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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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eines gekreuzigten Hundes, angesichts einer Person, die den Mut hat, so etwas zu tun, die sich versteckt und in ihrer Unsichtbarkeit zu einer furchtbaren Bedrohung wird?
    Ich verzichte darauf, vergesse es einfach. So macht man es doch, oder? Und schick Meloni heute Abend nicht vorbei, wirklich nicht. Ich schreibe den Artikel nicht mehr. Wenn du Lust hast, trinken wir morgen Nachmittag einen Kaffee in der Bar des Parks.
    Gut.
    Sie verabschiedeten sich, legten auf, Crissanti rief seine Freundin an, verabredete sich mit ihr zum Abendessen im Zentrum für danach. Hoffen wir, dass morgen schönes Wetter ist, sagte er sich, während er den Computer einschaltete.

20
    Alberto Sannìo beendet gerade die Skizze einer Zeichnung, die er schon seit einer Weile im Kopf hat, schwarzverschleierte Frauen und knochige Bauern, die sich über Ähren beugen, es ist schon spät, gleich wird er die Farben, die Leinwand beiseite legen, duschen, ein sauberes Hemd suchen, sich rasieren, zu Marta gehen, um sich zu verabschieden, ihr Lebewohl zu sagen.
    Der junge Priester aus Nuraiò betrachtet die Straße, die dunkel wird, fragt sich, wie lange er es aushalten würde, wie lange es funktionieren könnte, sein Leben als Diener Gottes, ob er nicht doch schnell noch ein Diplom in Geometrie oder Chemie machen und sich einen Beruf suchen und den ganzen Tag Häuser bauen und das Geld für die Kinder, die Frau, die Zukunft zurücklegen, Farben und Leinwände und die schlechten Gedanken aufgeben, die Unzufriedenheit, die immer schon in ihm nagte, töten, sich ein Mädchen mit guten Hüften suchen, Kinder kriegen und lächelnd dick werden sollte. Dick werde ich sowieso, sagt er sich, Noch ein paar Jahre, und ich verliere meine Haare und mein Lächeln und werde gütig und ruhig wie Priester Mulas sein, werde den Kindern, die mir zum Taufen gebracht werden, heilige Küsse geben und niemanden mehr beneiden, niemanden mehr hassen wegen einer Stellung oder einer Frau, und vielleicht werde ich am Ende sogar dieses Dorf mögen, das immer schon für mich entschieden hat, das mich getötet hat, indem es jeden Traum tötet, den Traum, berufsmäßig zu zeichnen und mit Fußball Geld zu verdienen, dumme Träume eines dummen Jungen, der ich immer gewesen bin, und jetzt habe ich nichts mehr, das mich antreibt, nur noch die Realität einer Pfarrei, die auf mich wartet und der ich dienen werde, einer Herde von Seelen, die ich zu weiden habe, ich kenne nicht einmal meine eigene, weiß nicht einmal, ob ich heute Abend stark sein werde, ob es mir gelingen wird, nein zu sagen, sie lediglich auf die Wangen zu küssen, die Frau, die ich liebe und die mich in dieses Dilemma gestürzt hat, und ich verstehe noch immer nicht, wie sie das geschafft hat, wie ich es akzeptieren konnte, und ob ich früher oder später alles hinschmeißen und mich oder vielleicht sie dafür hassen werde.
     
    Jenseits des Fensters regnet es heftig, Pater Alberto hat die Zeichnung beendet, ohne es zu merken, er betrachtet sie, korrigiert sie, Dämonen , schreibt er klein in den Hintergrund des Bildes, legt es beiseite, geht ins Bad, aus dem Radio kommen Klavierklänge.

 
     
     
     
    Ihr baut eine Handlung logisch auf;
    wie bei einem Schachspiel geht es zu,
    hier der Verbrecher,
    hier das Opfer,
    hier der Mitwisser,
    hier der Nutznießer;
    es genügt, dass der Detektiv die Regeln kennt
    und die Partie wiederholt,
    und schon hat er den Verbrecher gestellt,
    der Gerechtigkeit zum Siege verholfen.
    Diese Fiktion macht mich wütend.
     
    Friedrich Dürrenmatt

1
    Seit dem Morgen regnete es heftig, der Himmel war dunkel, sternenlos, in der Bar vor dem Park starrte Efisio Marras schwarz vor Ärger in sein Bier und brüllte wie ein Teufel.
    Ich bring sie um – wiederholte er immer wieder –, was glaubt sie eigentlich? Gibt mir die falsche Adresse, ich bring sie um, diese Hure.
    Er sprach mit der Bar, den vier alten Männern, die sich an den Tresen klammerten, der in roten Plüsch gezwängten Kellnerin, mit sich selbst und mit der düsteren Stille dieser späten Stunde einer Winternacht.
    Man kann alles mit mir machen, aber nicht mich zum Narren halten, das nicht, ich bin gutmütig und umgänglich, aber wehe, wenn man sich über mich lustig macht.
    Er brüllte, brüllte, in das Schweigen der Bierdeckel.
    Hure. Ich bring sie um, diese Dirne.
    Marco Pistis, sein Biernachbar, Marco Pistis, platt gedrückte Nase halb Boxer halb Versager, Marco Pistis legte den Arm um seine Schultern, beugte sich zu seinem

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