Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
– möge Gott Eurer Seele gnädig sein, denn ich kann es nicht.«
    Er richtete den Blick auf den älteren der beiden Bewacher. »Tut, was euer Herr euch sagt. Hängt ihn, und wenn ihr keinen geeigneten Baum findet, schlagt ihm den Kopf ab. Sorgt nur dafür, dass es schnell geht, das ist die einzige Gnade, die wir ihm noch erweisen können.«

Die Frau im Stall
1
    M
    YLADY! WACHT AUF!«, sagte eine zaghafte Mädchenstimme, und Jessie Randolph fuhr aus dem Schlaf auf – und begriff, dass es heller Nachmittag war und sie auf der Couch in ihrem Zimmer lag.
    Sie hatte seit dem Morgengrauen in ihrem Kräutergarten gearbeitet, den sie seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. Ein Fieber war über den Distrikt hinweggefegt und hatte das Leben der Alten und der Kleinkinder bedroht. Jessie war mit ihren beiden Zofen von einem Haus zum nächsten gereist, um sich um die ihr anvertrauten Familien zu kümmern, so gut sie es konnte. Viele von ihnen mussten ohne ihre Männer auskommen, die dem Ruf des Königs gefolgt und gegen Nordengland in den Krieg gezogen waren.
    Schließlich war die Krankheit, die am Ende nur eine ältere Frau das Leben kostete, vorübergegangen, und Jessie war heimgekehrt. Hier hatte sie sich einen Tag lang ausgeruht, bevor das Bedürfnis, sich um ihren Garten zu kümmern, zu stark geworden war und sie sich erneut an den Rand der Erschöpfung gebracht hatte. Am frühen Nachmittag hatte sie sich so, wie sie war, auf ihre Couch gesetzt, um sich ein paar Minuten auszuruhen, und musste fest eingeschlafen sein.
    »Es kommen Reiter aus dem Süden, Mylady!«
    Aufgeschreckt begriff Jessie zunächst nur, dass ihr Haar in Unordnung war und sie schmutzige Fingernägel hatte, doch sie verzichtete darauf, sich präsentabel herzurichten und stieg stattdessen mit Marjorie auf den Turm, auf dessen Dach sich bereits mehrere andere Haushaltsmitglieder versammelt hatten, um die herannahenden Fremden zu beobachten.
    Selbst aus einer Meile Entfernung erkannte sie Will Sinclair auf Anhieb. Gemeinsam mit fünf weiteren Männern begleitete er einen flachen Wagen, der im Schritt von zwei kräftigen Pferden gezogen wurde. Bevor sich Jessie abwandte, um sich auf den Empfang ihrer Gäste vorzubereiten, fiel ihr auf, dass die Gruppe einen niedergeschlagenen Eindruck machte – und sie Will Sinclair so noch nie gesehen hatte.
    Rasch stieg sie die Treppe hinunter und lief durch das Haus zur Eingangstür, die sie weit öffnete, um dann zum Tor in der Mauer zu eilen und auf der Straße auf die Ankommenden zu warten. Jeder Gedanke an ihre Erscheinung war der Sorge um Will und seine Männer gewichen. Was konnte ihnen nur zugestoßen sein?
    Als Will sie sah, wandte er sich im Sattel um und richtete einige Worte an seinen Kameraden Tam. Dann galoppierte er auf sie zu und blieb unmittelbar vor ihr stehen. Sie blickte wortlos zu ihm auf, und er zog mit einem Kopfnicken seine einfache schwarze Ballonmütze ab.
    »Baronin«, sagte er stirnrunzelnd, doch dies war nicht sein übliches missbilligendes Stirnrunzeln. »Ich bitte um Verzeihung, weil ich unangekündigt Euren Frieden störe. Ich tue das nur, weil ich mich in großer Not befinde.«
    »Das ahne ich, Sir William. Worum geht es?«
    »Um meinen Neffen, Mylady, Henry Sinclair. Er ist schwer verletzt und braucht Pflege. Wir waren mit König Robert in England in der Nähe von Carlisle, als der Junge um ein Haar getötet worden wäre … durch meine Schuld, meine Achtlosigkeit. Der König schickt mich zu Euch, um Euch um Hilfe zu ersuchen.«
    »Ihr braucht den König nicht, um Euch meiner Hilfe gewiss zu sein, Will Sinclair. Wie schwer ist der Junge denn verletzt?«
    Will wies hinter sich. »Sehr schwer. Er hat große Schmerzen und braucht dringend Ruhe. Wir haben ihm in dem Wagen ein Bett bereitet, doch jede Bewegung schmerzt ihn so, dass er schreien muss, ganz gleich, wie tapfer er dagegen ankämpft. Wir haben einen Arzt dabei, der sich um ihn kümmert, Bruder Matthew, den uns der König zur Verfügung gestellt hat, doch gegen die Unebenheiten der Straße ist nun einmal kein Kraut gewachsen.«
    »Das reicht. Fahrt den Wagen so dicht wie möglich an den Hauseingang heran. Wir bringen euch eine Bahre und legen ihn darauf. Unterdessen bereite ich unten ein Bett für ihn vor.«
    Sie ließ ihn stehen und hastete zum Haus zurück, wo sie sogleich ihre Dienstmädchen in das obere Stockwerk schickte, um Bettwäsche zu holen. Mit Marjories Hilfe begann sie inzwischen, im Hauptraum des Hauses zwischen dem

Weitere Kostenlose Bücher