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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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den beiden Schlafzimmern, die lediglich zugeschlossen war. Ich hielt es für einen Beweis, daß die Ballwins sich gestritten haben müssen, und deswegen ließen wir die Tür unberührt.«
    »Schlägt ihr Herz noch, Donald?« fragte mich Sellers und wandte sich von dem äußerst verlegenen und sich verzweifelt verteidigenden Beamten ab.
    »Einen Pulsschlag kann ich nicht fühlen, aber sie atmet noch schwach. Sie faßt sich so kalt wie der Fußboden an. Ich glaube, ihr Leben hängt an einem seidenen Faden.«
    Sellers kommandierte den Beamten: »Machen Sie ein bißchen dalli und schaffen Sie einen Krankenwagen herbei. Doch halt, wenn wir erst auf das Krankenauto warten, wird sie uns noch unter den Händen wegsterben. Tragen Sie sie schnell in den Wagen vor der Tür, und dann fahren Sie mit Höchsttempo zur Unfallstation. Lassen Sie ihr sofort den Magen auspumpen. Los, los, setzen Sie sich endlich in Bewegung! Sagen Sie dem Arzt gleich, daß es sich um eine Arsenikvergiftung handelt. Haben Sie alles begriffen?«
    Der Mann steckte langsam seine Pistole ein.
    Sellers beugte sich über Mrs. Ballwin, schob einen Arm unter ihre Beine, legte den anderen um die Schultern, hob sie ohne große Anstrengung hoch und trug sie hinunter auf die Straße. Erst wollte er sie in das Auto des Beamten setzen, dann änderte er aber seine Absicht und trug sie über die Straße zu seinem Wagen. Über die Schulter rief er dem Beamten zu: »Ich bringe sie selbst ins Krankenhaus. Sie bleiben hier und suchen weiter nach dem Gift. Lassen Sie unter keinem Vorwand irgend jemand ins Haus. Verstanden?«
    »Ja, Inspektor.«
    Dann rief Sellers ihm noch nach: »Und sehen Sie zu, daß Sie endlich mal was Ordentliches fertigbringen. Wenn sie uns doch noch stirbt, sitze ich bildschön in der Klemme. Mann, wenn Sie irgend etwas quatschen, was dann in die Zeitungen durchsickert, dann dürfen Sie mit mir rechnen, wie nie zuvor... «

    Ich hielt die hintere Tür des Wagens auf, und Sellers ließ die schlaffe Gestalt auf die Polster gleiten. Dann sah er mich fragend an.
    Ich nickte und stieg von der anderen Seite ein, um sie während der Fahrt in aufrechter Stellung zu halten.
    »Halten Sie sich nur ordentlich fest«, warnte mich Sellers, während er um den Wagen herumlief und einstieg.
    Einen Fuß stemmte ich gegen den Vordersitz.
    Sellers ließ den Motor anlaufen, schaltete die Sirene und das rote Blinklicht ein, und dann fuhr er mit so scharfem Tempo an, daß ich mit dem Rücken in die Polster flog.
    Ein rascher Blick in den Rückspiegel zeigte mir, daß uns ein Auto folgte und vergeblich versuchte, Anschluß an uns zu halten.
    In der Eile hatte ich ganz vergessen, Jim Fordney zu sagen, daß er nach Hause gehen könnte. Da der ihm erteilte Auftrag, Mrs. Ballwin zu beschatten, noch nicht zurückgezogen war, ließ er sich auch nicht davon abbringen.
    Aber jetzt lag er wirklich aussichtslos im Rennen.
    Sellers fuhr bis zur zweiten Straßenkreuzung im zweiten Gang, dann aber drehte er mächtig auf. Das Heulen der Sirene verschaffte uns freie Bahn, das rote Blinklicht flammte über die Straße, und so schoß der Polizeiwagen durch den gestoppten Verkehr und nahm die Kreuzungen im gleichen Tempo. Als der Verkehr immer dichter wurde, schlängelte sich Sellers durch haltende Autos, überholte Straßenbahnen auf der falschen Seite und erschreckte dadurch die Fahrer, die nicht wußten, ob sie vorwärts oder rückwärts fahren sollten.
    Ich konnte einigermaßen aufrecht sitzen bleiben, aber es gelang mir nicht, Mrs. Ballwin auf ihrem Platz festzuhalten. Wir glitten fortwährend hin und her. Nur mit Mühe konnte ich verhindern, daß sie mir vom Sitz herunterrutschte.
    Die Reifen kreischten, als Sellers das Auto vor der Unfallstation zum Stehen brachte. Ich öffnete die Tür und versuchte, den leblosen Körper in eine Lage zu bringen, aus der wir ihn leichter aus dem Wagen heben konnten.
    Aber Sellers gewaltige Kraft machte meine Bemühungen überflüssig. Er faßte Daphne Ballwin um die Taille, zog sie aus dem Auto und rannte schon mit ihr den Zementweg hinauf, noch ehe ich aus dem Wagen heraus war.
    Ich mußte regelrecht spurten, um ihn zu überholen und die Tür zur Unfallstation für ihn aufzuhalten.
    »Okay, Donald«, sagte er. »Gehen Sie zum Wagen zurück und warten Sie dort auf mich.«
    Ich ging zurück und setzte mich auf den rechten Vordersitz. Fünf Minuten später bog ein Wagen um die Ecke und machte hinter dem Polizeiauto halt. Ich stieg aus und lief zu dem

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