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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Signorina Bender, die wiederum Eure - Freundin ist. Und als ich den Mann gestern Abend in Eurer Begleitung sah und als ich dann auch noch hörte, dass Ihr bei einem Anschlag verletzt worden seid, da wurde ich unruhig.«
    Mit gutem Grund, dachte Sandro. Auch er wurde unruhig. Warum sollte Massa Milo bezahlen? Wenn es um eine Frau, eine Hure, gehen würde, gäbe er Signora A das Geld und nicht
ihrem Sohn. Wenn es jedoch nicht um die Vermittlung von Liebesdiensten ging …
    Es war natürlich ein völlig verrückter Gedanke. Verrückt, ja - abwegig, nein. Für einen Visitator durften abwegige Thesen nicht existieren, und die These sah folgendermaßen aus:
    Massa hasst Sandro, ist jedoch machtlos, solange Julius seine schützende Hand über ihn hält. Massa will Sandro aus dem Weg haben. Er bezahlt jemanden. Steine stürzen von einer Mauer, es sieht nach einem Unfall aus. Milo kann es nicht gewesen sein. Außer Antonia und Sandro hat aber nur Milo gewusst, dass sie zu Volone wollten. Milo sagt Volone, was er zu tun hat …
    Doch halt! Das würde ja bedeuten, dass Milo Volone kannte, den Mann, den man verdächtigte, Carlotta ausspioniert zu haben. Und im Übrigen, wieso kam Massa auf die Idee, Milo, den Sohn einer Hurenhausbesitzerin, mit dem Mord an Sandro zu beauftragen?
    Je länger Sandro darüber nachdachte, desto heftiger klopfte sein Herz. War Papst Julius in dieses Verbrechen verwickelt? Und war es ratsam, ihn darauf anzusprechen?
    »Ich hatte doch recht, es Euch zu sagen, oder?«, fragte Angelo.
    »Unbedingt.« Er sah seinen Diener an. Sandro kannte die Stadt, in der er aufgewachsen war, gut genug, um zu wissen, welche Männer sich nachts auf dem Palatin die Beine in den Bauch standen, und warum. Das war der heiklere Teil der Beichte.
    »Ich werde dafür sorgen, dass du dazu nicht länger genötigt bist, Angelo. Sobald wir unsere Arbeit erledigt haben, erhöhe ich dein Salär, und zwar erheblich.«
    Angelo blickte ihn mit einem dankbaren Lächeln an, das er jedoch mit einem Kopfschütteln konterkarierte. Da verstand Sandro. Angelo ging vielleicht auch des Geldes wegen auf den Palatin, aber nicht nur des Geldes wegen.

    »Du gehst freiwillig dorthin?«
    »Freiwillig.«
    »Seit vier Jahren?«
    »Ja. Carlotta wusste es. Daher kannten wir uns ja auch, sie und ich. Die Huren und die Männer vom Palatin kennen sich fast alle untereinander. Wir tun ja dasselbe.«
    »Und du hast die Absicht, weiterhin …?«
    »Ja.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Mir ist klar, was das bedeutet, Vater. Ich gehöre in Euren Augen - und vielleicht auch in den Augen Gottes, ich weiß nicht - zu den schlimmsten Sündern, und es wird nach dieser Beichte schwer für Euch sein, mich weiterhin als Diener zu behalten. Aber ich müsste lügen, würde ich sagen, dass ich bereue oder dass ich bereit bin, mein Leben zu ändern … Das werde ich nicht. Niemals.«
    Sandro schluckte. »Wenn du nicht bereust, Angelo, darf ich dir die Absolution nicht geben.«
    »Das weiß ich. Ich will keine Absolution. Ich habe Euch das alles nur erzählt, weil Euer Leben davon abhängen könnte. Können wir die Beichte jetzt beenden?«
    »Wenn du möchtest.«
    »Das möchte ich.«
    »Dann ist die Beichte hiermit abgeschlossen.«
    Sie erhoben sich gleichzeitig vom Tisch, ohne einander anzusehen. Hinter ihren Stühlen, die Hände auf den Rückenlehnen, blieben sie stehen. Keiner sagte ein Wort. Angelo hatte recht. Was einmal ausgesprochen worden war, was einmal gehört wurde, und sei es in der Beichte, ließ sich nicht vergessen oder zurücknehmen. Angelo würde nicht so tun können, als sei das Geheimnis noch in seinem Besitz, und Sandro würde nicht so tun können, als sei er dem Geheimnis nie begegnet.
    Andererseits war ihr Verhältnis zueinander nun freier als zuvor.
Angelo wusste von Antonia, Sandro wusste vom Palatin. Das, was sie voreinander verborgen hatten, hatte eine aufrichtige Zusammenarbeit verhindert.
    Sandro sagte: »Wenn ich morgen noch Visitator sein sollte, und das hängt von dem ab, was ich in den nächsten Stunden herausfinde, dann werde ich dich Seiner Heiligkeit als meinen persönlichen Assistenten vorschlagen. Visitatoren brauchen kluge, ehrliche Assistenten. Sie brauchen Menschen wie dich.«
     
    Antonia arbeitete noch, als die Steinmetze schon gegangen waren. Sie hatte einiges aufzuholen, denn in den letzten Tagen war sie mehr mit ihrem komplizierten Privatleben und der Suche nach Carlottas Mörder beschäftigt gewesen und hatte sich nicht um ihren

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