Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
kurz vor einem Schaufenster stehenblieb, sah sie darin Roka und hinter ihm Marler gespiegelt. Darauf ging sie, etwas langsamer, weiter. Was würde Marler wohl in dieser Situation machen? Auf der Straße herrschte einiger Betrieb.
    Marler wartete, bis Roka ein bestimmtes Gebäude erreicht hatte. Dann schritt er zur Tat. Binnen weniger Sekunden war er neben dem Gangster und rammte ihm, von dem Beutel verdeckt, den Lauf der Automatik in die Seite. Seine Stimme war hart.
    »Geh da rein. Langsam. Keine Dummheiten, oder ich verpasse dir eine Kugel.«
    »Das ist eine Kirche!«
    »Rein da, du Drecksack.«
    Eingeschüchtert von Marlers Ton, gehorchte Roka. Die zwei Männer betraten die Malteserkirche. Marler hatte sich schon am Tag zuvor in der Kärntnerstraße umgesehen, war im selben Gebäude gewesen, erstaunt, daß es in Wien etwas gab, das mit Malta zu tun hatte. Die Kirche war leer gewesen.
    Sie war auch jetzt leer, ein düsterer, höhlenartiger Bau, das Dunkel in seinem Innern nur von schwachem Licht durchdrungen. Der Mittelgang, der nach vorn zum Altar führte, war von Holzbänken gesäumt. Das geschäftige Treiben Wiens schien Lichtjahre entfernt.
    Sobald sie die Kirche betreten hatten, postierte sich Marler hinter Roka und drückte ihm die Walther gegen die Wirbelsäule. Der Gangster machte langsame, schwere Schritte, als Marler ihn vor sich her den Mittelgang entlang schob. Dann packte Marler ihn am Arm, stieß ihn in eine Bank und zischte: »Hinknien!«
    Marler war ausnahmsweise wütend – beherrscht, aber dennoch wütend. Er erinnerte sich, wie dieser Kerl Paula behandelt hatte. Roka, dem Marlers eisiger Ton sogar noch mehr Angst einjagte, kniete nieder. Die Mündung der Walther wanderte von seinem Rücken zu seinem Hinterkopf hoch, hielt direkt über seinem breiten behaarten Hals.
    »So machen sie es doch, stimmt’s? Setzen die Waffe am Hinterkopf an und drücken ab.«
    »Bitte, Herr. Ich flehen Sie an…«
    »Betteln bringt Abschaum wie dich nicht weiter. Also fang an zu reden und versuch erst gar nicht, lange zu überlegen. Wo ist das Hauptquartier dieser Organisation?«
    »Sie sagen was?«
    »Ich sage gar nichts. Ich stelle dir eine Frage. Und das weißt du sehr genau. Also antworte gefälligst. Wo ist das Hauptquartier? Wenn du nicht sofort antwortest, wirst du nie mehr etwas sagen, du Dreckschwein.«
    »Ich nicht wissen.«
    »Dann mach schon mal dein Testament.«
    »Bitte nicht…«
    »Du bist ein toter Mann.«
    »Slowakei…«
    »Wer ist der Anführer?«
    »Mein Knie.«
    Rokas rechtes Knie gab nach, und er sank vornüber. Es wirkte durchaus überzeugend, aber Roka hatte den Mann, mit dem er es zu tun hatte, unterschätzt. Er wirbelte herum und riß das Springmesser aus seiner Jackentasche. Mit einem leisen Klicken schnellte eine stilettartige Klinge aus dem Griff in seiner Hand. Damit stieß er nach dem Bauch seines Gegners. Marler bewegte sich so schnell, daß ein Augenzeuge es nicht mitbekommen hätte. Mit unglaublicher Wucht drosch er den Griff der Walther auf Rokas fleischige Nase.
    Der Gangster ging zu Boden und blieb halb unter der Kirchenbank liegen. Er rührte sich nicht mehr. Marler nahm sich nicht die Zeit, seinen Puls zu fühlen. Er war einer der Männer, die bei dem Gefängnisausbruch mehrere Wärter ermordet hatten.
    Auf dem Weg zum Ausgang steckte er die Walther in seinen Beutel zurück, dann trat er blinzelnd in den hellen Sonnenschein hinaus. Paula stand wieder einmal vor einem Schaufenster und beobachtete in dessen Spiegelung den Eingang der Malteserkirche auf der anderen Seite.
    Lächelnd überquerte Marler die Straße. Ihm war die Besorgnis in ihrer Miene nicht entgangen, Besorgnis darüber, was ihm zugestoßen sein könnte.
    »Wir gehen noch mal ins Sacher zurück«, sagte er. »Ich habe wichtige Informationen für Tweed. Vielleicht können wir unsere Zimmer ja noch mal bekommen. Wir sollten erst abwarten, was Tweed dazu zu sagen hat. Ich bin nicht sicher, ob wir wirklich ins Burgenland fahren sollten.«
    Er erzählte Paula, was er aus dem Gangster herausbekommen hatte. Sie dachte eine Weile nach, bevor sie erwiderte: »Sollten wir nicht lieber sehen, daß wir aus Wien wegkommen – Ihretwegen, meine ich? Erzählen Sie, was passiert ist.«
    »Ich habe ihn außer Gefecht gesetzt.«
    »Und wenn die Polizei nach Ihnen sucht?«
    »Das wird sie nicht. Niemand hat uns reingehen sehen – oder mich wieder rauskommen. Ich habe mich vergewissert. Ich habe übrigens eine Browning für

Weitere Kostenlose Bücher