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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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Haus deinen Garten wolltest, weil du, während sie herumkamen und sich auf unbekannten Straßen abplagten, deinen Vater sterben und den flammenden Blick deiner Mutter sahst, die dich ein weiteres Mal verurteilte: Frau Tochter Hure ohne Verstand, die trotz eines solchen Unglücks nicht ins Dorf zurückkehrt, die weit weg und allein lebt und fickt, mit wem es ihr beliebt, sittenlos und schamlos, weil du an jenem Abend geschworen hast, dass Schluss sein müsse, dass du Geld haben müsstest für deinen Wagen, für die Cremes gegen das Altern, um nicht so eine hundertjährige Vogelscheuche wie deine Mutter zu werden, dass du jeden Abend, wenn du dazu Lust hättest, mit dem Wagen in die Stadt fahren, jeden Tag jemand anderen lieben würdest, wenn du dazu Lust hättest, und einen Schwächeren heiraten würdest, der in dich verliebt wäre, und Nicola konnte das nicht sein.
     
    Sie fragt erinnert quält sich, Marta Deiana, sie weiß nicht, dass die schwarze Alte schon unterwegs ist, wenn sie es wüsste, wäre es auch nicht besser oder schlechter, den Tod spürt sie in ihrem Herzen, vielleicht wegen der Dunkelheit jenseits der Scheibe, wegen der schwarzen Kälte des Regens, vielleicht.

14
    Als Crissanti in die Kaserne zurückkam, fragte er Meloni, ob irgendetwas passiert sei, Nichts, erwiderte der Mann, Und Sie, alles in Ordnung?
    Nein, sagte der Maresciallo, erzählte ihm die Geschichte mit dem gekreuzigten Hund, erwähnte kurz die Mülldeponie, die Artikel des jungen Mannes, Frag ein bisschen herum, ob jemand was weiß, fügte er am Ende hinzu, etwas geheimnisvoll tuend, womit er Meloni ein Gefühl der Wichtigkeit, von so etwas wie Geheimdiensttätigkeit gab, Ich werde unsere Freunde fragen, sagte Meloni mit einem schiefen Lächeln, Sicher, dachte der Maresciallo, Die vier Schwachköpfe aus der Billardbar, die einzigen Dealer des Dorfs, Verkauf von Gras und geklauten Auspufftöpfen, Mercedestüren und ein bisschen Koks, Die wissen doch nie etwas, dachte Crissanti und grüßte Meloni, Meine ach so geliebten Informanten. Er erinnerte sich an den Maresciallo, der sein Vorgänger in Nuraiò gewesen war, an sein ständig abgespanntes überhebliches Gesicht, an das, was er ihm gesagt hatte, bevor er ihm das Kommando der Kleinen Gruppe – seine Worte – überlassen hatte, Ich überlasse Ihnen das Kommando dieser wichtigen kleinen Einsatzgruppe mit einem Rat: Ruinieren Sie nicht die Informanten, die wir uns mühsam erzogen haben. Vergessen Sie nicht, Maresciallo: versteckter Einsatz des Gummiknüppels und halbe Zugeständnisse, harsches Kopfwaschen in der Kaserne und ein bisschen Toleranz, machen Sie ihnen klar, dass Sie das Sagen haben, zwingen Sie sie, sich auf Ihre Seite zu stellen, So ein Blödsinn, hatte Crissanti gedacht, Das ist das Blödeste, was ich jemals gehört habe, aber dann hatte er zwei und zwei zusammengezählt und festgestellt, dass er letztlich genauso blöd war wie die anderen, ein bisschen Wichtigtuerei, um weiterzukommen, ein bisschen Verliebtheit, wie in den amerikanischen Fernsehfilmen, das ist alles.
     
    Herumfragen, als würde das etwas nützen, als könnte man damit die Probleme lösen, der junge Mann hatte schon recht, schuld waren alle, jedem ein Eckchen dieses Holzkreuzes, als wäre es möglich, Schuld und Schuldige zu ermitteln, Für mich nicht, sagte sich Crissanti, Für mich ist es nicht möglich, dabei ist es doch meine Aufgabe, ich verstehe schon meine eigene Schuld nicht, wie die der anderen aussieht, werde ich nie herausfinden, und selbst wenn ich den fassen würde, der den Hund ans Kreuz genagelt hat, wüsste ich nicht, was ich ihm sagen sollte, was ich mit ihm machen sollte, diese Uniform ist nichts für mich, für den alten Maresciallo dagegen, dreißig Jahre alt, mit ganz klaren strahlend hellen Vorstellungen, Schuld und Verdienst, alles schön eingeteilt für ihn, ja, Carabinieri und Unterwelt, denn die schiefe Bahn ist immer eine Entscheidung, die man teuer bezahlt, die Burschen im Olivenpark mit den Scheinwerfern des Jeeps überraschen, unvermutet wie Hasen auf der Landstraße, ja, er weiß, wie man seine Pflicht erfüllt, Keine Bewegung, steigt aus dem Wagen, Hände zeigen, zeigt mir mal, was ihr da raucht.
    Zweimal Haschisch und ein halbes Tütchen Gras, wie alle mit dreißig, wie dutzende Dichter und Schriftsteller und Abgeordnete und Minister im Dienst der Republik.
     
    Keine Bewegung, scharfe Schwänze, schöne Mädchen, was ist das für Zeug? Wo habt ihr den Rest? Von wem kauft

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