Der schwarze Thron - Reiter reiter3
ruhig weiter, Brex«, sagte er. Der Hund leckte seine Pfote und schlief wieder ein.
Zacharias und Estora setzten sich hin und warteten auf den Tee.
»Stellt Ihr Nachforschungen an?«, fragte Estora.
»Ich wollte mir ansehen, was die alten Historien über die Eleter sagen – selbst die Legenden. Das meiste davon habe ich
früher schon einmal gelesen, aber ich dachte, ich gehe es noch einmal durch.«
»Sie sind ein geheimnisvolles Volk.«
»Und leider sagen einem die Bücher nicht viel. Früher einmal gab es mehr Offenheit zwischen unseren Völkern.«
»Ist Eure Begegnung nicht gut verlaufen?«, fragte Estora.
Ein träges Lächeln erhellte seine Miene. »Ich habe den Eindruck, dass sie bestimmte Vorstellungen darüber hegen, mit wem und was sie es hier zu tun haben, und sie wissen sehr genau, wie man andere in Ehrfurcht versetzt. Und wenn man die erwartete Ehrfurcht nicht an den Tag legt?« Er zuckte mit den Achseln. »Ich fürchte sie nicht, aber vielleicht sollte ich das tun. Wir werden Zeit brauchen, um einander zu verstehen.«
Und dann berichtete er Estora zu ihrem Staunen in vielen Einzelheiten über sein Treffen mit Prinz Jametari. Es war mehr, als sie je erhofft hatte, darüber zu hören, denn ihr Vater würde ihr bestimmt nichts sagen, und es kam ihr richtig vor, dass Zacharias es tat. Das würde schließlich auch ihre Rolle sein, wenn sie verheiratet waren, nicht wahr? Zuhören und ihn unterstützen?
Fasziniert von seiner Beschreibung der Eleter und der Welt, die sie innerhalb ihres Zelts geschaffen hatten, bemerkte Estora kaum, wie Diener hereinkamen und Tee und Kuchen brachten. Zacharias rief Fastion herüber, um sich bestätigen zu lassen, dass er bei seinem Bericht nichts vergessen hatte. Am verblüffendsten für Estora war das Ultimatum, das Zacharias dem eletischen Prinzen gegeben hatte, sich Sacoridien gegen Mornhavon anzuschließen oder sich als Feind des Reiches zu betrachten.
»Ist das nicht gefährlich?«, fragte Estora. »Werden wir damit nicht Feinde an zwei Fronten haben?«
»Der Prinz hatte bereits gesagt, dass die Eleter leidenschaftliche
Feinde von Mornhavon wären.« Zacharias hielt inne und trank einen Schluck Tee. »Im schlimmsten Fall, denke ich, dürfen wir keine Hilfe von ihnen erwarten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einen so weiten Weg zurückgelegt haben, wenn sie uns nicht etwas anbieten wollen. Ich glaube, der Prinz sitzt fest zwischen den Fraktionen seines Volks und ist vielleicht hierhergekommen, um einen eindeutigeren Weg zu finden, uns zu unterstützen. Oder auch nicht. In der Zwischenzeit werde ich ihnen nicht das Vergnügen bereiten, sich als Herren über den Willen des sacoridischen Volks oder ihres Königs zu betrachten.«
Estora hatte ihren Tee nicht angerührt. Er dampfte nicht mehr und war vermutlich nur noch lauwarm. Sie hatte Zacharias als König immer hoch geschätzt, und das noch mehr, seit er sich vor kaum mehr als zwei Jahren gegen seinen Bruder gewehrt hatte, der ihm den Thron streitig gemacht hatte, und bereit gewesen war, zum Wohl Sacoridiens zu sterben. Er hielt sein Land und sein Volk für wichtiger als sich selbst, und das sagte viel über ihn als Monarchen aus. Und im Umgang mit den Eletern hatte er erneut gezeigt, dass er aus Stahl bestand.
Nun saß er entspannt da und gab seinem Hund einen Bissen Teekuchen. Es war leicht, dachte sie, ihn zu unterschätzen, ihn weich und zu freundlich zu finden, aber das war die Art von Fehler, die man nicht ungefährdet machte.
»Man hat mich informiert«, sagte er plötzlich, »dass Ihr von all den Verwandten und Hochzeitsvorbereitungen ziemlich überwältigt seid.«
Estora konnte nicht verbergen, wie überrascht sie war. Wer sagte ihm das? Wem würde es auch nur aufgefallen sein?
»Bald wird der Garten zu kalt sein, um dorthin zu fliehen«, sagte er, »und ich sehe, dass es nicht einen einzigen Ort gibt, der wirklich Euch gehört und wo Ihr für Euch sein könnt.«
Sie konnte ihn nur anstarren, immer noch nicht in der Lage, sich über ihre Überraschung hinwegzusetzen.
»Ich fürchte, ich weiß, wie das ist«, fuhr er mit einem ironischen Lächeln fort. »Aber ich habe wenigstens ein paar Orte, an die niemand mir zu folgen wagt, und ich habe auch einen für Euch gefunden.«
Sie erhob sich halb aus ihrem Sessel, plötzlich erfasst von einem Impuls, ihn zu umarmen, aber ihre Erziehung verhinderte das, und sie sank wieder zurück.
»Ein solcher Ort würde für mich von hohem Wert sein«,
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