Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
Sie musste an die obsidianfarbenen Augen Salvistars denken.
    »Wenn wir unsichtbar werden, stehen wir in Wirklichkeit an einer Grenze zwischen den Ebenen der Welt. Das ist unsere wahre Gabe: die Ebenen zu durchqueren – oder vielmehr, das wäre sie, wenn wir die Macht der großen Magier besäßen. Mit unseren eigenen, bescheidenen Fähigkeiten können wir diese Grenze nicht überschreiten, es sei denn durch einen Einfluss von außen. Wie Salvistar. Als Avatar bist du in das Reich des Todes übergewechselt. Du bist auch anderswo gewesen. Du bist sogar durch die Zeit gegangen. Aufgrund unserer Fähigkeit sind wir dazu auserwählt, als Westrions Boten zu reiten. Der Tod zieht uns an – und wir ihn.«
    Karigans Kopf pochte mit erneuter Intensität. »Du bist aber tot«, erinnerte sie ihn.
    Der Geist hielt inne und wandte ihr sein Gesicht zu. »Und du redest mit mir.«
    »Ich habe um nichts von alledem gebeten«, sagte sie. »Ich wollte nie irgendetwas mit den Toten zu tun haben! Und
diese … diese Gräber und Götter, und … und … Ich möchte nur einfach zu Bett gehen.«
    Spielte ein Lächeln um Iris’ Lippen? Es war schwer zu erkennen, denn er war noch durchsichtiger geworden, und seine Form wurde vom Hintergrund der Gräber aufgesogen. »Vielleicht wirst du nie wieder aufgefordert, als Avatar zu reiten«, sagte er. »Oder vielleicht doch, aber du wirst dich nicht daran erinnern können.«
    »Was?« Schwindel überkam Karigan wie eine Woge. Sie wollte sich einfach nur ausruhen. Warum plagten sie nur andauernd diese Träume von Gespenstern?
    »Du wirst dich nicht an die Zerstörung und an die Auferstehung der Toten erinnern«, fuhr Siris Kiltyre fort. »Niemand wird sich daran erinnern. Diese Dinge gehörten nicht zur natürlichen Ordnung und wurden rückgängig gemacht. Oder vielleicht werden sie dir wie Bilder aus einem Alptraum erscheinen. Schließlich bist du verletzt und hast Fieber.«
    »Ja.« Karigan wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Müde. Träume. Ich wusste es.«
    »Du wirst erfahren, dass eine Nekromantin durch die Länder streift. Ihre Fähigkeiten erwachten während des Sommers. «
    »Nekromantin«, murmelte Karigan, ihre Augenlider waren schwer.
    »Und jetzt musst du dich verstecken, denn der Eindringling ist in diesen Korridor vorgedrungen und folgt deiner Spur.«
    Karigan nickte, aber wem oder was sie zunickte, wusste sie nicht, denn es war niemand da. Sie musste sich verstecken. Sie sah sich um und entdeckte, dass es in dieser Kammer viele Sarkophage ohne Deckel gab. Sie vergeudete keine Zeit damit, herumzurätseln, warum das wohl so war, sondern kletterte in den erstbesten passenden Sarkophag,
das Buch fest an sich gepresst. Drinnen war es dunkel, und das war genau richtig, um sich zu verstecken. Sie streckte sich darin aus und war dankbar, dass sie nicht auf irgendjemandes Knochen lag.

DAS GRAB DES HOCHKÖNIGS
    Der Klang von Stimmen weckte Karigan aus einem unruhigen Schlaf.
    »Das ist ein durmesischer Teppich, eigenhändig gewoben vom fünften Haus von Conover«, jammerte jemand. »Er ist über zweihundert Jahre alt. Wie soll ich die Blutflecken entfernen?«
    Licht stach durch Karigans halb geschlossene Augenlider. Sie schützte ihre Augen mit der Hand.
    »Ah, da seid Ihr ja«, sagte eine vertraute Stimme. Brienne. »Also doch noch nicht tot.«
    »Seid Ihr sicher?« Karigans Stimme glich dem Quaken eines Frosches.
    »Ziemlich sicher«, antwortete Brienne.
    Bald gewöhnten sich Karigans Augen an das Licht der Lampe, die Brienne hielt. Die Waffe und Agemon sahen über den Rand des Sarkophags auf sie herab. Karigan kam sich vor wie in einer überlebensgroßen Badewanne.
    »Ihr blutet in das Grab der Königin«, sagte Agemon mit trauriger Stimme.
    »Königin? Welche Königin?«
    »Die-eine-die-noch-sein-wird«, antwortete er.
    Brienne beugte sich herunter, um Karigan aus dem Sarkophag zu helfen. Plötzlich erschienen andere helfende Hände – Cerra und Lennir und Fastion –, und zusammen
hoben sie sie mitsamt dem Buch aus dem Sarkophag heraus.
    »Ihr blutet wirklich«, stellte Brienne fest, als sie Karigans Unterarm sah. Sie wies Agemon an, Leinen zu holen, und er fand etwas ganz in der Nähe, wenn auch nicht ohne mürrisches Gemurmel darüber, dass er nun noch mehr Blut wegzuputzen hatte.
    »Sieht so aus, als müsstet Ihr genäht werden«, bemerkte Fastion, als Brienne die Wunde verband.
    Karigan seufzte.
    »Cera«, sagte Brienne, »sieh zu, ob du einen der Chirurgen

Weitere Kostenlose Bücher