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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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nicht aufwachen willst, dass du lieber da liegen bleibst, denn das ist keine Welt mehr für uns, so etwas hat man noch nie gesehen, das hat weder Hand noch Fuß, und er dachte an den Neffen an das Kokain an Efisietto, an das, was sie gesehen hatten, als sie den Wagen verließen, er und Crissanti, zwei Holzbretter zu einem Kreuz zusammengefügt, die Hündin Cenerina, die abgespreizten Beine angenagelt, die bereits angezeichneten Punkte am Feigenbaum, die Punkte, an denen sie die Bretter aufgehängt hätten, das Tier dort hängend gekreuzigt im Wind sterben lassend, der Alte war nicht weit entfernt ohnmächtig geworden, einen blauen Fleck am Kopf Blut auf der Stirn, sie mussten ihn eben erst niedergeschlagen haben, überrascht von seiner Ankunft, während sie ihr Werk beendeten, Meloni hörte Schritte, rief in die Dunkelheit, Wer ist da?, es war Crissanti durchweicht vom Schlamm, der allein zurückkam, Bastarde, rief er und bückte sich, Hast du den Krankenwagen gerufen?, und während er das fragte, kam er sich dumm vor, Eine Frage wie aus einem Fernsehfilm, sagte er sich, hob sachte den Kopf des Alten hoch, der eine Sekunde die Augen öffnete, versuchte, den Hals zu drehen sich umzublicken, was ihm nicht gelang, der ein wenig zu Atem kam und mit schwacher Stimme fragte, Wo ist sie, wie geht es ihr?, Meloni verstand, nickte, Sei ganz ruhig, ihr kommt beide mit dem Leben davon, wir haben einen Tierarzt gerufen, er wird gleich da sein, der Mann verzog die Lippen versuchte zu lächeln, Tut mir leid, flüsterte er, Ich wollte morgen Früh kommen, um zu reden, tut mir leid, Maresciallo, Crissanti schüttelte den Kopf, sagte zu dem Alten, er solle ruhig sein, sich nicht unnötig anstrengen, eine Minute lang herrschte Schweigen, dann konnte der Carabiniere sich nicht zurückhalten, fragte ihn, ob er gesehen habe, wer die beiden Bastarde gewesen seien, die in der Dunkelheit geflüchtet seien, Salvatore nannte die Namen und es waren die Namen, die die beiden kannten, Warum?, fragte er den Alten noch, die Frage hallte in der Stille in einem Echo wider, das alle drei erschauern ließ, Das Land, brachte Salvatore mühsam heraus, Sie wollten mich zum Verkauf zwingen, dann begann er zu weinen zu schluchzen, Ich konnte nicht, hörte Crissanti ihn noch sagen, Ich konnte nicht, ich konnte nicht, endlich kam der Krankenwagen, mit seinen Scheinwerfern zerriss er die tiefe Dunkelheit der Felder, sie nahmen den Alten mit, der noch immer schluchzte, der Arzt sagte zu Meloni, dass keine Lebensgefahr bestehe, der Gefreite nickte grüßte dankte, drehte sich zu Crissanti um, der über den sterbenden Hund gebeugt war, sah, wie er seine Brust berührte, das Winseln des Tieres tat ihm in der Seele weh, Mein Gott, dachte der Gefreite, Was machen wir?, fragte er Crissanti, der den Kopf schüttelte, Sie stirbt, sagte er, Sie hat nicht einmal mehr die Kraft zu heulen, er streichelte erneut das Tier, spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten, die Scheinwerfer des Jeeps beleuchteten die Szene, er nahm die Pistole, entsicherte sie, trat einen Schritt zurück schoss, sie drehten sich um, gingen zum Wagen zurück, Hast du irgendeine Idee, wo sie sein können?, der Gefreite bejahte, Ich fahre, fügte er hinzu, es sah wieder nach Regen aus.

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    Und auch jetzt, da sein Kopf ganz bei der Sache ist, dem Faden folgt, der zu Schuldigen und Unschuldigen führt, auch jetzt hört er das Echo jener Tage, Martino Crissanti, geflohener Dorfbewohner, Ordileser Verräter im Kampf mit den Erinnerungen, das Begräbnis des Hotelbesitzers, der den Gästen das Essen brachte, der Koch des Selbstbedienungsrestaurants Supramonte, der sich beim fünfzehnten Schnaps mit den Freunden rühmte, die beste Bratwurst gemacht zu haben, die der eingekerkerte Sänger jemals gekostet habe, der von den Titten der Frau des Dichters mit dem Respekt sprach, den man den Damen den Musen schuldig ist, der alte Mirteddu Maine, der am Herzkollaps gestorben war, während er von hinten die alte Gefährtin vögelte, das Begräbnis von Zi’ Mirteddu rüstiger Frauenheld und alle Begräbnisse in der Kindheit des Maresciallo, aller Schurken, die das Gesicht guter Menschen, aller Verdammten, die das Gesicht argloser Freunde hatten, der ganzen alten Garde der guten Manieren und der Werte, aller Jungen, die starben, weil sie es so eilig hatten, immer mehr Angst einzujagen, die Begräbnisse seines Gedächtnisses in den festlich geschmückten Häusern, den Häusern der Banditen, erstickt von Truhen aus

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