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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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geraubt, geplündert und gemordet hatten und die dennoch so zärtlich über Holz glitten und wundersame Dinge wie ein Wind und Sturm trotzendes Drachenboot zu erschaffen vermochten. Ein Mann, der brüllte wie ein Berserker.
    Und sie im Arm hielt wie eine zerbrechliche Kostbarkeit.
    Lieber Gott, lass ihn wieder gesund werden. Auch wenn er ein schlimmer Heide ist. Mir zuliebe .
    Sie neigte sich vor und küsste Njals Schläfe. Seine Lider bewegten sich, aber er schlief weiter. Ihr war, als ginge sein Atem entspannter. Noch einmal küsste sie ihn, dann setzte sie sich wieder auf. Gleichgültig, wie lange es dauerte, bis er die Augen aufschlug, sie würde nicht von seiner Seite weichen. Und wenn Thorir selbst hier erschien, um sie fortzuzerren.
    Grunzend streckte ein Schwein seinen Rüssel über den Rand des Gatters. Neugierig bewegte es den Kopf; seine Ohren wackelten. Es schaute so freundlich, dass Caitlín eine Hand ausstreckte und sie von ihm beschnuppern ließ. Das junge Tier war unbestritten niedlich.
    Lauthals gähnend setzte sich Mutter Laurentia auf. »Nehmt einen Stecken, und kratzt es damit«, sagte sie.
    Caitlín riss die Hand zurück. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil es das mag.«
    Erstaunt sah Caitlín zu, wie sich die Nonne erhob, ins Gatter stieg und die sich um sie scharenden Schweine mit ihren Händen und Aststücken zu kraulen begann. Die Tiere gebärdeten sich wie Hunde, drängten sich an die Äste und die Beine der Äbtissin und grunzten wohlig. Die Ferkelchen tollten zwischen ihren Füßen herum und spielten, als seien sie kleine Katzen.
    »Sie sind nicht dreckig«, erklärte Mutter Laurentia. »Den Mist hole ich immer nur aus einer Ecke.«
    »Aber sie wühlen im Schlamm«, widersprach Caitlín.
    »Sobald der trocken ist, schubbern sie ihn wieder herunter.«
    Die Äbtissin ging in die Knie und streichelte ein besonders anhängliches Schweinchen. Sein Ringelschwanz zitterte vor Freude. Caitlín überwand sich und streckte sich nach dem Ferkel, das den Kopf durchs Gatter gestreckt hatte. Sie musste lachen, als es furchtsam zurückwich und dann neugierig wieder herantrottete. Immer wieder lief es hin und her.
    »Alle Welt ekelt sich vor Schweinen, es sei denn, sie drehen sich an einem Spieß«, brummte Mutter Laurentia. »Der Stall ist ein guter Platz für den Wikinger. Sein Bruder glaubt, er würde hier im Dreck liegen und daran sterben. Aber ich sorge dafür, dass es hier sauberer ist als unter den Fellen, in denen Thorir schläft.«
    Gedankenverloren kraulte Caitlín das Ohr des Ferkelchens. Es hatte sich zwischen den Brettern des Gatters hindurchgequetscht und hockte nun zu ihren Füßen. Lachend hob sie es auf und drückte es an die Wange. »Danke, ehrwürdige Mutter Oberin«, flüsterte sie gerührt. »Ihr habt …«
    »Behaltet für Euch, was immer Ihr sagen wollt«, fiel ihr die Äbtissin schroff ins Wort. »Er ist und bleibt ein Heide. Ich werde ihn nie mögen, und das wird auch so bleiben. Jeden hätte ich wiedersehen wollen, nur ihn nicht.«
    »Das geht mir mit Euch ganz genauso«, knurrte eine dunkle Stimme.
    »Njal!«
    Caitlín musste sich beherrschen, um ihm nicht um den Hals zu fallen. Er stützte sich auf einen Ellbogen und atmete schwer vor Schmerzen. Schließlich rang er sich ein Lächeln ab. Vorsichtig berührte Caitlín seinen Hals, seine Wange, neigte sich vor und bot ihm die Lippen dar. Er nahm das Geschenk an. Sein Kuss raubte ihr den Atem. Obwohl er doch so schwach war, konnte sie in der Berührung all seine Stärke spüren. Er zog sie dicht an sich und strich durch ihr Haar.
    »Das hier musst du trinken.« Sie hielt ihm den Becher unter die Nase, den er gehorsam leerte.
    »Das ist besser als das, was du meinem Vater gibst«, meinte er. »Zumindest dem Geruch nach. Wo treibt sich Thorir herum?«
    »Das weiß ich nicht, es ist mitten in der Nacht. Aber er soll …«, sie stockte. Diesen Gedanken konnte sie nicht aussprechen, schon gar nicht in Gegenwart einer Benediktinerin.
    »Er soll zur Hölle fahren, wolltest du sagen?«, half ihr Njal aus. »Das wird er, das verspreche ich dir. Irgendwann schicke ich ihn dorthin.«
    »Ich will nur, dass du überlebst und wir diesen Ort verlassen können. Wie auch immer das vor sich gehen soll.«
    »Zimt ist nicht schlecht, aber Ackerschachtelhalm wäre besser. Daheim könnte ich Benediktenkraut verwenden, auch das unterstützt die Wundheilung. Zur Stärkung wäre ein Sud aus Holunder und Lindenblüten hilfreich.« Mutter Laurentia

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