Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Köchin stellte einen Teller mit Schinken und Eiern vor Karigan, ebenso wie einen Laib Brot, der gerade aus dem Ofen gekommen war. Cetchum schob einen Tiegel mit sahniger Butter zu ihr.
Karigan konnte jedoch nichts essen, ehe sie von Fergal gehört hatte. »Wie geht es Reiter Duff?«, fragte sie.
»Dem Jungen geht es gut«, sagte Cetchum und manövrierte einen Mund voll Eier um die Worte herum. »Oder es wird ihm jedenfalls gut gehen. Er braucht allerdings noch Ruhe, sagt Heiler Gills.«
Karigan schoss erleichtert die Augen. Sie war so froh, dass sie nicht Fergals Leiche nach Sacor zurückbringen musste.
»Sie werden den jungen Mann hierherbringen«, sagte Silva.
»Hierher?« Karigan hatte nicht so verdutzt klingen wollen, aber sie hatte das Gefühl, Fergal in ein Bordell zu bringen wäre so, als ließe man eine Kerze in einen Heuschober fallen. Als Silva die Brauen hochzog, sagte sie rasch: »Äh, ich bin sicher, Eure Preise sind zu hoch für Leute, die im Auftrag des Königs unterwegs sind.«
»Gut möglich.« Silva trank einen Schluck, und ihr Blick machte Karigan nervös. »Ihr stammt doch aus dem Clan G’ladheon, oder?«
Karigan nickte und fragte sich, was das damit zu tun hatte.
Silva lächelte. »Stevics Tochter, würde ich sagen, obwohl Ihr offenbar Eurer Mutter sehr ähnlich seht.«
»Ihr kennt meinen Vater?« Karigan gefiel nicht, in welche Richtung dieses Gespräch ging.
Silvas Lächeln wurde deutlicher. »Er ist ein sehr großzügiger Freund und geschätzter Kunde. Ich bringe Euch und den jungen Mann umsonst unter, um Stevic einen Gefallen zu tun. Damit braucht Ihr Eurem Vorgesetzen nicht zu berichten, dass Ihr die Nacht in einem Bordell zugebracht habt, oder? Es würde unangemessen wirken, nehme ich an, wenn die Besitzerin eines Bordells dem Steuerbüttel ein Reitersiegel präsentierte, um die Kosten ersetzt zu bekommen.«
» Mein Vater?«, war alles, was die erschütterte Karigan hervorbrachte. Wie, um alles in der Welt, kam es, dass er Silva kannte? Was hatte er in einem Bordell zu tun? Nun, sie wusste, was, aber nicht, warum. Nein, sie wusste auch warum, aber … aber … ihr Vater?
»Ihr irrt Euch sicher«, sagte Karigan, überzeugt, dass Silva etwas verwechselt hatte, dass sie ihren Vater besser kannte. Er würde niemals ins Bordell gehen.
»Ja, meine Liebe. Ich schätze Stevic wirklich, und er führt einen Teil seines Geschäfts von hier aus.«
Karigan wurde beinahe schwarz vor Augen. Alles, was sie geglaubt und gedacht hatte, verschwand im Nichts, und die Welt brach zusammen.
Wie konnte ihr Vater sie so verraten? Das Andenken ihrer Mutter entehren? Sie glaubte an die reine und wahre Liebe zwischen ihren Eltern, dachte, er hätte nie wieder geheiratet oder sich ernsthaft um eine andere Frau bemüht, weil seine Liebe zu Kariny einzigartig und unendlich war. Aber offenbar
hatte er sich anderswo sein Vergnügen gekauft. Hier. Wie konnte er … wie konnte er sich mit Huren abgeben? War sein Leben mit Kariny eine Lüge gewesen?
Plötzlich war ihr Vater ihr vollkommen fremd.
Zu ihrem Entsetzen liefen ihr Tränen über die Wangen. Alles Gute, für das ihr Vater gestanden hatte, schien falsch zu sein.
Silva sah sie ruhig an. »Zweifelt nie an Eurem Vater, meine Liebe. Egal, was Ihr jetzt von ihm denkt, er ist ein guter Mensch, und ich verdanke ihm viel. Ich lasse auch nicht jeden in mein Haus, das solltet Ihr wissen; es ist sehr exklusiv, und nicht alle Unterhaltung, an der meine Gäste teilnehmen, ist, was Ihr denkt.« Als Karigan weiterhin schwieg, fuhr sie fort: »Ich weiß vom Leben Eures Vaters, wie er Euch ohne Kariny aufgezogen hat … «
»Sprecht den Namen meiner Mutter nicht aus«, flüsterte Karigan heiser. »Nicht an diesem Ort.«
»Wie Ihr wünscht«, sagte Silva. »Aber Ihr solltet wissen, wie sehr ich Euren Vater schätze. Er hat mir in der Vergangenheit geholfen, also steht dieses Haus ihm immer offen, wenn er in der Stadt ist, und das Gleiche gilt für seine Verwandten. « Damit setzte Silva ihre Tasse ab und stand auf. Sie ging zur Tür, blieb aber noch einmal stehen. »Es macht mich traurig, dass Stevics Tochter ihn geringer schätzt, weil er hin und wieder Trost gesucht hat, obwohl seine Frau schon so lange tot ist. Denkt nicht schlechter von ihm, Karigan, denn er vergisst Eure Mutter nie, und er trauert immer noch um sie.« Dann ging sie.
Karigan konnte nur mit trüben Augen auf ihren Teller starren, wo das Eigelb sich mit dem Schinken mischte.
»Eine große
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