Der schwarze Regen
Billardbar und ein chronisch Kranker, der in ein verfluchtes Dorf verliebt ist, das er hasst, gekreuzigte Hunde und die vier Trottel in dieser Kaserne. Ein ziemlich orthodoxer Fall, wiederholte er für sich und sah wieder die zitternden Hände von Salvatore su maccu in der Mordnacht vor sich und die schwarzen Augen von Melonis Schwester, das finstere Gesicht des Ehemanns stumm wie ein Toter und das skeptische Gesicht des Gerichtsarztes und seine kleine Soziologie der Sexualgewohnheiten der emanzipierten Dorfbewohner, er sah all die Besuche seiner Hexe wieder und das aufgelöste Haschisch in seinen Händen, die halbnackte Roberta, die ihm von Indizien sprach, und Meloni verlegen wegen seiner Patin, der vergesslichen Zeugin, und den Zirkus der schwatzhaften Trunkenbolde in der Mordnacht in der Kaserne, die von Zeugen überquoll, Gehörnte, die zu jungen Burschen gehen, und weise Alte, die zu jungen Burschen gehen, und halb Drogensüchtige, die den Schuldigen entlasten, und halb Schwule, die mir philosophische Ratschläge geben, siebzigjährige hinkende Zeugen und Priester-Stürmer, die wegen des Todes der Geliebten weiß der Teufel wohin fliehen, Gewiss, sagte sich erneut der Maresciallo von Nuraiò, Martino Crissanti, Ein orthodoxer Fall, professionell zu lösen, der Satz hörte sich gut an, glatt wirkungsvoll, wie aus einer Pressemitteilung und mit ernstem Gesicht vorgetragen in den Zwanzig-Uhr-Nachrichten, dann wiederholte der Richter wie einen Befehl die Verabredung in seinem Büro und legte auf, der Carabiniere blieb allein, den Hörer in der Hand, legte auf, blickte hinaus, zu den schwarzen Wolken.
12
Während er in der Kaserne sitzt und erneut über Verdächtige und Indizien, Verbrechen und Schuld nachdenkt, hört Maresciallo Crissanti das Lachen der Hexe, aber er will ihr nicht zuhören, er versucht Ordnung in seine Gedanken zu bringen oder eine Stunde zu schlafen, die Dame grinst, lenkt ihn vom Telefon, von den Stimmen im Korridor ab, flüstert ihm noch zu, dass die Geschichten nicht enden, sondern flink in dunkle Gassen einbiegen, sich verstecken und miteinander verflechten und Vollständigkeit vortäuschen und die Illusionen über ihre Komplexität zunichte machen, alle Geschichten einschließlich seiner, und die Carabinieri können nichts anderes tun, als die Fäden zu verknüpfen, sie zu ziehen, ohne sie mit einem zu heftigen Ruck zu zerreißen, zu zerstören, er fühlt sich traurig und leer, der Maresciallo, ertappt sich dabei, wie er sich fragt, wodurch er eigentlich die frühere Fröhlichkeit verloren hat, die er doch einmal gehabt hatte, als er morgens allein hinauslief, als es ihm Freude machte, nichts zu tun und den Himmel, die jungen Falken zu beobachten, als das Dorf und die Berge enge Freunde waren wie Menschen, als der kleine Martino in die Stadt ging, um die Volkslieder und Volkstänze zu lernen, als zwei Mädchen genügten, damit alles schön aufregend wurde, als die Augen der Freunde wach und scharf waren und keiner all zu sehr darüber nachdachte, wer er war, was er war und sein sollte, wie es später dann immer der Fall sein sollte, wenn man erwachsen, verwaist, fast fremd geworden war, wie später jedes Mal, wenn man ins Dorf zurückkam, als niemand mehr vor allem und mehr als alles andere ein Freund war, als er Waise und der Sohn des Ermordeten geworden war, und dies war Martino Crissanti, und etwas anderes konnte er nicht sein, und zu allem Überfluss wurde er dann auch noch Carabiniere Soldat Polizeischerge, die Hexe des Maresciallo lacht, grinst, erinnert ihn an die Begegnungen mit den alten Freunden aus dem Dorf, nachdem er die Uniform angezogen hatte, in den Städten des Nordens, zufällige Begegnungen, ein Bier, ein Glas zusammen getrunken, Erinnerungen ausgetauscht, gelacht, aber immer auf der Hut, da man in dir jetzt fast den Städter und den Ordnungshüter sieht, und der Akzent, der sofort kritisiert wird, Kann es sein, dass du wie einer vom Kontinent sprichst?, und sofort die lästige Pflicht, antworten, Rechenschaft ablegen zu müssen, der Zwang, sich auf nie begriffene Kodexe, auf Regeln und Pflichten und Schemata, die vielleicht keiner je begriffen hat, beziehen zu müssen, der fileferru am Morgen, auch wenn du gar nicht willst, und immer musst du bezahlen, weil du der Hausherr bist, weil du einen Monat vor deinem Freund in jene Stadt gekommen bist, reden, sich nach der Familie, nach allen Vettern und Cousinen bis zum vierten Grad erkundigen, denn andernfalls heißt es
Weitere Kostenlose Bücher