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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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von ihm abzuwenden. Diesen Moment musste ich in mein Gedächtnis meißeln, damit ich später nie wieder in meiner Entschlossenheit nachließ, nie daran zweifelte oder gar vergaß, dass er es war, der mich verraten hatte.
    »Du wirst es tun«, krächzte er. »Du wirst Girón heiraten. Wenn nicht, wirst du das bereuen.«
    Das waren die Worte, die ich hatte hören müssen. Ich machte einen Knicks fast bis zum Boden.
    Feixend legte Villena Enrique eine Hand auf die Schulter. Der König erschauerte. Ein kalter Schreck fuhr mir in die Glieder, als mich die Erinnerung an eine Szene in meiner Kindheit durchzuckte: Das Gleiche hatte sich der Konnetabel Luna bei meinem Vater herausgenommen.
    In diesem Moment überfiel mich die Gewissheit, dass nichts mehr Enrique vor seinem Schicksal retten konnte.

10
    Wir wurden in den Alkazar von Madrid verbannt – eine enge steinerne Zitadelle mit schmalen Treppenaufgängen, halb verfallenen Festungswällen und verschimmelten Wänden. Auch wenn alles Nötige vorhanden war, fehlte der üppige Zierrat von Enriques geliebtem Segovia, dem er seine ganze Aufmerksamkeit und alles Geld widmete. Vermutlich um auszuloten, wie ernst die Rebellen es mit ihrem Friedensangebot meinten, ließ der König in ganz Kastilien verlautbaren, ich sei zu meinem eigenen Schutz nach Madrid verlegt worden, da die Freiheit am Hof einer leicht zu beeindruckenden Jungfrau kurz vor ihrer Vermählung angeblich nicht zuträglich war.
    Die Königin, die mich gezwungenermaßen begleitete, zeigte nun ihre Geringschätzung offen und verbot mir jeden Besuch bei Joanna. Selbst Mencia stellte ihre Bemühungen ein, so zu tun, als sollte sie mir eigentlich aufwarten. Damit waren Beatriz und ich unversehens der Gnade eines Dienstmädchens namens Inés de la Torre ausgeliefert, die von Mencia den Auftrag erhalten hatte, uns auszuspionieren. Doch aus Mitleid, purer Not oder vielleicht beidem ließ sie sich von uns bestechen und beschränkte sich darauf, uns unser Essen zu holen, die Betten zu machen, unsere Gemächer zu putzen und Mencia mit Belanglosigkeiten über unser Tun abzuspeisen.
    Dennoch war ich von allem und jedem abgeschnitten, woran mir lag – bis auf Beatriz. Aus Kummer über meine drohende Verheiratung und ihre Trennung von Andrés de Cabrera packte Beatriz eines Abends das alte Brotmesser und rief: »Wenn dieses Ungeheuer es wagt, Euch auch nur ein Haar zu krümmen, ramme ich ihm diese Klinge in sein schwarzes Herz!«
    Das brachte mich nun doch zum Lachen, und ich erinnerte sie an die Zeit, als sie von dem Wunsch schwadroniert hatte, einen Kreuzzug zu führen. »Komm, komm, du weißt doch, dass die Klinge kaum noch für Käse taugt. Ohne Schwerter können wir nicht wie Ritter kämpfen.«
    »Was können wir dann noch tun? Warten, bis wir wie Sklaven an irgendeinen Mauren verhökert werden? Denn das müsst Ihr zugeben: Eine Ehe mit Girón kommt der Sklaverei gleich.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass wir nicht kämpfen sollen. Wir brauchen nur andere Waffen.« Und mit Torquemadas Worten mahnte ich: »Wie Löwen müssen wir unser Herz benutzen.«
    »Löwen haben aber auch Zähne«, grummelte sie, kniete sich dann jedoch neben mich vor den von uns improvisierten Altar mit dem Marmorbildnis der Jungfrau von Sagrario, der Schutzheiligen von La Mancha, die all unsere Klagen hörte.
    Es hätte mir Trost spenden sollen, mein Schicksal Unserer Jungfrau anzuvertrauen. Doch so war es nicht. Mir graute bei der bloßen Vorstellung, mich zu Villenas Bruder ins Bett legen zu müssen. Unablässig dachte ich an Fernando und fragte mich, was er tun, was er sagen würde, wenn er erfuhr, dass ich mit Gewalt an einen anderen verheiratet worden war. Er hatte so sicher gewirkt, dass wir füreinander bestimmt waren; jetzt, in dieser schrecklichen Stunde, wünschte ich mir von ganzem Herzen, es wäre wirklich so. Und nun sollte dieses Tier Girón Fernandos Platz einnehmen? Lieber wollte ich sterben!
    Schließlich schrieb ich Fernando einen Brief, in dem ich ihm von den Ereignissen berichtete; er durfte nicht glauben, dass ich ihn vergessen hatte. Seltsamerweise fiel es uns in Madrid leichter, heimliche Korrespondenzen zu führen. Ein Page, der in Beatriz vernarrt war, schickte den Brief nach Segovia, von wo ihn Cabrera über einen Kurier nach Aragón weiterleitete, ohne dass irgendjemand davon erfuhr.
    Doch Fernando antwortete nicht. Ich wartete: Tage, Wochen. Erneut schrieb ich zwei, drei, fünf Briefe, bis meine Feder stumpf wurde und mir

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