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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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maccu, der Verrückte, der kurz nach Efisio Marras die Bar verlassen hatte, mit gewissen schleimigen und dunklen Dämonen eingelassen, und als er mit ihnen fertig war, trottete er müde und stumm wie ein alter Esel nach Hause, wo seine Frau ihn erwartete, eine halbe Deutsche, immer zornig, nicht sonderlich gut gekleidet, einigermaßen hässlich.
     
    Sie wartete lange an diesem Abend, Salvatores Frau, denn als der Mann in die Via dello Statuto einbog, sah er den blauen Uno der Carabinieri, blieb stehen und fragte sich, was da passiert sein mochte in dieser stockdunklen Regennacht.
    Was ist passiert, Dottore?, fragte er den Maresciallo, der aus dem hohen dunklen Haus kam, verstrickt in Fragen und unerfreuliche Gedanken.
    Eine Frau ist ermordet worden, Zio Salvatore, das ist passiert, das abgespannte Gesicht bestätigte die Worte.
    Der Alte blickte nach oben, zu einem Fenster im zweiten Stock, aus dem unheilvolles elektrisches Licht drang, erbleichte, stützte sich auf das Auto, um nicht zu fallen, denn seine Knie wurden weich, sein Geist eilte zurück zum bis eben verbrachten Abend, zu den Gesprächen in der Bar, zu den bösen Dämonen.
    Ermordet, und wie?, fragte er. Der Maresciallo schnaubte, kniff die Augen zusammen und beschrieb ihm in zwei Worten die Szene, den hässlichen Anblick des Körpers in seinem Blut, aber die eigentliche Frage war eine andere, der Alte formulierte sie flüsternd, mit dünner, zitternder Stimme, Marta Deiana, sagte er, stimmt’s?
    Woher weißt du das?, fragte Crissanti, sich aus seinen Gedanken reißend.
    Maresciallo, fahren Sie mich nach Hause, und ich werde Ihnen ein paar Dinge erzählen – neben ihm im Dienstwagen sitzend, erzählte er ihm von Efisio Marras, von dem, was der am Tresen gesagt hatte.
    Crissanti brachte den Wagen mit einem plötzlichen Tritt auf die Bremse zum Stehen, ein schrilles Kreischen auf der menschenleeren Straße.
    Steig aus, Salvatore, geh zu Fuß nach Hause.
    Und komm morgen Früh in die Kaserne, um deine Aussage zu machen.
    Salvatore nickte, stieg aus dem Wagen, mummelte sich in seinen abgewetzten Mantel, den er immer trug, von Oktober bis März, und schloss nicht sofort die Wagentür.
    Um welche Zeit ist sie getötet worden?, fragte er den Offizier mit gesenktem Blick.
    Das weiß ich nicht, die Schreie wurden vor einer halben Stunde gehört, mehr oder weniger. Warum fragst du mich das?
    Ach, nichts weiter, stammelte der Verrückte, Nichts weiter, wir sehen uns morgen Früh, fügte er hinzu, versuchte irgendwo hinzusehen, nur nicht in die Augen des Offiziers, seine Hände begannen zu zittern, er schloss die Wagentür mit einem unsicheren Schlag, sah dem Auto nach, das losraste, zur Bar hinter dem Park, verschluckt vom Dunkel dieser Sternenlosen Nacht.
    Vor einer halben Stunde, wiederholte er, Vor einer Stunde, und er berührte seine runzligen Wangen, spürte, dass sie glühend heiß waren, vielleicht durch die Aufregung oder die Kopfschmerzen, durch diese Gedanken, die ihm durch den Kopf rasten und ihm von Zeit zu Zeit das Bild von Fisietto in Handschellen und das von Marta ihren zerschmetterten Kopf, die Worte die harte Stimme des Maresciallo zutrugen, Wer weiß, ob ich seinen Augen ausgewichen bin, fragte er sich, Vielleicht hat er meine Hände gesehen, er machte sich wieder auf den Weg nach Hause, der Regen nässte sein Gesicht, seine Runzeln.

5
    Beim Verhör antwortete die oben genannte Zeugin auf die Fragen:
    Sie habe Schreie gehört, laute, wütende Schreie und dann Schmerzensschreie, Schreie einer Frau, gellende Schreie aus dem oberen Stockwerk.
    Sie habe allerdings geglaubt, sie kämen aus dem Fernseher, einer dieser Filme, die sie um diese Zeit bringen, ein Horrorfilm, ein Kriminalfilm.
    Sie habe daher etwas gewartet, bevor sie sich entschlossen habe hinaufzugehen, um nachzuschauen, zu kontrollieren, ob alles in Ordnung sei.
    Da sie alt sei und etwas hinke, habe sie ein paar Minuten gebraucht, um die Treppe hinaufzusteigen, die sie von der Mansarde der Ermordeten trenne.
    Sie habe die Wohnungstür offen gefunden, sei hineingegangen und habe sie sofort gesehen: weit aufgerissene Augen, weiße Pupillen, die Brüste entblößt, mit dem Rücken auf dem Boden liegend, den Kopf in einer Blutlache, die Haare blutdurchtränkt.
    Sie habe von dort aus den Signor Maresciallo angerufen, von dem weißen Telefon mit den großen schwarzen Tasten, das sie auf der kleinen Konsole in der Diele gesehen habe. Kommen Sie sofort, habe sie geschrien, Ich kann es nicht

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