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Der Schweizversteher

Der Schweizversteher

Titel: Der Schweizversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diccon Bewes
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Fundamentalisten zum Schäumen bringen, dass der
Name des Gottessohns in so einer Konstellation zu lesen ist. Um die Sache noch
schlimmer zu machen, stammt es vom jiddischen schmock ab, ein obszönes Schimpfwort, das den Penis bezeichnet. Selbstverständlich
ahnen die Deutschschweizer das nicht und sind sich daher keiner Schuld bewusst.

Born to be Swiss
    Was einen mit dem Familiennamen Christ versöhnt, ist,
dass die Schweizer ihre Buben nicht Jesus nennen. Obwohl die Hälfte der
Bevölkerung katholisch ist, sind wir hier nicht in Spanien. Und selbst wenn das
der Fall wäre, dürften Herr und Frau Christ ihren Sohn sehr wahrscheinlich
nicht Jesus nennen (dazu später mehr). Sie würden sich vermutlich für Noah
entscheiden, zurzeit der beliebteste Jungenname in der deutschsprachigen
Schweiz; im Tessin würde er ein Mattia werden und in der Romandie wohl ein
Nathan. Aufgrund der Sprachenvielfalt sind die regionalen Unterschiede bei den Vornamen
hier viel ausgeprägter als in den meisten anderen Ländern. Viele Jungennamen,
die sich in ihrem jeweiligen linguistischen Gebiet besonderer Beliebtheit
erfreuen, findet man in den beiden anderen eher selten. Während die
Deutschschweizer Jonas, Nils und Leon bevorzugen, wird ein Junge im
französischsprachigen Gebiet eher Loïc oder Maxime genannt, im Tessin Leonardo
oder Elia.
    Interessant ist, dass man in der Schweiz als Mann
einen sehr italienisch klingenden Namen haben kann, obwohl man in Zürich geboren
ist und nur Schwyzerdütsch spricht. Die meisten der vielen Matteos, Fabios und
Nicos, über die man in Zeitungen und im Fernsehen andauernd stolpert, sind Secondos , die vermutlich noch nie ihren Fuß auf
italienischen Boden gesetzt haben. Manche Jungennamen allerdings überwinden die
linguistische Scheide: David und Noah sind in allen drei Regionen beliebt, und
in der Schweiz insgesamt steht Luca an erster Stelle.
    Bei Mädchennamen zeigt sich in der Schweiz größere
Einhelligkeit. Natürlich gibt es regionale Allüren wie Chloé oder Anaïs in der
Romandie, Giulia und Valentina im Tessin oder Leonie und Luana im Rest des
Landes. Aber die Namen, die in allen drei Regionen die Spitzenplätze belegen,
sind sich geradezu beunruhigend ähnlich: Lara, Sara und Laura. Wenn man
allerdings einen Blick in die amtliche Schweizer Liste von 2010 wirft, fragt man sich
doch, warum 32
Mädchen den Namen Océane erhalten haben. War die Sehnsucht der Eltern nach dem
fernen Meer der Grund? Gut möglich. Falls sie allerdings ihrem Kind einfach nur
das Leben schwer machen wollten, dann wäre das inakzeptabel gewesen.
    Denn in der Schweiz ist die Namensgebung, wie alles
andere, eine ernste Sache. Haben sich die Eltern für einen Namen entschieden,
muss dieser vom Standesbeamten akzeptiert werden. Sollte dadurch das Kindeswohl
beeinträchtigt oder ein Dritter beleidigt werden, muss man sich einen neuen
überlegen. Ausnahmsweise gibt es hierfür kaum feste Regeln, aber schockierende,
beleidigende und Ulknamen sind verboten. Außerdem darf man einem Jungen keinen
Mädchennamen geben und umgekehrt, ebenso können Familiennamen nicht zu Vornamen
umfunktioniert werden. Biblische Bösewichter wie Kain und Judas sind personae non gratae . Ähnliches gilt für Orts- oder
Städtenamen (wie Brooklyn oder Paris) und auch Markennamen (wie Pepsi oder
Armani). Und selbstverständlich wäre es zu freigeistig und kreativ, sich
einfach einen wohlklingenden Namen auszudenken. Zudem gilt es zu bedenken, dass
man in der Schweiz eher nicht danach strebt, aus der Menge herauszustechen. Es
ist besser, eine Doris Müller unter vielen als die einzige Gaynor im Dorf zu
sein.

Eine Marke gestern und heute
    In der Welt der Uhren ist der Erkennungswert einer
Marke alles. Und ein paar haben tatsächlich einen außergewöhnlichen Status
erlangt. Eine davon ist Omega. Nachdem sie die offizielle Uhr bei den
Olympischen Spielen, der NASA und am Handgelenk von
James Bond war, gilt sie jetzt häufig als der Archetypus der Schweizer Uhr. Mir
kommt es gelegen, dass Omega ein eigenes Firmenmuseum hat, das man kostenlos
besichtigen kann, allerdings erst nach Voranmeldung. Schließlich geht es nicht
an, dass jeder einfach nach Lust und Laune hereinspaziert, das wäre viel zu
unschweizerisch. Leider hatte mich trotz meiner formvollendeten Anfragen keine
Uhrenmanufaktur auf ihr Betriebsgelände gelassen –

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