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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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na, ist nicht so wichtig, siehst du dann schon. Hier ist der Schlüssel. Wiedersehen.«
    Sie war seiner Anwesenheit müde geworden, und damit war sichergestellt, dass sie ihm nicht folgen würde. Er ging die Treppe hinauf und entriegelte die entsprechende Tür. Alles machte einen sauberen Eindruck, was für römische Verhältnisse nicht selbstverständlich war. Die Tür öffnete sich in einen kleinen, trüb beleuchteten Raum, ein nacktes Vorzimmer, das in einen großen Raum überging. In dessen Mitte standen ein einfacher, quadratischer Tisch und vier Stühle, die von drei mannshohen metallischen und mit je fünf Kerzen bestückten Lüstern umgeben waren. Der Rest war Leere, man hätte darin Sarabande tanzen können. Eine einzige weitere Tür führte in
einen Nebenraum, in dem das Bett stand, von dem die Hausmeisterin gesprochen hatte. Alle Fensterläden in beiden Räumen waren geschlossen, und Sandro beließ es dabei.
    Die Wohnung gab nicht viel von dem preis, was in ihr vor sich ging. Auf dem Tisch lagen Tinte, Feder und Papier bereit. Außer schreiben, beieinander sitzen, reden und schlafen konnte man hier nichts tun. Niemand lebte hier. Man verweilte allenfalls für eine Nacht. Eine solche Wohnung durfte man mit Fug und Recht konspirativ nennen.
    Doch worin bestand die Konspiration? Hierzu gab es keine Anhaltspunkte. Das Papier war nicht beschriftet, den Beutel hatte der Jesuit heute Morgen mitgenommen, und der Brief, den er bei seiner Ankunft bei sich gehabt hatte, war entweder von Rodrigues an sich genommen worden oder …
    Sandros Blick fiel in den Kamin.
    Asche. Und zwar nicht wenig.
    Er kniete sich vor den Kamin und stocherte mit den Fingern in dem kalten Aschehaufen herum. Ein paar kleine Papierfetzen waren vom Feuer nicht erfasst worden, und Sandro sammelte sie ein und legte sie vor sich auf den Boden. Die meisten enthielten nur eine Silbe, ein halbes Wort, nichts Spektakuläres, nichts jedenfalls, das Sandro geholfen hätte, den Inhalt des Briefes zu erfassen. Drei Fetzen hingegen machten neugierig. Auf dem ersten Stück stand geschrieben: João III. Sandro wusste, dass Dom João III. König von Portugal war, und das schon seit mehreren Jahrzehnten. Er hatte seinem Land zahlreiche Überseegebiete in Nordafrika, Asien und der Neuen Welt gesichert, hatte die Juden aus Portugal vertrieben, die Inquisition aufgebaut und in den eroberten Ländern die Missionierung der Heiden durch die Jesuiten gefördert. Von Rom ließ er sich ungern in seine Angelegenheiten hineinreden, und der Nachbar Spanien war ein großer Rivale, den er fürchtete und von dem er größtmögliche Unabhängigkeit anstrebte. Das
war auch der Grund für seine ständige Geldnot, denn die riesigen Gewinne, die er aus den Kolonien abschöpfte, gab er für die Flotte, zahlreiche Exkursionen, ein starkes Heer und eine der spanischen Hofhaltung ähnliche Prachtentfaltung aus. Dass in einem Brief aus Coimbra der Name des Königs erwähnt wurde, war sicher nicht ungewöhnlich, doch wenn dieser Brief verbrannt wurde … Der zweite Fetzen des in portugiesischer Sprache verfassten Briefes zeigte das Wort distribuicao . Je nachdem, was dem Wort folgte und in welchem Zusammenhang es geschrieben wurde, konnte es völlig verschiedene Bedeutungen haben: Verbreitung, Zuwendung, Verteilung, Trennung, Geldverleih, Spaltung, Abweichung, Einteilung, ja, sogar Irrlehre. Der dritte Fetzen schließlich war ein Fragment der Unterschrift: »… on Rodrig …« Der Brief war also von einem Rodrigues unterzeichnet worden, vermutlich von Simon Rodrigues, Miguels Onkel, dem langjährigen Weggefährten Loyolas.
    Aus drei Fetzen etwas zu schlussfolgern wäre nahe an Hellseherei herangekommen. Die Namen von João III. und Simon Rodrigues in Verbindung mit distribuicao , dem Geld, der konspirativen Wohnung und einem Fass voll Fantasie, all dies könnte für allerlei aberwitzige Hypothesen herhalten, die am Ende nichts anderes als spannende Ammenmärchen wären.
    Sandro hörte ein Geräusch, aber bevor er sich umdrehen konnte, traf ihn etwas Hartes am Kopf, und er verlor die Besinnung.
     
    Liebe zu machen war in Rom gar nicht so einfach - jedenfalls nicht, wenn man sie draußen und bei Licht machen wollte. Die Stadt war wimmelnd, schwitzend, endlos. Wo ein paar Bäume und Gräser wuchsen, konnte man davon ausgehen, dass sie von einer Mauer umgeben waren, die zu einer Villa von reichen Leuten gehörte, und der Palatin war zwar in der Nacht das
ideale Terrain jeder Lust,

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