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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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dass Gisbert einer zwar jungen und bildschönen, aber bitterarmen Frau mit schlechter Herkunft verfallen ist, und für ein bisschen Geld würde er seinen auf Abwege geratenen Verwandten freikaufen. Habe gehört, dass so was schon vorgekommen ist.«
    »In Rom ist alles schon einmal vorgekommen.«
    »Meine Rede. Einen Versuch war’s also wert. Rosina und ich haben vor dem Collegium auf ihn gewartet, ihn ein Stück entfernt auf der Piazza angesprochen und über das Treiben seines Bruders informiert. Hat er mir natürlich nicht geglaubt. Da habe ich ihm Unterwäsche von Gisbert gezeigt, eines von den bestickten Teilen - da war ein Monogramm drauf. Er hat es sofort erkannt. Dann hat er meine hübsche Schwester angesehen und kapiert. Ich habe ihm das Angebot gemacht, und er drückte mir einen kleinen Beutel in die Hand, den er dabeihatte.«
    »Wie viel Geld war in dem Beutel?«
    »Nur ein paar Kröten.«
    »Kröten?«
    »Na, Münzen.«
    Den Ausdruck Kröten als Synonym für Münzen hatte Sandro noch nie gehört. Das musste neu sein.
    »Gut, wie viele Kröten?«

    »Sechs Dukaten und eine Handvoll Denare, mehr hatte er nicht dabei. Immerhin! Gar nicht schlecht dafür, dass ich keinen Finger gerührt hatte. Ich war kurz davor, das Geschäft für abgeschlossen zu erklären, aber dann … Mein Riecher meldete sich zu Wort und meinte, da sei noch mehr drin. Der reiche Knilch war schnell auf meinen Vorschlag eingegangen, viel zu schnell. Natürlich waren sechs Dukaten für so einen wenig Geld, doch da war noch etwas anderes: Mir kam es vor, dass er schon lange auf eine Gelegenheit wie diese gewartet hatte, und nun war sie da.«
    »Johannes wollte jeden zum Heiligen machen«, warf Tilman Ried ein. »Auch bei mir hat er es ständig versucht … dass ich ein besserer Mensch werden soll und so weiter. Er sagte: ›Gott schläft in dir, man kann ihn erwecken.‹ Er ist mir damit ziemlich lästig geworden, und wenn er bei mir schon so penetrant war …«
    »Ja«, bestätigte Franco, »kann sein, dass er seinen umtriebigen Bruder zum Besseren bekehren wollte« - die Wendung »zum Besseren« sprach Franco aus, als bezeichne er etwas, das in Kellern lebt und sechzehn Beine hat - »aber ich hatte das Gefühl, dass er irgendeine niederträchtige Freude dabei empfand, seinem Bruder ins Handwerk zu pfuschen. Ich sagte ihm, die paar Kröten reichten nicht, und er willigte ein, mir fünfzig Dukaten zu geben. Er war schon eine ziemliche Laus.«
    Über Rieds Gesicht huschte Hoffnung. »He, das heißt ja, er hat das Geld nicht gegeben, um Gisbert zu unterstützen, sondern im Gegenteil. Und das wiederum bedeutet, dass Rosina und ich nun doch …«
    »Freu dich bloß nicht zu früh, du Pimpf«, rief Franco.
    »Wen nennst du hier Pimpf?«
    »Na, dich. Oder siehst du hier noch jemanden von der Größe einer Gewürzgurke? Rosina liebt Gisbert, verstanden? Deswegen habe ich eben ja auch gesagt, dass wir nie vorhatten, das
Versprechen, das wir diesem dämlichen Johannes gegeben haben, einzuhalten. Rosina liebt Gisbert, Gisbert liebt Rosina. Worauf das hinausläuft, dürfte selbst dir klar sein, Gewürzgürkchen.«
    »Na warte, ich gebe dir eins auf die Fresse.«
    »Komm doch, komm doch!«
    Sandro ging mit vollem Körpereinsatz dazwischen. Nicht, dass er Franco nicht ein paar blaue Flecken gegönnt hätte, aber vermutlich würde doch nur wieder Tilman Ried die Flecken abkriegen, und außerdem war er hier noch nicht am Ende.
    »Los, Rosina«, rief Franco. »Sag’s ihm.«
    Rosina saß wie eine trauernde Witwe auf dem Bett und nickte. »Ja.«
    »Ja, was?«, drängte Franco. »Sag’s ihm richtig, damit er es versteht.«
    Rosina wagte nicht, irgendjemanden anzusehen. »Franco hat recht, Tilman. Ich liebe Gisbert. Ich will mit ihm zusammen sein.«
    Ried nahm diese Worte für bare Münze. Wieder war es so, dass sich in den Ohren eines verliebten, siebzehnjährigen, unerfahrenen Jungen aus der Provinz etwas plausibel anhörte, was sich in den Ohren eines achtundzwanzigjährigen Visitators völlig anders darstellte. Rosina war mit großer Wahrscheinlichkeit weit davon entfernt, Gisbert zu lieben. Dafür hatte sie sich vorhin viel zu sehr gefreut, Tilman wiederzusehen. Wie tief ihre Gefühle für ihn waren, konnte auch Sandro nicht sagen, aber ihr Bekenntnis für Gisbert hatte ihn nicht überzeugt.
    Anders Ried. Er stürmte aus dem Zimmer und kam nicht wieder zurück.
    »Na, endlich«, sagte Franco. »Der Kerl fing an, mich zu ärgern.« Er warf sich auf sein

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