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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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sagte er und räusperte sich. Dann begann er , den Brief mit heller, klarer Stimme vorzulesen.

    Der Tempel zu Paris
    Unserem getreuen Bruder William Sinclair, ehrenwertes Ratsmitglied des Ritterordens der armen Soldaten Christi und des Salomontempels, die Grüße des Großmeisters Jacques de Molay.

    Mein lieber Bruder!
    Nachdem ich Euch meine Anweisungen in Bezug auf die Ereignisse erteilt habe, die sich gegenwärtig in unserer französischen Heimat anbahnen, und ich in dem vollen Vertrauen ruhe, dass Ihr ihnen genauestens Folge leisten werdet, möchte ich noch einmal auf unser letztes Gespräch zurückkommen und sichergehen, dass niemand – ungeachtet seines Ranges oder seiner Position – die Dinge in Frage stellen kann, die Ihr von nun an in meinem Namen oder im Namen unseres heiligen Ordens in die Wege leitet.
    Mit großem Widerstreben und ungläubiger Frustration gehe ich inzwischen davon aus, dass die Warnungen, die ich erhalten habe, bis ins letzte Detail korrekt sind und dass unser Orden trotz seines getreuen Einsatzes im Dienst der Kirche und des christlichen Glaubens das Ziel einer skrupellosen Lügenkampagne geworden ist, die unseren zweihundert Jahre alten guten Ruf zerstören soll.
    Ich bin ebenso überzeugt, dass diese skurrile Kampagne auf keinen anderen als den König selbst zurückgeht, Philipp den Vierten aus dem Hause Capet, und zum ersten Mal in meinem dem Orden geweihten Leben empfinde ich Furcht und Verzweiflung, denn es gibt niemanden, den wir um Beistand ersuchen können. Die weltweiten Ressourcen unseres Ordens nützen uns nichts, da wir die Kunde von unserer äußersten Not nicht schnell genug verbreiten können. Selbst wenn das möglich wäre, hätten wir ja keinerlei Beweise für unsere Vermutungen – und bis wir diese haben, werden wir längst vor vollendeten Tatsachen stehen.
    Mein Zwiespalt wird dadurch noch vergrößert, dass wir dem Papst durch einen Treueeid verpflichtet sind. Wie können wir uns dem unheilvollen Einfluss unseres offiziellen irdischen Herrn entziehen, an den uns doch unser Eid und unsere Ehre binden?
    Ich gehe nun davon aus, dass die Ereignisse, die man uns für Freitag, den dreizehnten Oktober, voraussagt, eintreffen werden und dass Ihr diese meine Worte, so Gott will, drei Monate später am Fest der Epiphanie lesen werdet. Im Lauf dieser drei Monate können zweierlei Dinge eingetreten sein.
    Die erste und vernünftigste Alternative, die ich mir natürlich von Herzen wünsche, ist die, dass der König von Frankreich eingeräumt hat, sich mit seinen Verdächtigungen in Bezug auf unseren noblen Orden geirrt zu haben, und er sich in Beratungen mit unseren höchsten Würdenträgern befindet, um die Angelegenheit aus der Welt zu räumen. Sollte dies nicht so sein, bleibt als einzige Alternative, dass sich die Krone mit ihren Machenschaften gegen den Tempel durchgesetzt hat, dass sich die heilige Inquisition in ganz Frankreich an die Verfolgung seiner Anhänger gemacht hat und dass der Staat im Bund mit der Kirche dabei ist, das Vermögen des Templerordens an sich zu bringen.
    Obwohl ich selbst das Schlimmste fürchte, ist es ja möglich, dass der erste Fall eintritt und man unseren Orden vom Vorwurf des Hochverrats freispricht – und dass Euch diese Kunde an Eurem neuen Aufenthaltsort noch nicht erreicht hat. Daher rate ich Euch, so schnell wie möglich Kundschafter nach Frankreich zu schicken, die sich als einfache Kaufleute ausgeben und sich ein Bild von der Lage der Bruderschaft in Frankreich machen sollten.
    Die zweite Alternative ist die trostlosere, kommt sie doch der Vernichtung des Templerordens in Frankreich gleich. Leider muss ich hinzufügen, dass ich davon ausgehe, dass genau dies geschehen wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass Capet nicht ruhen wird, bis er den Tempel vernichtet hat. Vielleicht sind wir selbst daran schuld, weil wir ihm den Zutritt zu unseren Reihen verwehrt haben und sein Stolz das nicht verkraften konnte, doch das hat höchstens nebensächlich dazu beigetragen. Capet ist einfach moralisch und finanziell bankrott und beneidet uns um unseren Reichtum.
    Sollte es zum Äußersten kommen, Bruder William, dann wird es den Orden, dessen dreiundzwanzigster geweihter Großmeister ich bin, in diesem Land nicht mehr geben. Und wenn diese Worte der Sünde der Verzweiflung gleichkommen, so weiß ich nicht, wie ich dies vermeiden soll, denn ich bin Zyniker genug, um in der unmenschlichen Persönlichkeit unseres gesalbten Königs einen

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