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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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nach Hause nimmt, das stimmt auch.
    Viele Männer.
    Halb Fremde, halb Dirne.
    So wie ich ihn kenne, geht er jetzt zu ihr und bringt sie um.
    Und was Besseres kann er im Grunde gar nicht tun.
     
    Sie tranken ihr Bier, Stille trat ein, draußen regnete es noch immer.

2
    Es klingt wie ein rasender Tango, dachte Crissanti, während er dem Regen zuhörte, schwere Tropfen, die auf den Asphalt die Häuser schlugen, die Stille der Nacht und nur er in der Kaserne, die alte Olivetti wartete im Ruhemodus, der Tagesbericht war gerade getippt.
    Er hatte keine Lust, schlafen zu gehen, sich in seiner Dienstwohnung zu verkriechen, zwei entsprechend hergerichtete Zimmer des Gebäudes, in dem die Kaserne untergebracht war, und so war er hier in dem kleinen Büro geblieben, mit dem Kalender der Arma auf seinem Schreibtisch, einem Zettelkasten mit den Berichten, die ans Kommando zu schicken waren, einer Hausbar mit irischem Bier, einem Likör, den eine Tante gemacht hatte, guten Zigarren für die Momente, in denen er sich allzu down fühlte und die Langeweile ihn erstickte.
    Hier geschieht nie etwas, dachte der Maresciallo und legte das Blatt mit dem bereits geschriebenen Briefkopf zur Seite, REGIONE CARABINIERI SARDEGNA – Stazione di Nuraiò, Es geschieht nie etwas, ich kann nicht mehr.
    Kurz wie immer, der Bericht, gerade mal zehn Zeilen, alles in allem vier Anzeigen: Diebstahl eines Autoradios, eine angebliche sexuelle Nötigung (Betonung auf angeblich, die Frau, die die Anzeige gemacht hatte, war eine bekannte Neurotikerin, psychisch instabil, hatte der Gefreite geschrieben), eine auf dem Land verlorene Brieftasche (Monte Landiri, Was für ein Berg denn? hatte Crissanti sich gefragt, an ganz andere Höhen, ganz andere Wälder gewöhnt).
    Kein Wort über Collosporca auf dem Blatt für den Zettelkasten, den der kleinen Garnison und diejenigen, verstaubter und größer, ebenso nutzlos, des Zentralkommandos, nichts über die Hypothesen des jungen Mannes, über Melonis Zweifel. Das hat Zeit, hatte sich Crissanti gesagt, während er das Blatt weglegte und sich den Namen, jenen Namen, wiederholte. Das hat Zeit, warten wir ab, ob sich neue Erkenntnisse ergeben.
    Er machte einen letzten Zug, legte die Zigarre in den Aschenbecher, wartete, dass sie ausging, um sie in die Kiste zurückzulegen, öffnete ein dunkles Bier, trank es aus der Flasche, spürte, wie die kalte Flüssigkeit in den leeren Magen hinunterrann, sagte sich, dass er bei Gianni vielleicht noch eine Pizza bekommen würde.
    Er war müde, versuchte nicht an den Hund, den jungen Mann, an die eifersüchtigen Liebhaber oder die bösen Senatoren zu denken, versuchte die Gedanken die Hypothesen nicht zu vertreiben, streckte die Beine unter den Schreibtisch aus, sie fühlten sich schwer an, er stand auf, beugte den Oberkörper, die Arme, fragte sich, ob er den Wagen nehmen sollte, um nicht nass zu werden, ihn verlockte der Gedanke, den Regen auf dem Gesicht den Händen zu spüren, den eiskalten Wind, der seine Haut peitschen würde.
    Als das Telefon läutete, hatte er sich noch nicht entschieden, es regnete heftiger denn je, kurz nach Mitternacht.

3
    Eine Viertelstunde nach Mitternacht kehrte Efisio Marras in die Bar zurück, der Pullover triefnass vom Regen, die Gummistiefel glänzend vom Schlamm, einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht, wie jemand, der einem inneren Druck ausgesetzt ist, der eine große Dummheit begangen hat, jemand fragte ihn, ob er sie denn nun umgebracht habe, seine Frau.
    Verloren die Flaschen anstarrend, bestellte er einen Averna.
    Er antwortete nicht auf die Frage, die anderen spielten Karten, Efisio und seine dunklen Dämonen waren ihnen egal, der Mann antwortete nicht, zog eine unfreundliche Grimasse.
    Spottet nur, spottet nur – knurrend entblößte er die Zähne in seinem finsteren Gesicht.
     
    Cristiano Muscas und Gianni Palmas spielten Rommé mit dem alten Tarcisio, brüsteten sich um die Wette mit Geschichten, beobachteten die neue Bardame, die verloren in einen Harmony starrte, der Barbesitzer schäkerte mit der Frau seines Teilhabers, der Atem der Anwesenden hüllte den Raum in Dunst, draußen schüttete es.
     
    Efisio Marras trank schweigend seinen Bitter, den Blick starr auf die Tässchen gerichtet, deren Email stellenweise abgeplatzt war, dachte an gewisse sonderbare Teufel und war der Letzte, der den Maresciallo mit Handschellen auf sich zukommen sah, als es kurz vor ein Uhr nachts war.

4
    Am Abend des Mordes hatte sich Zio Salvatore su

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