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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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formell, Will, und sie hat nichts mit Euch zu tun. Ich bin hier, weil ich ein Geschenk für Euch habe – und Euch danken muss.«
    Will sah den jungen Schotten überrascht an. »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht.«
    »Nun, Ihr habt gute Augen gehabt. Erinnert Ihr Euch noch an den Kerl, der uns aufgefallen ist, weil er sich besonders für französische Unterhaltungen zu interessieren schien? Ich habe ihn beobachten lassen, und er ist noch am selben Abend hastig aufgebrochen. Er hat sich nordöstlich gehalten, und sein Ziel konnte nur Loch Ranza sein, denn sonst gibt es dort nichts. Also haben wir ihn uns geschnappt und ihm ein paar Fragen gestellt.«
    »Und was hat er auf Eure … Fragen geantwortet?« Will konnte sich vorstellen, wie diese Befragung vonstattengegangen war.
    »Dass Ihr eine Verschwörung aufgedeckt habt – gegen den König natürlich.«
    »Und dieser Mann war der Rädelsführer?«
    »Grundgütiger, nein! Er war nur ein Kundschafter, der hier herumspioniert hat. Er war unterwegs zu seinem Herrn, um ihm von der Ankunft einer großen Truppe französischer Soldaten auf Arran zu berichten.«
    »Und habt Ihr herausgefunden, wer dieser Herr ist?«
    »MacDougall of Lorn. Lame John, der Sohn des Alten höchstpersönlich. Das war nicht besonders überraschend, im Gegensatz zu dem, was das Vögelchen als Nächstes gezwitschert hat. Wie sich herausstellte, hat sich Menteith, der als Oberhaupt Arrans großen Respekt genießt, mit MacDougall verbündet. Man hat ihm Arran und Kintyre versprochen, wenn Bruce tot ist und die MacDonalds geschlagen sind. Nun ist er selbst der Verratene, und ich garantiere Euch, dass der König ihm keine Gnade erweisen wird.«
    Bestürzt dachte Will an seine eigenen Unterhaltungen mit Menteith. Der Mann war ihm so harmlos vorgekommen. »Wo ist Menteith denn jetzt? Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
    »Gar nichts. Er befindet sich nach wie vor drüben in Brodick. Wir haben die Insel von der anderen Seite her umrundet und sind direkt hierhergefahren, um uns von hier aus nach Brodick zu begeben und ihn festzunehmen. Daher meine Eskorte – und mein Geschenk, das Ihr Euch wirklich verdient habt.«
    »Was für ein Geschenk?«
    »Loch Ranza, Mann! Menteiths Festung. Habt Ihr nicht gesagt, dass Ihr ein Quartier auf der Insel braucht? Nun, jetzt habt Ihr eins. Loch Ranza steht Euch zur Verfügung. Es ist eine steinerne Burg, die sich gut verteidigen lässt und Euren Männern genug Platz bietet. Und es hat den geschütztesten Hafen der ganzen Insel. Wenn Eure Galeeren dort liegen, wird man sie erst im letzten Moment sehen können. Im Hinterland gibt es Weideland für Eure Pferde. Ihr werdet die Berge im Rücken haben und die See zu Euren Füßen. Ihr könntet es kaum besser antreffen – und ich kann mir die Burg kaum in besseren Händen vorstellen. Ihr werdet sie für den König verteidigen, und ich brauche mir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, dass sie leer steht.«
    Bevor Will seinem Erstaunen Ausdruck verleihen konnte, erklang draußen vor dem Zelt eine Frauenstimme, gefolgt von der fragenden Stimme eines Mannes. Dann schob sich der Vorhang des Zelteingangs beiseite, und Tam Sinclair trat mit verstimmter Miene ein.
    »Sir William«, knurrte er und versuchte erst gar nicht, sich höflich zu geben. »Die Baronin St. Valéry will Euch sprechen, und sie lässt sich nicht abweisen, obwohl Ihr einen Besucher habt. Hier ist sie nun.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt, stapfte davon und ließ den Vorhang hinter sich zufallen.
    Will und Douglas starrten einander an. Dann ertönte ein diskretes Hüsteln, und der Vorhang wurde wieder zur Seite gezogen. Jessica Randolph, die Baronin St. Valéry, stand im Eingang und sah die beiden Ritter an, die ihr fragend entgegenblickten.
    »Mylady«, begrüßte Will sie nach einigen Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit erschienen. Er richtete sich auf und wies mit der Hand auf den jungen Mann, der mit ihm am Feuer stand. »Ich glaube, Ihr habt Sir James Douglas noch nicht kennengelernt …«
    Ein erfreutes Lächeln breitete sich über Douglas’ Gesicht, und er zog sich mit einer ausladenden Geste die Mütze vom Kopf und verneigte sich tief vor ihr.
    »Madame la Baronne de St. Valéry« , sagte er in seinem makellosen Französisch. »Es ehrt und entzückt mich, Euch zu begegnen, denn ich habe schon viel von Euch und den Euren gehört«, sagte er und richtete sich wieder auf, um sie direkt anzusehen. »Euren Bruder Thomas kannte ich nur dem Namen nach,

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