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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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als würden sie das Thema vertiefen wollen, also blickte Forli zum zehnten Mal in das Loch.
    »Vielleicht hat Johannes Geld da drin versteckt gehabt«, schlug er vor.
    »Schwerlich, Forli«, widersprach Carissimi. »Wir wissen, er hatte dreihundertfünfzig Dukaten in Gold geholt, von denen er dann fünfzig an Rosinas Bruder Franco zahlte, und zwar im Hinterhof. Blieben dreihundert Dukaten, und die passen nicht in die kleine Mulde.«
    »Der Beutel, den ich bei Rodrigues gesehen habe«, ergänzte Angelo, »war bedeutend größer als die Mulde.«
    Forli sagte: »Wein kann es auch nicht gewesen sein, der passt noch viel weniger da rein. Wie wär’s mit Briefen? Oder ein früherer Bewohner hat das Geheimfach gegraben, und Johannes wusste nichts davon. Wäre doch möglich.«
    Möglich war viel. Jeder neue Hinweis schien die Ermittlungen eher zurückzuwerfen, als voranzubringen. Die Mulde, das Geld, die konspirative Wohnung, Giovannas letzte Worte - wer hatte wem nicht geholfen? wobei nicht geholfen? - und nun auch noch die Sache mit Birnbaum.
    »Ich habe das Gefühl, wir sind nahe dran«, behauptete Carissimi.
    »So? Das sehe ich anders. Wenn Birnbaum das Opfer werden sollte, dann müssen wir sowieso wieder ganz von vorn anfangen«, murrte Forli. »Andererseits - warum hat der Mörder später nicht ihn, sondern Giovanna und de Soto umgebracht?« Forli hasste Verbrechen, die nicht stark und mächtig und übersichtlich wie ein Baumstamm waren, sondern sich verästelten wie Brombeergestrüpp. Und er hasste zu langes Schweigen, so wie jetzt.

    »Ich sage euch was. Wir lassen den Wasserbecher und die Mulde einfach mal beiseite und nehmen uns jetzt, wie wir’s vorhatten, diesen Rodrigues vor.«
    Glücklicherweise waren alle mit seinem Vorschlag einverstanden.
     
    Unglücklicherweise fieberte Miguel Rodrigues. Als sie in sein Zimmer traten, lag er schweißgebadet auf dem Bett und warf den Kopf hin und her. Seine Augen waren geöffnet, doch er schien nichts von dem wahrzunehmen, was um ihn herum passierte. Gelegentlich stieß er unzusammenhängende Wörter aus: tausend Lichter, herrlich, herrlich, die Leute, Ehrfurcht, großes Schweigen in der Nacht, heilig, Wunden, fünf Wunden, der Schmerz, der Rücken aus Feuer, tausend Lichter, Gesang der Engel, Zahn des Heiligen, wunderbar, o wunderbar, aber was, was ist das, ah, ah, nein, nein, bitte nicht, Judas, Spaltung, Onkel, will nicht, o bitte, Bruder Luis, will nicht, Johannes, das Kainsmal, Rache des Herrn, Ungehorsam, schrecklicher Ungehorsam.
    »Der hatt’se schon vorher nicht mehr alle gehabt«, sagte Forli und tippte sich an die Schläfe. »Bei Fieber ist es dann ganz aus.«
    Der Zustand von Miguel Rodrigues war so bedenklich, dass man Magister Duré rief, der dem Kranken eine Salbe aus Malven- und Holunderblüten auftrug und kalte Umschläge machte. Einen Aderlass lehnte er zu diesem frühen Zeitpunkt ab, weil das Fieber nicht körperlicher, sondern geistiger Natur sei.
    »Und der Quacksalber«, sagte Forli, als Duré gegangen war, »sollte sich auch gleich mal was auf die Brust schmieren. Blödes Gerede. Geistiges Fieber, wo gibt’s denn das? Nur bei Mönchen, wie? Die sind alle zu weich.«
    »Rodrigues hat gerade seinen Mentor verloren, Hauptmann«, wandte Angelo ein.

    »Na und? Wenn ich einen Mentor hätte - schon das ist ein lächerlicher Gedanke, ich bin mein eigener Mentor, aber angenommen, ich hätte einen -, würde ich wegen dessen Tod doch kein geistiges Fieber kriegen. Angenommen, einer von euch beiden stürbe, na, dann ginge ich drei Tage und Nächte in die Taverne, leerte ein Fass, und fertig.«
    »Das ist uns ein großer Trost, Hauptmann. Jetzt sehe ich meinem Tod gleich viel gelassener entgegen.«
    »Fein, Angelo, ich meine ja bloß. Gib mir drei Monate. Wenn ich den Portugiesen drei Monate unter meinen Fittichen hätte, hätte es sich ein für alle Mal ausgefiebert, ganz bestimmt.«
    Doch auch Forli musste zugeben, dass sie keine drei Monate Zeit hatten und Durés Salbe im Moment das bessere Mittel war, um Rodrigues verhörfähig zu kriegen.
    Forli fiel auf, dass Carissimi noch fast nichts gesagt hatte, seit sie das Zimmer betreten hatten.
    »Dieses Schweigen kenne ich, Carissimi. Ihr sitzt wie ein Sumpfhuhn auf dem Ei. Da schlüpft bald was.«
    Ohne die Bemerkung zu kommentieren, sagte Carissimi: »Angelo, bleib bitte bei Miguel Rodrigues und schreib mit, was er im Fieber redet. Forli, Ihr passt auf, dass Königsteiner, Birnbaum, Tilman Ried und Gisbert

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