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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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bat, die frische Eskorte möglichst schnell zur Verfügung gestellt zu bekommen.
    Frisch gestärkt und gekleidet war Douglas dann wieder aufgebrochen, und Will hatte sich sogleich an die nötigen Vorbereitungen begeben, um dem König seine Bitte zu erfüllen. Nun stieg er die Wendeltreppe aus dem Turmzimmer hinunter. Der Sturm hatte sich verzogen, doch das, was er hin und wieder durch die Fensterschlitze vom Wetter sah, bestärkte ihn in seiner Überzeugung, dass die Sonne heute nicht durch die Wolken brechen würde.
    Am Fuß der schmalen Treppe trat er ins Freie hinaus und zog seinen Umhang fester um sich. Er hörte klirrende Klingen und erregte Stimmen, dachte sich aber nichts dabei, weil er es für die normalen Geräusche der täglichen Übungskämpfe hielt. Er erschauerte im trüben Tageslicht und sah die Tropfen am Gitter der Turmtür hängen. Dann schlug er den Weg zu den Latrinen ein, stieß jedoch auf halbem Weg auf ein Knäuel von Männern, in dessen Mitte zwei Streithähne erbittert miteinander kämpften.
    Im ersten Moment betrachtete er die Szene, die sich auf dem Hof unter ihm abspielte, mit offenem Mund, doch dann durchströmte ihn die Entrüstung. Dies war kein Übungskampf – diese Männer waren darauf aus, einander zu verstümmeln oder zu töten, und einer blutete bereits aus einer tiefen Wunde an seinem Bein. Die beiden standen Nase an Nase, die Schwerter ineinander verkantet, während ein jeder versuchte, den anderen in die Enge zu treiben, doch dann löste sich ihre Umklammerung und sie sprangen auseinander. Der verletzte Mann, der in seiner Bewegung eingeschränkt war, stolperte auf dem unebenen Boden rückwärts und versuchte, mit ausgestreckten Armen das Gleichgewicht zu behalten. Er verlor zwar sein Schwert nicht, doch es zeigte mit der Spitze zu Boden und war damit nutzlos, denn in diesem entscheidenden Moment stürzte sich sein Gegner mit hoch erhobener Waffe auf ihn.
    Keiner der beiden hörte Wills scharfen Befehl, und keiner sah seinen Absprung von der niedrigen Brüstungsmauer. Er landete genau vor dem Angreifer und versetzte ihm einen Tritt gegen die Hüfte, der ihn mit scheppernder Rüstung zu Boden gehen ließ. Als sich die ersten Zuschauer über die Einmischung zu beschweren begannen, zischte Wills langes Schwert aus seiner Scheide. Die Männer erstarrten … erkannten ihn und nahmen augenblicklich das verlegene Aussehen ertappter Missetäter an.
    Anders jedoch der Mann am Boden. Er wusste nur, dass er umgeschubst worden war, und es war ihm gleichgültig, von wem. Er kämpfte sich hoch und stürzte sich blindlings auf Will, der jedoch einfach sein Schwert fallen ließ, beiseite trat und den vorüberrennenden Angreifer an Hals und Ellbogen packte. Dann trat er ihn in die Kniekehle, sodass der Mann erneut zu Boden ging. Will bückte sich, um sein Schwert zu ergreifen.
    Benommen, aber hartnäckig kämpfte sich der Mann wieder hoch – immer noch im Griff der Wut packte ihn William am Hals seines Harnischs und riss ihn erst auf die Knie, dann auf alle viere nieder, um darauf seinen Schwertknauf auf den Helm des Mannes niedersausen zu lassen, der zu Boden ging wie ein gefällter Schlachtochse.
    Dann trat er einen Schritt zurück und richtete keuchend das Schwert auf die anderen. Doch als er sprach, war seine Stimme leise und voller Verachtung. »Seid ihr alle verrückt geworden? Habt ihr alles vergessen, was ihr je geschworen habt? Nun denn, bei Gott, ich werde euch wieder mit den Strafen vertraut machen, denen ihr euch zu unterwerfen gelobt habt, solltet ihr des Ungehorsams schuldig werden.« Er zeigte mit der Klinge auf einen der Männer, den er dem Namen nach kannte. »Ihr da, Duplassy. Lauft zu Sir Richard de Montrichard und holt ihn her. Es ist mir völlig gleich, was er gerade tut – unterbrecht ihn, wenn es sein muss, aber holt ihn sofort her.«
    Während Duplassy leichenblass davonstürzte, wandte sich Will an seinen Nebenmann. »Talressin. Sucht Tam Sinclair. Sagt ihm, ich brauche eine Schwadron seiner besten Männer als Wachen. Fort mit Euch.«
    Nun richtete Will seinen finsteren Blick auf den Verletzten, der sich inzwischen aufgerichtet hatte und gebückt dastand, während er versuchte, das Blut an seinem Bein mit einem schmutzigen Tuch zu stillen. Will ließ den Blick von ihm zu den Zuschauern schweifen, und seine Miene verbat sich jedes Wort. Schließlich steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und sprach im selben flachen, drohenden Tonfall weiter.
    »Werft eure Waffen

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