerdem möchte ich mit ihm zuerst sprechen. Bleibt nur zu hoffen, daß er nicht gerade wieder im Ausland ist.« Das vergoldete Tor war offen, und dahinter führte eine gewundene Einfahrt zum Dovecote Manor, einem prächtigen Herrschaftssitz im georgianischen Stil. Auf dem asphaltierten Platz vor dem Eingang stand ein roter Porsche. Newman fuhr langsam darauf zu und hielt direkt neben dem Porsche an.
    »Stinkt nach Geld«, bemerkte er. »Dieses Tor am Eingang hat sicher eine hübsche Stange Geld gekostet. Und der Himmel weiß, was für Kostbarkeiten hinter den geschlossenen Toren dieser Doppelgarage verborgen sind. Wahrscheinlich ein Rolls.«
    Tweed sagte nichts. Er stieg aus dem Wagen und stapfte die Steintreppe zum Eingangsportal hinauf. Er drückte auf die Klingel, wartete. Nach einer Weile ging die Tür auf, und Wellesley Carrington blickte nach draußen.
    Er lächelte erfreut. »Was für eine angenehme Überraschung. Lange nicht gesehen.
    Kommen Sie herein mit Ihrem Freund. Ist das nicht Robert Newman, der bekannte Auslandskorrespondent?«
    »Das ist er«, bestätigte ihm Newman, nicht sonderlich begeistert.
    Wie das sonst gar nicht seine Art war, fand er den Mann spontan unsympathisch. Er war knapp eins achtzig groß, gut gebaut und trug einen marineblauen Trainingsanzug.
    Newman schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er strahlte ein Selbstbewußtsein aus, das fast an Unverschämtheit grenzte. Seine Aussprache hörte sich nach einer exklusiven Privatschule an, und seine Manieren ließen keinen Zweifel daran, daß er sich zur Elite gehörig fühlte. Sein dichtes Haar und der hauchdünne Schnurrbart waren hellbraun, seine Augen eisblau, und auf dem vollen, sinnlichen Mund über dem harten Kinn lag ein gewinnendes Lächeln.
    Ein Gigolo, dachte Newman, und ein ausgekochtes Schlitzohr, vor dem man sich besser in acht nimmt. Dieser Mann war fest davon überzeugt, mit jedem Menschen und jeder Situation fertigzuwerden. Er schüttelte erst Tweed, dann Newman die Hand.
    Sein Händedruck war fest. Nach außen hin vermittelte er den Eindruck eines geselligen Menschen, der sich freute, Besuch zu bekommen. Warum hatte Newman dann trotzdem das Gefühl, daß sie im falschen Moment bei ihm aufgetaucht waren?
    »Kommen Sie doch rein«, forderte er sie herzlich auf.
    »Ich hoffe, unser Besuch kommt Ihnen nicht ungelegen«, erklärte Tweed – woraus Newman schloß, daß auch Tweed eine gewisse Reserviertheit im Verhalten ihres Gastgebers bemerkt hatte. »Wir können auch gern ein andermal vorbeikommen«, fuhr Tweed fort. »Es ist nur, daß wir Sie telefonisch nicht erreichen konnten«, fügte er geschickt hinzu. »Sie können es gern sagen, wenn es Ihnen gerade nicht

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