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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Gefahr bringen würde. Ich weiß, dass nun die Stunde der Abrechnung gekommen ist, und ich muss mich ihr alleine stellen, weil ich sonst alle, die ich liebe, einer unvorstellbaren Gefahr aussetzen würde. Ein Leben ohne Dich ist nicht lebenswert, aber ich hoffe, dass ich eines Tages in der Lage sein werde, zu Dir zurückzukehren, meine Liebste. In der Zwischenzeit passt bitte gut auf Euch auf.
Dein Dich liebender Ehemann
William
    »Ich … ich verstehe das nicht«, stammelte Raquella. »Welches Geheimnis meint er? Wohin ist er gegangen? Was ist hier los, Mama?«
    Georgina beantwortete die Fragen ihrer Tochter nicht.
    »Oh, mein geliebter William«, flüsterte sie. »Was hast du bloß getan?«

9
    Eine Droschke fuhr ratternd vor und hielt vor Edwin Raffertys Haus an. Durch das Geräusch alarmiert, liefen Jonathan, Carnegie und Arthur nach draußen und sahen gerade noch, wie Lucien Fox mühsam aus der Kutsche kletterte. Der Herausgeber des Darkside-Kuriers humpelte mit einem gereiztem Gesichtsausdruck auf Arthur zu.
    »Ich hoffe, es ist wirklich wichtig. Sie wissen, dass ich ungern mein Büro verlasse.«
    Der Reporter lächelte grimmig.
    »Oh, es ist sehr wichtig. Es ist sogar so wichtig, dass ich es für keine gute Idee halte, dass Sie es im Büro des Kuriers herumerzählt haben. Es mag ja sein, dass Sie Ihrem ergebenem Mitarbeiterstab trauen, aber ich tue das sicherlich nicht.«
    Sie marschierten zurück in Edwins düsteres Wohnzimmer, wo die Nachricht aus dem Tresor auf dem Tisch lag. Lucien setzte sich eine schmale Lesebrille auf und untersuchte sie sorgfältig. Das Papier knisterte zwischen seinen Fingern. Schweigend las er mehrmals die Nachricht. Dann blickte er auf und rieb sich nachdenklich den Nacken.
    »Nun, das könnte echt sein«, räumte er ein. »Das Papier sieht alt genug aus.«
    Arthur lächelte triumphierend und tupfte sich mit dem stets gegenwärtigen Taschentuch die Stirn.
    »Unglaublich, nicht wahr? Sie wissen, was das bedeutet, oder? Es ist seit über einem Jahrzehnt der erste neue Hinweis im Mordfall James Ripper!«
    »Ich würde mich nicht zu früh freuen«, entgegnete Lucien. »Diese Nachricht ist nur wenige Zeilen lang und enthält keinen konkreten Beweis. Es könnte sich auch um etwas ganz anderes handeln.«
    »Er hat recht«, warf Carnegie naserümpfend ein. »Das ergibt keinen Sinn. Willst du wirklich behaupten, dass Darksides berüchtigtster Mord von Edwin Rafferty begangen wurde? Der Mann hätte nicht einmal eine Schlägerei auf der Hauptstraße organisieren können.«
    Arthur runzelte die Stirn.
    »Ich weiß, dass ich mich auch täuschen kann. Aber ich habe dasselbe Gefühl, das ich hatte, als ich den Claude-duPont-Mord untersucht habe. Damals wollte niemand glauben, dass der Kaminkehrer für solch eine teuflische Tat verantwortlich sein könnte, aber ich habe es ihnen bewiesen. Meine Eingebung trügt mich normalerweise nicht.«
    »Das stimmt auch wieder«, erkannte Lucien ironisch an. »Aber selbst wenn die Nachricht etwas mit James Ripper zu tun hat, hilft sie Ihnen weiter? Haben Sie jemals von einem Bruder Flink gehört?«
    »Habe ich nicht, aber ich kann mich umhören. Irgendjemand in Darkside wird wissen, wer er ist …«
    Er wurde von Carnegie unterbrochen, der sich geräuschvoll räusperte.
    »Das wäre eine Möglichkeit. Obwohl sie etwas vage ist. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen könnten.«
    »Was meinst du?«
    »Sieh dir die Nachricht noch mal an.«
    Lucien und Arthur betrachteten das kleine Stück Papier näher und legten konzentriert die Stirn in Falten. Nach wenigen Sekunden schnalzte der Herausgeber enttäuscht mit der Zunge.
    »Ich gebe auf. Was haben wir übersehen?«
    »Ich wette, der Junge entdeckte es.«
    Arthur reichte die Nachricht Jonathan, der sie genau betrachtete. Unterhalb der krakeligen Handschrift entdeckte er ein schwaches Muster, das Teil des Papiers zu sein schien.
    »Da ist eine Art Symbol …«, sagte er. »Zwei ineinander verschlungene Buchstaben. Ein K und ein C.«
    »Natürlich! Ein Wasserzeichen!«, rief Arthur.
    »Und welche Institution in Darkside benutzt dieses Zeichen?«
    Der Reporter dachte kurz nach.
    »Oh. Feine Pinkel«, bemerkte er mürrisch.

    Sie gingen in Richtung Westen, ganz bis zum Ende der Hauptstraße. Die Einheimischen waren an diesemAbend in besonders feindseliger Stimmung, und Jonathan war froh, dass Carnegie mit drohendem Blick neben ihm auf dem Bürgersteig lief. Arthur und Lucien folgten ein

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