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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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hatte aber nie die Ehre, ihm zu begegnen, doch mein Vater hegte die größte Hochachtung für ihn. Auch der Name Eures verstorbenen Gemahls ist mir vertraut, denn er genoss hohes Ansehen bei William Lamberton, dem Erzbischof von St. Andrews, der mich während meines Aufenthalts in Frankreich unter seine Fittiche genommen hat.«
    Jessie nickte, und er fuhr fort. »Sir William sagt, Ihr seid schon länger nicht mehr in Schottland gewesen. Ich bin hocherfreut, dass Ihr Arran zu Eurem Landeplatz erkoren habt, und entbiete Euch im Namen König Roberts, für den ich auf dieser Insel spreche, meinen Willkommensgruß.«
    »Danke, Mylord … Douglas, sagtet Ihr? Das ist sehr entgegenkommend von Euch.«
    »Das fällt Euch gegenüber auch nicht schwer, Mylady«, erwiderte der junge Mann lächelnd und verneigte sich erneut. »James Douglas of Douglasdale, aber ohne Titel. Mein Vater, Sir William Douglas, war der letzte rechtmäßige Träger dieses Titels, um den sich jetzt die Engländer streiten, die behaupten, er sei als Rebell und Verräter gestorben. Natürlich teile ich diese Meinung nicht, doch die Burg meiner Familie befindet sich nun in den Händen des Engländers Sir William Clifford, der einer der sogenannten Gouverneure Schottlands ist.«
    Nun war es an Jessie, dem jungen Mann ein strahlendes Lächeln zu schenken. »Einfacher Rit ter oder Adelsherr, Sir James, ich kann sehen und hören, dass Ihr ein bedeutender Mann seid, und ich danke Euch für Eure Höflichkeit.« Dann wandte sie sich Sir William zu.
    »Verzeiht mir, wenn ich Euch bei einer Bespre chung störe, Sir William, aber da ich seit Tagen nichts mehr von Euch gehört habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich die Dinge selbst in die Hand nehmen muss. Ich möchte mit meinen Zofen und meinem Geschenk für König Robert auf das Festland übergesetzt werden, wo die Wahrscheinlichkeit, den König zu finden, gewiss größer ist als hier auf dieser Insel. Ich hoffe, dass Ihr uns eine entsprechende Eskorte zur Verfügung stellen werdet.«
    »Das hatte ich auch vor, Madam«, erwiderte Will feindselig. »Doch meine Pflichten im Dienst des Tempels haben mich bis jetzt ganz in Anspruch genommen. Ich kann meine Männer doch nicht sich selbst überlassen, um mich Euren Launen zu widmen.«
    Will begriff, dass ihn Sir Douglas mit offenem Mund anstarrte. Wieder einmal hatte ihn Lady Jessica durch ihre bloße Anwesenheit in unerklärliche Rage versetzt – und wieder einmal hatte er sich durch sein hitziges Verhalten zum Narren gemacht. Doch diesmal kam ihm der junge Mann zu Hilfe.
    »Wenn ich einen Vorschlag machen darf«, sagte Douglas freundlich. »Mylady, ich werde morgen aufbrechen, um mich mit König Robert zu treffen. Er wiederum hat bereits den Wunsch geäußert, Euch kennenzulernen und Euch für Euer Geschenk in dieser Zeit der Not zu danken. Nichts, was mir leichter fiele, als Euch, Eure Zofen und Euren Schatz mitzunehmen. Warum besprechen wir nicht in aller Freundschaft, ob Euch dies durchführbar erscheint.«
    Doch Lady Jessicas Miene blieb finster, während sie nickte. Stocksteif blickte sie zu Will hinüber, und ihre Stimme war voll beißender Ironie.
    »Der König hat den Wunsch geäußert, mich kennenzulernen und mir für mein Geschenk zu danken? Wie ist das möglich, Sir? Wie kann es sein, dass der König schon davon weiß – und wer kann es ihm nur erzählt haben?«
    Will spürte, wie er rot wurde. Dieses ganze Gespräch hätte kaum einen unglücklicheren Verlauf nehmen können, und wieder war er James Douglas für sein Einlenken dankbar.
    »Mylady«, meldete sich dieser zu Wort. »Mylady, verzeiht mir, doch König Robert war bereits auf Arran, als Sir William hier gelandet ist. Er musste zwar kurz darauf abreisen, doch es war ihm möglich, sich mit Sir William über die Ereignisse zu unterhalten, die die Templerflotte nach Schottland geführt haben. Ich war zugegen bei dieser Unterredung, in deren Verlauf die Rede auch auf Eure Anwesenheit, Eure Flucht und Euer großzügiges Geschenk gekommen ist. Sir William konnte ja nicht ahnen, dass der König schon fort sein würde, bevor Ihr die Gelegenheit bekommen würdet, ihm selbst gegenüberzutreten. Ich kann mein Angebot, Euch als Eskorte zu dienen, nur wiederholen. Unterdessen, Mylady, dürft Ihr Sir William jedoch nicht böse sein. Ich kann Eure Verärgerung deutlich sehen, doch Sir William hat weder Euer Vertrauen gebrochen noch ist er leichtfertig mit Euren Gaben umgegangen. Er hatte keine andere Wahl

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