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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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spuckte von Zeit zu Zeit auf den Boden, als könnte er mit der Spucke auch die Anspannung, mit dem Katarrh auch die Verstimmtheit loswerden, und tastete nach der kleinen Hündin, berührte ihren Kopf und nahm ihre Wärme wie eine Medizin in sich auf, ihr Winseln klang wie die Stimme einer Freundin, und jener andere bedrückende Gedanke gab ihm erneut einen Stich in die Brust, die Forderungen, die Anrufe, der Mann, den er vor ein paar Tagen in der Stadt getroffen hatte, auch deswegen wurde es Zeit, eine Lösung zu finden, sich von der Last zu befreien, und der Gedanke, mit einer einzigen Entscheidung doppelt Frieden zu finden, erleichterte ihn ein wenig.
    Ich rufe jetzt den Maresciallo an und mache reinen Tisch, der Wille des Himmels geschehe. Ich sage ihm, was ich an jenem Abend zum Zeitpunkt des Mordes gesehen habe, und erzähle ihm auch den ganzen Rest, Gott der Herr vergebe mir und helfe mir.
    Und er erhob sich, bekreuzigte sich, stieg in seinen alten Citroen und ließ den Motor an, und während er neue Flüche knurrte, gegen seinen Kopf, gegen seinen verschrumpelten Schwanz eines alten Mannes, knurrte und fluchte, steuerte er auf das Dorf zu, auf die erste Telefonzelle, um Crissanti anzurufen.

12
    Der Richter rief an, um mitzuteilen, dass er die Zeugenaussagen erhalten habe und dass sie in Ordnung seien, der Gefreite Meloni lächelte befriedigt, Crissanti berichtete von seinem Gespräch mit dem Arzt, von der Verblüffung des Doktors über Efisios Statur, der Richter sagte, er solle sich darüber keine Gedanken machen, für Zweifel sei jetzt nicht der richtige Augenblick, der Maresciallo versuchte auf Giovannis Geschichte zu sprechen zu kommen, auf den gekreuzigten Hund und auf die Mülldeponie, der Staatsanwalt unterbrach ihn sofort, knurrte etwas in dem Sinne: Das lassen wir für heute, vielleicht ein andermal, der Maresciallo ließ es sein, knurrte seinerseits stumm, sie sprachen noch über die ausstehenden Untersuchungen, die Hautrückstände unter Martas Nägeln, die mit den Proben, die von Efisio genommen worden waren, verglichen werden mussten, verabschiedeten sich und legten auf.
    Eine Aussage fehlt noch, sagte daraufhin der Gefreite Meloni zu ihm.
    Welche?, fragte der Maresciallo, und während er fragte, fand er schon selbst die Antwort. Zio Salvatore!, sagte er, der Gefreite nickte bestätigend, Vielleicht schläft er ja noch, versuchte er ihn zu entschuldigen, Vielleicht, wiederholte Crissanti und sah erneut Zio Salvatores verwirrte Augen, seine zitternden Hände vor sich, Ob er ein Geheimnis verbirgt?, fragte sich der Offizier ein weiteres Mal, aber ihm war nicht danach, ihn zu holen, Aufsehen zu erregen im Dorf, Warten wir noch, sagte er sich.
    Wenn der Alte kommt, soll Lerici mich holen, ich vertrete mir ein bisschen die Beine, ihr findet mich bei Giovanni.
    Er machte sich auf den Weg, fest in den Mantel gemummelt, den Kragen hochgeschlagen, es regnete nicht, aber der Wind war eisig, die Straße roch nach Erde.

13
    Zio Salvatore hielt nicht bei der ersten Telefonzelle, um den Maresciallo anzurufen. Kippen wir erst einen, sagte er sich, Ein Glas, um mir Mut zu machen, und er fuhr schweigend zu Zia Ninas Kneipe und parkte und stieg aus und nahm an einem Rommétisch Platz und spielte eine Partie und gewann sie und dann eine weitere und gewann sie und dann eine dritte und gewann auch diese, dann machte er seinen Stuhl frei und stellte sich an den Tresen. Einen kleinen Weißen, verlangte er. Zia Nina schenkte ihm ein Glas ein.
    Im Lokal wurde über Marta gesprochen, die Bauern hatten ihre Gewächshäuser verlassen und tranken ein Glas, bevor sie zum Mittagessen zu ihren Frauen heimkehrten, oder sie hatten schon gegessen und tranken, um sie zu vergessen, die Frauen, und die dreißigjährigen Burschen, die tageweise als Maurer oder Müllmänner arbeiteten, auch sie tranken, und die Verkäufer von Zement und Sanitäranlagen, die die Taschen voller Geld und fette Bäuche hatten und deren Adern von den Toxinen vom Wein verstopft waren, und die Vertreter für Saatgut aus den Nachbardörfern, die einen Kaffee hinunterstürzten, und der alte Bürgermeister, der keinen bequemen Posten mehr abbekommen hatte, mit dem Spitznamen eines Raubvogels, an den Zio Salvatore sich nicht erinnerte, dem Gesicht eines ausgehungerten Raubtiers, nicht mehr fähig, Beute zu machen, aber hungrig wie immer, es waren viele Leute bei Zia Nina, und alle sprachen über Marta und über ihre Liebhaber und über den Mord.
     
    Vom

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