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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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Erstbesten, der ihr über den Weg gelaufen sei, habe sie sich stoßen lassen, wenn du nur einen Steifen hattest, durftest du schon in ihr Bett, vor ein paar Jahren habe sie sogar den Fliesenleger aus Monserrato flachgelegt, unter dem Vorwand, sie wolle eine neue Küche, und dann dieser junge Bursche, der Priester geworden sei, um sie besser bumsen zu können, und als sie noch jünger gewesen war, sprechen wir besser nicht davon, zwei Hefte könne man mit den Namen füllen, sogar ein paar Freundinnen seien durch ihr Bett gegangen, in Cagliari vielleicht, ein paar Kolleginnen vielleicht, mit Überlegung ausgesuchte Personen, die keinen Anstoß nehmen, Huren wie sie.
     
    Bande frustrierter Neidhammel, dachte Salvatore und blickte sich mit seinen weißen, vom Alkohol verschleierten Augen im Lokal um, Das ist aus uns geworden, traurige gierige frustrierte Männer, die dick gewordene oder geradezu fette Frauen unterdrücken, Landleute, Bauern mit Gewächshäusern, die von Europa und von Unserer Lieben Mama der Region bezahlt werden, Bauern, Quertreiber mit Jeep und zwei Bankkonten, niemals ein Wort der Liebe weder gesagt noch gedacht, alle habt ihr eine Nacht lang von ihr geträumt, und nicht nur eine, von dieser Frau diesem jung gebliebenen Frauenzimmer, ihr habt onaniert im Badezimmer und gelacht über Efisiettos Abgestumpftheit, der sie nicht zu halten gewusst hat, habt euch ihren Knackarsch vorgestellt und das Bidet mit dickflüssigem Sperma und beißender Eifersucht besudelt und leise ihren Namen gemurmelt, und jetzt ist sie tot, und das ist besser so, denkt ihr, denn wenn wir sie schon nicht mehr nehmen können, kann sie uns jetzt wenigstens auch kein anderer nehmen, und schlecht über sie zu reden in dieser Bar, die unser Zuhause und unser Wohnzimmer ist, ist unser Trost und unsere Rache, und ihr übertrefft euch gegenseitig darin, sie ein läufiges Weibsbild, eine rettungslos verdorbene schamlose Hure zu nennen.
    Das waren Zio Salvatores Gedanken, angetrunken wie er war, und er fragte sich, ob alle Efisietto für schuldig hielten und ob jemand Beweise für die Unschuld des Mannes habe, ob jemand ihn in dieser verdammten Nacht aus diesem verdammten Haus habe kommen sehen und ob jemand auch ihn, Salvatore su maccu, gesehen haben könnte, wie er hineingegangen sei und Efisios Platz eingenommen habe.
    Er hörte sich das Gerede an und stellte sich diese Fragen, und Zweifel und Furcht nagten an ihm, und er bekam unangenehme Kopfschmerzen, die immer schlimmer wurden, und der Weißwein machte es auch nicht besser, es war ein stechender Kopfschmerz, und er verfluchte sich und fluchte und litt und spürte sein Herz, das ihm böse Streiche spielte, aussetzte und unregelmäßig schlug, und sein Kopf wurde immer schwerer, alles war nur noch eine große Beklemmung ein großer Schmerz, und draußen hatte es wieder zu regnen begonnen.
    Verdammt, sagte er sich, Ich muss zum Maresciallo gehen, bevor ich tatsächlich verrückt werde.
    Doch stattdessen blieb er in der Bar sitzen und spielte und trank und verfluchte sich, ein Glas nach dem anderen, bis zur Dunkelheit des Abends, bis in die tiefe Nacht, die anderen Kummer, andere Qualen brachte, und nun hatte er wirklich das Gefühl, es nicht mehr zu schaffen, und er ging hinaus, um tief durchzuatmen, und schwor sich noch einmal, dass er am nächsten Morgen zum Maresciallo gehen würde, aber erst einmal stieg er ins Auto und fuhr zu seinem Garten, denn er hoffte, dass die feuchte Luft seinen Kopf wieder klar machen würde, er wollte Cenerina die Ohren kraulen und die Dunkelheit genießen unter dem großen Feigenbaum, seinem wahren Freund, Der einzige ehrliche Ort in dieser Gegend, sagte er sich, als er aufs Land kam, Das einzige Wesen, das meinem Herzen Frieden schenkt, und er konnte es wirklich kaum erwarten, seine kleine Hündin zu rufen und zu sehen, wie sie ihn voller Freude begrüßte, und fast wäre sein Herz stehen geblieben bei dem Anblick, der sich ihm bot, als er aus dem Wagen stieg.

14
    Der Wind traf den Maresciallo ins Gesicht und tat ihm in den Augen weh, der Carabiniere zog die Mütze tief ins Gesicht, damit sie ihn wie ein Schild schützte, er ging an den alten Olivenbäumen hinter dem Rathaus vorbei, er hatte Lust bekommen, mit dem jungen Mann zu sprechen, aber nicht in der Bar, wo alle sie forschend anblicken würden, er wollte seine Gedanken mit denen Giovannis austauschen, aber vor einem Kamin, mit einem Drink in der Hand in der Stille des Wohnzimmers. Er war zu

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