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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Arthur spähte in den dahinter liegenden Raum und wimmerte leise. Carnegie sah ihm über die Schulter und erhaschte einen kurzen Blick auf einige große Flecken an den Wänden, bevor Raquella die Tür zudrückte. Die Bestie in ihm hatte den vertrauten Geruch von Blut wahrgenommen.
    »An Ihrer Stelle würde ich hier nicht herumschnüffeln«, sagte Raquella bestimmt. »Ich möchte nicht, dass Sie sich verirren oder Dinge sehen, die Sie besser nicht sehen sollten.«
    Sie spürte das Unbehagen ihrer Besucher und drängte sie in Richtung des Treppenhauses, wo sie den ersten, zweiten und dritten Stock passierten und schließlich den Turm betraten, in dem sie zuvor das Licht hatten brennen sehen. Die Treppe ging über in eine Wendeltreppe und die Absätze des Dienstmädchens klapperten auf den Holzstufen. Carnegie hörte, wie Arthur schnaufte, als der beleibte Reporter versuchte, mit ihnen Schritt zu halten.
    Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis sie ein Licht sahen, das unter einer Tür durchschien. Raquella öffnete die Tür und bedeute den anderen, ihr zu folgen. Im Gegensatz zum kalten und düsteren Treppenhaus war der Raum wohltuend warm, hell und schlicht, aber elegant eingerichtet. Ein kleines Feuer brannte knisternd im Kamin. Davor saß eine Gestalt in einem hohen Lehnstuhl und blätterte gelangweilt in einem Buch. Es war Vendetta.
    Raquella erschrak.
    »Meister … Sie sind wach? Ich dachte, Sie schlafen.«
    Der Vampir lächelte sie amüsiert und berechnend zugleich an.
    »Das dachte ich mir.« Er schlug das Buch zu. »Es macht mir nichts aus, wenn du Freunde hierher einlädst, Raquella, aber dein Geschmack lässt einiges zu wünschen übrig. Wen haben wir denn hier?«
    Vendetta beäugte die Begleiter des Dienstmädchens.
    »Ein fetter Mann und ein gezähmter Bastard. Was für eine Mischung! Werden Sie mit uns speisen?«
    »Es ist etwas spät, um zu Abend zu essen, Sir, aber wenn Sie hungrig sind, dann könnte ich …«
    »Ich bin immer hungrig, Raquella«, unterbrach er sie. »Du solltest das am allerbesten wissen.«
    Carnegie stellte sich vor das Dienstmädchen.
    »Lass das Mädchen in Ruhe. Ich habe sie gezwungen, uns hereinzulassen. Es ist nicht ihre Schuld.«
    Der Vampir lachte höhnisch.
    »Natürlich hast du das! Sie hat dir ja schließlich keinen Brief geschrieben, um dir mitzuteilen, dass ihr Vater hier ist, und du bist ja nicht deswegen sofort hierher gekommen.«
    Carnegie starrte Raquella an, die bleich wurde.
    »Ich weiß nicht, woher er das weiß«, protestierte sie. »Ich habe ihm nichts verraten!«
    »Das musstest du auch nicht. Deine Illoyalität ist so vorhersehbar. Was glaubst du, warum ich dir überhaupt erzählt habe, dass dein Vater hier ist? Ich wusste, dass du sofort zu Carnegie laufen würdest. Es wundert mich, dass der Starling-Junge nicht dabei ist.«
    »Nun, wir sind hier«, sagte der Wermensch schroff. »Was willst du von uns? Wo ist William?«
    »William geht es gut. Er ist an einem sicheren Ort hinter Schloss und Riegel. Man hält ihm ein Messer an den Hals, nur für den Fall, dass dir das Fell sprießt und du mich würgst.«
    »Ich werde tun, was ich kann. Meine Selbstbeherrschung ist auf das Äußerste strapaziert.«
    »Meine ebenfalls«, erwiderte Vendetta mit einer Stimme, die so tief und kalt war wie ein Grab. »Wenndu mich anrührst, wird man dem Vater des Mädchens den Hals durchschneiden. Belästige mich weiterhin und ich werde ihn vielleicht selbst töten.«
    »Ich frage dich nochmals: Was willst du?«
    Die Temperatur im Zimmer sank um einige Grad, als der Wermensch und der Vampir sich gegenüberstanden und anstarrten. Dann lehnte sich Vendetta in seinem Stuhl zurück und lächelte.
    »Ich habe mit einem alten Freund von mir aus dem Kain-Club geplaudert«, fuhr er beiläufig fort und betrachtete seine Fingernägel, »und der hat mir erzählt, dass du dort hereingeplatzt bist und Ärger gemacht hast. Und nun sind die Gentlemen einer nach dem anderen ausgelöscht worden. Abgesehen von unserem gemeinsamen Freund Bruder Stahl, der in den Genuss meiner Gastfreundschaft gekommen ist. Alles in allem habe ich das deutliche Gefühl, dass du dich wieder in Dinge eingemischt hast, die über deinen Horizont gehen, Carnegie.«
    »Sie sind es, nicht wahr?« Arthurs Stimme klang schockiert. »Sie sind Bruder Flink!«
    Der Vampir bedachte den Reporter mit einem zutiefst verächtlichen Blick.
    »Bruder Flink?«, wiederholte er geringschätzig. »Geheime Gesellschaften … geheime

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