Der schwarze Schattenjaeger
noch, während sie mit Kimmy aus dem Café eilt und sich ins Auto setzt, das direkt am Bürgersteig parkt.
„Puh …“, jauchzt Roger erschöpft, dem ich erst einmal einen Becher Kaffee zuschiebe.
„Danke. Und, ähm, was ist mit dem Wald?“, fragt er mich, nachdem er einen Schluck getrunken und versucht hat, sich von dem übriggebliebenen Glitzer zu befreien, der an jedem Kleidungsstück von Kimmy zu finden ist.
„Ach das, ähm … Es ist nur so, dass ich ständig einen schwarzen Schatten sehe. Er ist bei unserem Haus, direkt am Waldrand. So schnell, wie es sich bewegt, kann es kein Mensch sein. Ich dachte an einen Bären, ein Hirsch vielleicht oder ein Wolf. Vielleicht auch mehrere. Ich konnte leider nicht erkennen, was es genau ist, aber es ist groß“, erkläre ich Roger mit zittriger Stimme.
„Und es bleibt im Wald?“, fragt er mich ruhig.
„Na ja, die letzten Tage schon. Aber letzte Woche ist es mir gefolgt, da stand es neben dem Haus. Ich bin mir ganz sicher. Und als ich mich herumgedreht habe, ist es zurück in den Wald gehuscht.“
„Du hast immer eine Waffe dabei?“
Ich nicke und antworte ihm: „Ja, ein Messer. Ein Klappmesser.“
„Mh, ich werde heute mit Logan nachsehen. Fußspuren hast du nicht gefunden?“
„Ich habe mich nicht getraut nachzusehen, seid bitte vorsichtig!“ Ich konnte ihm natürlich nicht sagen, dass ich mich von diesem Ding beobachtet fühle, sonst hätte mich Onkel Roger sicher für verrückt erklärt.
Als ich sehe, wie Logan auf das Café zukommt, ergreife ich meine Chance: „Sag mal, hast du mit Logan gesprochen? Er scheint sauer auf mich zu sein.“
„Na ja, ich hab ihm gesagt, dass er sich dir gegenüber benehmen soll und das nein nun mal nein heißt.“ Er nickt mir freundlich zu und ich spüre sofort eine tiefe Erleichterung, besonders als ich sehe, dass Logan sich noch nicht einmal ins Café traut.
„Das scheint sogar richtig gut zu funktionieren. Er darf aber gerne reinkommen und mit mir reden, solange er sich benimmt.“
Onkel Roger nickt freundlich und nimmt sich seinen Hut, bevor er das Café verlassen möchte.
„Bis heute Mittag“, sagt er noch, bevor er geht und mich zurücklässt. Wow. Endlich bin ich mal alleine hier, als sei dies mein Café!
Damals, vor elf Jahren, haben meine Mom und Abby dieses Café zusammen geführt. Nun bin ich hier. Es ist ein schönes Gefühl, da arbeiten zu können, wo Mom immer gewesen ist. Sie hat die Möbel mit ausgesucht und die Wände gestrichen. Ein Teil von ihr wird also immer hier sein.
Der Vormittag verstreicht schnell. Abby war kurz nach 8.00 Uhr wieder im Café, wo ich einen Kunden bedient habe. Sie sah doch erleichtert aus, dass ihr Bookdelicious noch steht und ich es in der Zwischenzeit nicht heruntergewirtschaftet hatte. Zumindest machte sie einen solchen Eindruck auf mich, bevor sie mir erleichtert in die Arme fiel.
Um kurz vor 12.00 Uhr betritt plötzlich Valom das Café. Dass er wirklich hier ist und das auch noch so früh … damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich schrecke zusammen und starre ihn sofort an, als stünde irgendein Popstar vor mir, den ich jeden Moment um ein Autogramm anbetteln würde.
„Einen Tee?“, stammle ich. Super, gleich mal die Begrüßung versemmelt.
„Ähm, ich meine, hi! Also hallo. Guten Tag.“ Ich kneife meine Augen kurz zusammen. Das geht ja richtig gut los.
„Hallo, Thalis, schön, dich wiederzusehen“, antwortet Valom mir ruhig. Er hat wieder dieses Lächeln auf den Lippen, das meine Beine wackelig werden lässt.
„Möchtest du einen Tee?“, frage ich ihn und greife bereits nach einem Becher, den ich mit heißem Wasser fülle. Er findet es schön, mich zu sehen? Wirklich?
„Da du schon dabei bist … gerne“, sagt er ruhig und nimmt direkt vor mir am Tresen Platz. Da es heute nicht so voll ist wie am letzten Samstag, kann ich mir ruhig etwas mehr Zeit für ihn nehmen. Schließlich hatte ich ja eine ganze Woche Zeit, mir diverse Szenarien durch den Kopf gehen zu lassen.
„Hattet ihr schon die Besprechung?“, frage ich ruhig, während ich mit einem Zuckertütchen spiele.
„Ja, sie lief bis gerade eben. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und dann geht es zurück in unser Dorf. Ich habe also nur ein paar Minuten, aber die möchte ich gerne hier verbringen.“
Hat er das gerade wirklich gesagt? Oder halluziniere ich? Da ist schon wieder diese Wärme … sie kriecht direkt in meine Wangen und nistet sich dort ein.
„Oh …
Weitere Kostenlose Bücher