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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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und hat wie immer als Ehrenmann gehandelt, mit größter Sorge um Euren Namen und Euren guten Ruf.«
    Will konnte sich nicht dazu durchringen, sie anzusehen, doch ihre nächsten Worte klangen immerhin besänftigter.
    »So sei es also. Ich glaube Euch, Sir James, und danke Euch für die Erklärung. Sir William, ich fürchte, ich habe Euch unrecht getan.«
    Entschuldigte sie sich etwa bei ihm? Noch immer sah er sie nicht an – als ihre Fingerspitze plötzlich seinen Arm berührte. »Verzeiht Ihr mir, Sir William?«
    Er spürte nur, dass ihn Wärme durchfuhr, stärker als die Hitze des Feuers. Dass es seinen Körper zu ihr zog, dass er zu schwanken schien und ihm schwindelig wurde. Er wusste, dass er ihr antworten musste, dass er diesmal die richtigen Worte finden wollte, doch seine Sinne waren überwältigt von ihrer Nähe, und er konnte sich nicht fassen … bis ihn der junge Douglas aus seiner Benommenheit riss.
    »Sir William?«
    »Verzeiht mir, Baronin«, murmelte er. »Ich war … abgelenkt.« Er holte tief Luft, und dann gehorchte ihm seine Stimme wieder. »Ich verstehe Eure Reaktion auf mein Verhalten; macht Euch keine Gedanken. Ich bedaure nur, dass es mir nicht möglich war, Euch dem König persönlich vorzustellen und Euch für Euch selbst sprechen zu lassen.« Jetzt fand er endlich den Mut, sie direkt anzusehen. »Doch ich schwöre Euch, dass es Euch große Freude bereitet hätte, dabei zu sein, als er von Euch gehört hat. Er war sehr bewegt von Eurer getreuen Hingabe und von Eurer offenen und großzügigen Unterstützung.«
    Jessies Antwort darauf galt jedoch nicht ihm.
    »In diesem Fall, Sir James, nehme ich Euer Angebot an. Setzen wir uns doch, und dann besprechen wir das Nötige.«

6
    E
    S DAUERTE NICHT lange, bis alles geregelt war. Am nächsten Tag würde man die Habseligkeiten – und den Schatz – der Baronin von Admiral de Berengers Galeere auf das Schiff verladen, das jetzt von Vizeadmiral de Narremat befehligt wurde und das man Sir James für einen Monat zur Verfügung stellen würde. Das einzig Komplizierte daran würde das Umladen der Goldkisten sein, die man erst an Land setzen und dann auf das andere Schiff laden musste, weil es zu gefährlich war, sie auf dem offenen Wasser von einem Schiff auf das andere zu hieven. Jede falsche Bewegung konnte den Verlust einer ganzen Truhe bedeuten oder eins der Schiffe beschädigen.
    Douglas würde aus seinen fähigsten und treuesten Männern eine Eskorte zusammenstellen, die Jessie und ihren Zofen Begleitschutz geben würde, bis sie sicher auf den Ländereien ihrer Familie angelangt waren.
    Unterdessen hielt Will den Blick fest auf das Feuer gerichtet. Möglich, dass er sich daran gewöhnen konnte, die Baronin St. Valéry in offizielle Besprechungen einzubeziehen – doch es war Jessie, die lebendige Frau hinter diesem Titel, die ihm die Sprache verschlug und sein Herz zum Rasen brachte … und ihn ein ums andere Mal dastehen ließ wie einen einfältigen kleinen Jungen.
    Jessie erhob sich und nickte erst William zu, dann Douglas. »Sir James, ich danke Euch für Euer Entgegenkommen. Ich werde auf dem Schiff übernachten und morgen früh auf Euren Boten warten. Nun wünsche ich euch beiden eine gute Nacht.«
    Es war James Douglas, der sich mit ihr zum Zelteingang in Bewegung setzte, doch Will hatte noch nicht alles gesagt.
    »Wartet!«, rief er und fragte sich, ob man ihm die Überwindung anhören konnte, die es ihn kostete. Doch sie wandte sich nur um und sah ihn fragend an.
    »Da ist noch …« Er räusperte sich, dann gehorchte ihm seine Stimme wieder. »Da wäre ein Gefallen, um den ich Euch gern bitten würde, wenn Ihr mir die Ehre erweisen würdet.«
    Zuckte da etwa ihr Mundwinkel? Doch sie neigte nur sittsam den Kopf. »Jeden Gefallen, um den Ihr mich bittet, Sir William.«
    Er trat an einen kleinen Tisch an der Rückwand des Zeltes und kramte das Goldkettchen mit dem kleinen Elfenbeinamulett hervor, das er schon lange für das Wiedersehen mit seiner Schwester aufbewahrte.
    »Da Ihr auf dem Weg nach Schottland und zu Eurer Familie seid, dachte ich, vielleicht begegnet Ihr auch Eurer Schwägerin – meiner Schwester – Peggy. Ich möchte Euch natürlich nichts zumuten, doch … ich habe ihr dieses Schmuckstück in Navarra gekauft und bin nie dazu gekommen, es ihr zu übersenden. Es stammt aus Arabien, und es ist eine hübsche Arbeit. Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr es ihr als Geschenk von mir mitnehmen könntet.«
    Jetzt lächelte Jessie

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