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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Ruhe. Zweimal setzte er zur nächsten Frage an, um sie doch wieder zu unterdrücken. Mittlerweile begannen sie den dritten Rundgang in der Kapelle.
    Sandro entschloss sich, seinerseits die Initiative zu ergreifen.
    »Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mein Misstrauen damals eine winzige Flamme neben einem lodernden Baum war.« Seine Vergleiche waren auch schon mal besser gewesen. »Was ich damit ausdrücken will, ist, dass meine Bewunderung für Luis überwog. Es ist einfach, zu jemandem aufzublicken, zu dem so viele andere aufblicken, und es ist sehr schwierig, damit aufzuhören. Die Bilder, die wir uns machen, werden uns lieb, wir geben sie ungern wieder her, ja, wir wehren uns oft mit Händen und Füßen dagegen. Der Edelmann, der den Diener stets gut behandelt hat, die Mutter, die die Tochter mit Liebe aufgezogen hat, der Freund, der den Freund gelobt und ihm in schwieriger Zeit Kraft gegeben hat - den Fehlern solcher Menschen stehen wir blind gegenüber. Da muss schon eine Menge passieren, damit wir das Bild korrigieren, und noch mehr, damit wir es niederreißen. Für mich war erst in Trient dieser Punkt erreicht.«

    Er hatte Rodrigues nun wahrlich genug Stoff gegeben, um irgendwo einzuhaken, doch der junge Mann schwieg.
    Und schwieg.
    Sandro war in der Hoffnung in dieses Gespräch eingestiegen, dass er irgendetwas Nützliches erfahren würde. Immerhin waren Luis und Miguel Rodrigues Verdächtige in zwei Mordfällen, und dann gab es ja noch das obskure Haus, es gab das Geld … Doch bisher war er es gewesen, der die meiste Zeit geredet hatte, und wenngleich die Richtung von Rodrigues’ Fragen interessant war, hatte Sandro trotzdem noch nichts erfahren. Die nächste Frage des Portugiesen machte ihn sogar argwöhnisch.
    »Vater, hegt Ihr, bezogen auf die Mordfälle, einen besonderen Verdacht gegen Bruder Luis?«
    Wer horchte hier eigentlich wen aus? War es möglich, dass Luis diesen jungen Mann, seinen Assistenten, vorgeschickt hatte, um etwas aus Sandro herauszulocken? Waren die Fragen, die Rodrigues zu Anfang gestellt hatte, nur Täuschung, Ablenkung? Würde Luis wirklich so dumm sein, zu glauben, dass Sandro das nicht merkte? Oder handelte Rodrigues aus eigenem Ansporn? Hatte er mehr Angst um Luis oder um sich selbst?
    »Meine Aufgabe ist es«, erwiderte er, »jedem alles zuzutrauen. Noch nicht einmal die Toten sind unverdächtig. Mit Ausnahme des Ehrwürdigen und mir selbst, hege ich gegen jeden einen besonderen Verdacht.«
    »Ihr habt Bruder Luis noch nicht befragt.«
    »Beschwert er sich darüber?«
    »Nein, er … Davon weiß ich nichts. Ich wundere mich nur, das ist alles.«
    Das hörte sich fast so an, als wäre es Rodrigues, der sich beschwerte.
    »Gibt es etwas, das Ihr mir erzählen möchtet, Bruder?«

    Rodrigues zog sich in sich zurück. »Nein, Vater, eigentlich nicht.«
    Eigentlich! Nun gut, so kam man nicht weiter, und Sandro stand kurz davor, einen Drehwurm von dem sechsten Rundgang zu bekommen.
    »Hört zu, Bruder Rodrigues, ich werde Euch ein Letztes zu diesem Thema sagen und dann für immer schweigen. Zieht die Schlussfolgerung daraus, die Euch passt. Ich beginne mit einer Frage: Stellt Euch vor, Ihr solltet Luis de Soto mit einem Körperteil gleichsetzen, gleichgültig, welchem, was fiele Euch dazu ein?«
    »Da muss ich nicht lange überlegen - auch wenn das ein merkwürdiges Spiel ist.«
    »Nun?«
    »Der Kopf. Bruder Luis ist ungewöhnlich versiert auf so vielen Gebieten des …«
    »Verzeiht, wenn ich unterbreche. Der Kopf also. Gut, ich verrate Euch jetzt, welcher Körperteil mir als Erstes einfällt, wenn ich an Luis denke.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Der Ellenbogen. Luis ist der personifizierte Ellenbogen. Mehr sage ich dazu nicht.«
    Er reichte dem verwirrt dreinblickenden Rodrigues die Hand. »Ich bin jederzeit bereit, mit Euch über alles zu sprechen, wonach Euch verlangt«, sagte er zum Abschied und fügte im Geiste hinzu: Auch wenn es die mit Abstand seltsamste Unterhaltung war, die ich je geführt habe.

17
    In der Privatkapelle der Päpste, der Sixtina, standen sie sich in großer Entfernung gegenüber, Julius am hinteren Ende, Milo, der gerade hereingeführt worden war, am vorderen. Der Mörder besaß so viel Respekt, sich zu verneigen, nicht näher zu kommen, nicht als Erster das Wort zu ergreifen, und so hatte es den Anschein, als sei die Ordnung, die den einen vom anderen trennte, intakt. Der Schein trog. Julius gab sich keinen Illusionen hin. Hier trafen nicht der Herr und

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