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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Toten. Er hatte Luis nie berührt; deshalb kam es ihm fremd und unwirklich vor, als er Luis unter den Achseln packte und versuchte, ihn hochzuheben. Er war nicht schwer, dennoch war er als Mann von mittlerer Größe kein Leichtgewicht. Um ihn aufhängen zu können, musste man ihn zunächst wehrlos machen. Auf Luis’ Hinterkopf befand sich eine Prellung, die jedoch auch vom Aufprall auf den Boden
herrühren konnte. Wie auch immer, der Besinnungslose - oder Tote - bekam einen Strick um den Hals gebunden, dann wurde das andere Ende des Stricks über den Deckenbalken geworfen. Und nun kam der schwierigste, anstrengendste Teil für den Mörder: Er musste Luis so hoch hinaufziehen, dass dessen Füße etwa eine Handbreit über dem Boden schwebten, denn so hatten Ried und Sandro die Leiche aufgefunden. Und zusätzlich musste der Mörder auch noch die Kraft haben, das Gewicht so lange zu halten, bis er das Ende des Seils um den Eisenhaken in der Wand, auf dem man allabendlich vor dem Zubettgehen seine Gewänder aufhängte und lüftete, gewickelt und festgeknotet hatte.
    Sandro musste wissen, wie schwierig das zu bewerkstelligen war, also band er einen neuen Strick, legte ihn Luis um den Hals, warf den Strick über den Balken und zog daran. Es war makaber, Leichenschändung, und deswegen hatte er Angelo auch nicht dabeihaben wollen. Aber Sandros Wille, endlich den dreifachen Mörder, der einen jungen Mann vergiftet, eine liebenswerte Frau und Mutter in Brand gesteckt und einen Mitbruder erhängt hatte, zu entlarven und zur Strecke zu bringen, war größer als alle Skrupel.
    Es war mühsam, Luis hochzuhieven, und noch schwieriger, dieses Gewicht zu halten, um das Seil zu befestigen. Aber es war möglich. Völlig erschöpft beendete Sandro sein widerliches Experiment, auf das er nicht stolz war, das ihn jedoch weiterbrachte.
    Wenn es Sandro nur mit großer Kraftanstrengung gelang, Luis aufzuhängen, wer noch besäße dann diese Kraft? Rodrigues sicher nicht, Tilman Ried und Gisbert von Donaustauf ebenfalls nicht. Birnbaum, Königsteiner und Duré kämen jedoch in Frage.
    Oder man hatte es mit zwei Mördern zu tun.

    »Ich war doch letzte Nacht überhaupt nicht hier«, schrie Gisbert von Donaustauf Angelo an, als Forli das »Hauptquartier« im Collegium Germanicum betrat. »Ich war bei Rosina, sie kann’s bezeugen. Wir haben beschlossen, zu heiraten. Also habe ich mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun.«
    Forli grüßte Angelo. »Ich hab’s gehört, das von de Soto. Die Wache draußen hat’s mir erzählt.«
    »Gibt’s was Neues von Milo?«, fragte Angelo über Gisberts Kopf hinweg.
    Forli schüttelte den Kopf. »Wo ist Carissimi?«
    »Oben.«
    »Und der da, was ist mit dem?«
    »Erstens bin ich nicht ›der da‹«, rief Gisbert, »und zweitens ist gar nichts mit mir. Ich weiß nichts. Mir steht’s bis hier. Ich will nur noch meine Sachen packen und gehen. Ja?«
    »Nein«, antwortete Angelo, erfrischend kurz und streng, wie Forli fand. Der Junge ging es richtig an. Nur keine Blöße zeigen. Nur nicht erkennen lassen, dass man nervös war. Und Angelo war nervös, jeder war bei seiner ersten Befragung nervös. Deswegen ließ Forli sich auch nur kurz und stichwortartig von Angelo auf den neuesten Stand bringen und überließ ihm dann das Feld. Er legte sich samt Stiefeln auf das Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah unentwegt zur Decke - wobei er natürlich gleichzeitig ganz Ohr war.
    »Es geht nicht um gestern Abend«, setzte Angelo dem Befragten auseinander, »sondern um den Abend, als Euer Bru - der getötet wurde. Ihr und Birnbaum habt die Tafel vorbereitet.«
    »Ich habe ein bisschen geholfen, und das auch bloß, weil ich helfen musste.«
    »Wer hat das Wasser aufs Pult gestellt?«
    »Wasser? Pult? Was soll denn das? Warum sollte ich mich für Wasser auf dem Pult interessieren?«

    »Vielleicht, weil dieses Wasser Euren Bruder umgebracht hat.«
    Gisbert wurde plötzlich ganz still und wusste nicht recht, wohin mit seinen Händen und Beinen.
    »Erinnert Ihr Euch jetzt an das Wasser?«
    »Ja«, sagte Gisbert kleinlaut.
    »Weiter.«
    »Na ja, der Birnbaum war’s. Als er das Pult abwischte und so weiter. Der hat den gefüllten Becher mit hinausgenommen. Wenn er was anderes behauptet, lügt er.«
    »Werden wir sehen. Wer hat den Becher in der Küche gefüllt?«
    »Ich war’s. Ich hab ihn gefüllt, und zwar mit Wasser aus einem Krug, den wir später noch auf die Tafel gestellt haben. Davon ist keiner

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