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Der schwarze Regen

Der schwarze Regen

Titel: Der schwarze Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flavio Soriga
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gleich, du hast uns vergessen, du bist eingebildet und rümpfst die Nase über uns. In der schlechten Nachmittagslaune kehren auch die Erinnerungen und die Stimmen zurück, die von Onkel Pruneddu, der jetzt sicher hinter Gittern sitzt, und die des Vetters und der alten traurig-zornigen Mutter, die trotz allem im steinernen Haus bleibt, unbeugsam stolz, wie man es hier ist, wie ES SICH GEHÖRT.
    Maresciallo Crissanti verscheucht die Erinnerung an die Stimmen der Vergangenheit, schwört sich erneut, das Laster des übermäßigen Kaffeekonsums aufzugeben, fragt sich, ob diese Erinnerungen, die ihn quälen und erschöpfen, endlich aufhören werden, ob er endlich Ruhe finden und friedlich wird schlafen können, sobald der Übeltäter oder derjenige, der für ihn bezahlt, gefasst sein wird, er hört das Telefon im Nebenzimmer läuten, den Gefreiten und seine grimmige Stimme, Crissanti schüttelt sich, gähnt, steht auf, geht zum Fenster, um den Regen zu beobachten, die Stimme von drüben mahnt ihn zur Pflicht.

13
    Wir haben ihn, sagte der Polizist am Telefon zu ihm, Wir haben Ihren Priester, und er fragte Crissanti, ob er ins Präsidium kommen wolle, um ihn sofort zu verhören, oder ob es ihm lieber sei, wenn sie das übernähmen. Der Maresciallo machte sich sofort auf den Weg, Meloni folgte ihm stumm, fragte ihn lediglich, wo sie ihn gefasst hätten, Am Flughafen, erwiderte Crissanti, Er erkundigte sich nach Flügen nach Australien, Er hat einen Vetter dort, erklärte der Gefreite seufzend, Letztlich hatte ich also doch recht, dass Albertino nach Hause zurückkommt oder ans andere Ende der Welt flieht, dann schwiegen beide, sie kamen auf die Piazza Repubblica, die nicht sehr belebt war, parkten, grüßten den Polizisten am Eingang und die Kollegen, die sie im Büro erwarteten, der Kaffee war gerade eingeschenkt worden, sie wechselten, während sie ihn tranken, ein paar Worte über das Wetter, den Regen, Meloni fragte Crissanti, ob es ihm etwas ausmache, allein zu Alberto Sannìo zu gehen, es tue ihm in der Seele weh, den Jungen in einer Zelle zu sehen, Schon in Ordnung, antwortete ihm der Maresciallo, ließ sich die Tür aufschließen und stand vor seinem neuen Verdächtigen Nummer eins, dessen Gesicht vom entgangenen Schlaf ganz zerknittert war, mit riesigen Ringen unter den verweinten Augen, Alberto Sannìo?, fragte er, der andere drehte sich um, blickte ihm in die Augen, ohne zu antworten, Ich bin der Maresciallo von Nuraiò, der junge Mann stand auf, stellte sich vor ihn, Was wollen Sie von mir?, seine Stimme klang hohl überreizt, er packte den Carabiniere bei den Schultern, Was zum Teufel wollen Sie von mir? Trauen Sie mir wirklich eine solche Schweinerei zu?, und er umklammerte noch heftiger Crissantis Schultern, der erstarrte, die Augen bis auf einen Spalt schloss und ihn hart anblickte, Setz dich, sagte er, Und beruhige dich, aber der Junge hörte nicht, er hielt die Augen starr auf diejenigen des Maresciallo gerichtet, schien aber durch sie hindurch zu blicken, auf etwas, das nur er sah, Ich bin tot, sagte er auf einmal, und dann trat er plötzlich zurück und setzte sich auf den Boden, mit dem Rücken an der Wand, bedeckte sein Gesicht mit den Armen und begann zu weinen, der Maresciallo erinnerte sich nicht, dass man überhaupt so weinen konnte, in einer Stille, die ganz Verzweiflung und Zusammenbruch war, verfehlte Schreie, weil einem der Atem, das Blut und die Luft fehlen. Crissanti ging zu ihm, diesmal berührte er ihn an der Schulter, suchte nach Worten, die er nicht fand, der junge Mann hob erneut das Gesicht, Es stimmt, ich bin schuldig, sagte er, Aber nicht dieser barbarischen Tat, dessen nicht, Maresciallo, zu so etwas wäre ich niemals fähig, Sie können nicht wissen, was diese Frau mir bedeutete.
    Der Carabiniere dachte, das wäre vielleicht der richtige Moment, ein paar Fragen zu stellen, es zumindest zu versuchen, aber der junge Mann kam ihm zuvor.
    Ich bin bei Marta gewesen, ich nehme an, das wissen Sie bereits, ich bin in jener verfluchten Nacht dort gewesen, zum letzten Mal, hatte ich mir gesagt, hatten wir uns gesagt, danach wäre ich abgereist und hätte versucht, ein guter Priester zu werden. Es war nur ein Abschiedsbesuch, Maresciallo, aber es hat nicht funktioniert, wir haben es nicht fertig gebracht, tapfer zu sein und uns zu verabschieden und auf Distanz zu bleiben. Wir haben miteinander geschlafen, dessen bin ich schuldig, und tausend anderer Dinge. Ich habe das Gefühl, in meinem Leben

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