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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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schlagen, um nicht geschlagen zu werden, aber sie schafft es nicht, sie hat keine Worte mehr und keine Tränen, nichts, und der Mann hört ihr sowieso nicht zu, seine tränennassen Augen sehen aus wie böse Scheinwerfer, jetzt, während er ihr den Büstenhalter mit einem heftigen Ruck wegreißt und sie an sich presst und erneut versucht, ihren Rock hinunterzuziehen, und dann begreift keiner von beiden mehr so recht, was da vor sich geht, Köpfe, die wehtun, platzen, Gedanken, schmerzliches Bedauern, Erinnerungen, Selbstbezichtigungen, Marta und ihr Liebhaber und all dies und vieles andere wild durcheinander in einem einzigen Augenblick, dann beginnt die Frau die Schläge zu spüren, plötzlich, heftig, der erste gegen die Bettkante, dann gegen den Schrank die Mauer den Boden, drei vier fünf Mal, und dann auf einmal wirklich das Ende, der Kopf, der sich öffnet, platzt, ein Strom rötlicher Flüssigkeit, der reinigt befreit Frieden schenkt, spült die Bitterkeit die schmerzlichen Erinnerungen die Beschuldigungen fort, fort, wer weiß wohin, mit ihrem Blut ihrem Leben, fort, mit dem sinnlosen Hass, mit der Liebe, die wirklich zu Ende ist, fort.

8
    Meloni saß am Steuer, er schien an nichts zu denken, starrte auf die Straße, angespannt nervös, seine Hände umklammerten das Lenkrad, Crissanti ging das Wenige, das er herausgefunden hatte, noch einmal durch: Efisietto war es nicht gewesen, er hatte jetzt den Beweis, zumindest die Zeugenaussage, die stichhaltig war, weil sie von einer armen, für ihre Ehrlichkeit bekannten Christenfrau stammte, stichhaltig, weil die Zeugin ein Interesse gehabt hätte zu schweigen, doch stattdessen zog sie die Schlinge des schlechten Rufs um ihren Hals zu, der Verdammung durch alle, nur weil sie die Wahrheit sagte. Efisietto war es nicht gewesen, und das war ein Schritt vorwärts, aber die wichtigste Frage blieb nach wie vor unbeantwortet, und Crissanti formulierte sie erneut stumm in seinem Kopf, dröhnend, erwartet, Wer? Und er dachte wieder an die Regennacht, an die anderen Zeugen, an den jungen Priester, an die Verdachtsmomente an die Hypothesen, er dachte an Alberto Sannìo, wie er den Kopf seiner angebeteten Geliebten spaltete, an den jungen Priester, wie er außer sich vor Wut vor Marta Deiana stand, er ging noch einmal alle möglichen zeitlichen Abläufe durch, vergegenwärtigte sich erneut die sogenannten Details, die Einzelheiten, dachte, dass es möglicherweise noch andere Geheimnisse geben könnte, überlegte sich Fragen, die zu stellen wären, dachte an andere alte Leute, die anzuhören wären, Verwandte und Freunde und Feinde der Frau, fragte sich einen Augenblick, ob er ein guter Carabiniere war, er, der gescheiterte Anthropologe Martino Crissanti, der missglückte gute Sohn Martino Crissanti, der gescheiterte Rächer und der gescheiterte Akademiker, und dann bekam er sie satt, diese Gedanken, den üblichen Chor von Gewissensbissen von Zweifeln, sein Freund Giovanni kam ihm in den Sinn, im Bett mit Melonis Neffen, dessen Namen er nicht einmal kannte, Vielleicht gehen sie ja gar nicht miteinander ins Bett, sagte er sich, Aber was geht mich das eigentlich an?, und er dachte auch wieder an den Hund am Baum, an die Mülldeponie, die kommen würde, er bemerkte, dass sie in der Nähe dieser Zone waren, in der Nähe dieser Nutzgärten und Böden, die sterben würden, um Platz für die Abfälle zu schaffen, Der bittere Honig, den wir immer schlucken müssen, sagte er sich und dachte an die lächelnden Burschen in den Cafés der nahe gelegenen Stadt, an ein bequemes leichtes Glück, das man vielleicht wirklich finden könnte, das vielleicht nur er nicht wollte, an die Ermittlungen, an den geschäftemacherischen Senator, an den Richter, der den Mund verzogen hatte, er dachte an die Hexe und an die Erinnerungen und verwünschte sie erneut, schwor sich, dass er nie mehr Kaffee trinken würde, lachte dann sofort über diesen Meineid, und dann dachte er an nichts mehr, denn sie hatten den Garten erreicht, Meloni bog in den Weg ein, kam zum alten Gitter, Mein Gott, schrien beide gleichzeitig, stiegen rasch aus, während der Motor noch lief, Mein Gott, wiederholte der Maresciallo, zwei Schatten verfolgend.

9
    Zio Salvatore, schrie Meloni und zog an der Jacke des Alten, Wach auf, los, und während er schrie, fürchtete er, er könnte tot sein und ihn nicht hören, dann fühlte er seinen Puls und spürte, dass er noch schlug, Ich verstehe dich, dachte der Gefreite, Ich verstehe, dass du

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