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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Prophezeiung in jeder Weise erfüllt würde. Endlich war der alte Herr ziemlich überzeugt, gab klein bei und verband ihre Hände und ließ seine Tochter heiraten, wen sie wollte; und sie waren alle recht erfreut, und der Begabte war so erfreut wie ein jeder von ihnen.
    Inmitten dieser kleinen Familiengesellschaft, meine Herren, saß derweilen Tom, so elendiglich, wie man sich nur vorstellen kann. Aber nachdem alles andere abgesprochen war, sagte die Tochter des alten Herrn, ihr seltsames Verhalten wäre eine kleine List der Zofe gewesen, um die Liebhaber zu entsetzen, die er für sie ausgewählt hatte, und würde der liebe Vater ihr vergeben? Und wenn er das tun wollte, dann würde er vielleicht der Zofe einen Ehemann suchen – und schaute bei diesen Worten ungewöhnlich starr zu Tom hin. Da sagte die Zofe, o je, sie könnte es nicht ertragen, wenn Mr. Grig denken sollte, sie wollte, dass er sie heiratete, und dass sie sogar bereits so weit gegangen wäre, den letzten Laternenanzünder abzulehnen, der sich nun dem gedruckten Wort verschrieben hätte (da er sich als Plakatkleber verdingt hatte); und dass sie hoffte, Mr. Grig würde von ihr nicht annehmen, sie wüsste sich sonst nicht mehr zu helfen, da ihr im Augenblick der Bäcker sehr viel Aufmerksamkeit widmete und der Fleischer geradezu wildden Hof machte. Und ich weiß nicht, wie viel mehr sie noch gesagt hätte, meine Herren (denn, wie Sie wissen, ist diese Gattung junge Frau nicht auf den Mund gefallen), wäre nicht der alte Herr plötzlich dazwischengefahren und hätte gefragt, ob Tom sie nehmen würde, wenn er dazu noch zehn Pfund bekäme, gewissermaßen als Entschädigung für seine verlorene Zeit und die Enttäuschung und als eine Art Bestechung, damit er die Geschichte für sich behielte.
    ›Das ist einerlei, Sir‹, antwortete Tom, ›ich bin nicht mehr lange auf dieser Welt. Acht Wochen Ehe, besonders mit dieser jungen Frau, könnten mich mit meinem Schicksal versöhnen. Ich glaube‹, sagte er, ›danach könnte ich leichten Herzens dahinscheiden.‹ Und mit diesen Worten umarmte er sie mit einem sehr jämmerlichen Gesicht und stöhnte so, dass es ein Herz aus Stein erweicht hätte – selbst eines aus dem Stein der Weisen.
    ›Meiner Treu!‹, rief da der alte Herr, ›das erinnert mich – dieser Wirrwarr hat es mich vergessen lassen –, da war eine Zahl verkehrt. Er wird ein gesegnetes Alter erreichen – mindestens siebenundachtzig!‹
    ›Wie viel?‹, rief Tom.
    ›Siebenundachtzig!‹, wiederholte der alte Herr.
    Ohne ein weiteres Wort fiel Tom dem alten Herrn um den Hals, warf seinen Hut in die Höhe, machte einen Luftsprung, trotzte der Zofe und verwies sie an den Fleischer.
    ›Sie wollen sie nicht heiraten!‹, rief der alte Herr empört.
    ›Und dann so lange leben?‹, erwiderte Tom. ›Da würde ich lieber eine Meerjungfrau mit einem feinen Kamm und Spiegel heiraten.‹
    ›Dann tragen Sie die Folgen‹, sagte der andere.
    Und mit diesen Worten – und ich bitte Sie, Ihre freundliche Aufmerksamkeit darauf zu lenken, denn das ist Ihrer Aufmerksamkeit wert – befeuchtete der alte Herr den Zeigefingerseiner rechten Hand mit der Flüssigkeit, die aus dem Schmelztiegel auf den Boden gespritzt war, und zeichnete Tom ein kleines Dreieck auf die Stirn. Das Zimmer verschwamm vor seinen Augen, und dann befand er sich wieder auf der Polizeiwache.«
    »Er befand sich
wo
?«, rief der Stellvertreter im Namen der versammelten Gesellschaft.
    »Auf der Wache«, sagte der Vorsitzende. »Es war spät nachts, und er befand sich wieder auf derselben Polizeiwache, von der man ihn am Morgen herausgelassen hatte.«
    »Ist er dann nach Hause gegangen?«, fragte der Stellvertreter.
    »Die Leute auf der Wache hatten etwas dagegen«, erwiderte der Vorsitzende, »und so blieb er die Nacht über dort und trat am Morgen vor den Friedensrichter, der dem Schaden noch den Spott hinzufügte. ›Nun, da Sie wieder hier sind, möchten wir Sie um fünf weitere Shilling bitten, wenn Sie das Geld irgend entbehren könnten.‹ Tom erklärte ihm, man hätte einen Zauber über ihn verhängt, aber das nutzte ihm nichts. Seinen Auftraggebern erzählte er dasselbe, aber auch die glaubten ihm nicht. Das ist ihn sehr hart angekommen, meine Herren, wie er oft gesagt hat, denn wie konnte man denn annehmen, dass er hingehen und eine solche Geschichte erfinden würde? Sie schüttelten den Kopf und meinten, er würde alles Mögliche sagen, nur nicht seine Gebete – und das stimmte;

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