Der Schwur der Ritter
Kamin und einem Fenster ein Bett vorzubereiten, das sie mit Hilfe einiger spanischer Wände vom Rest des Zimmers abschirmten.
Tam, Mungo MacDowal und zwei weitere Männer trugen Henry herein und legten ihn auf das Bett. Der Junge hatte das Bewusstsein verloren, und der Arzt, ein junger Mönch mit einem gütigen Gesicht, bat Jessie um warmes Wasser und saubere Tücher, um Henrys Verletzung zu waschen und neu zu verbinden. Jessie schickte Marjorie in die Küche und berührte den Mönch dann sacht an der Schulter.
»Bruder Matthew, ich würde gern mit Euch sprechen.« Sie wandte sich zu Will und seinen Männern um, die jetzt hilflos an der Wand standen. »Ich kann sehen, dass ihr getan habt, was ihr konntet, um für das Wohlergehen dieses jungen Mannes zu sorgen, doch nun ist er hier in Sicherheit. Geht mit Hector, meinem Faktor, und er wird dafür sorgen, dass ihr zu essen und zu trinken bekommt und euch nach der langen Reise erfrischen könnt. Sir William, ich würde mich gern später noch mit Euch unterhalten …«
Als die Männer gegangen waren, wandte sich Jessie wieder an den Mönch. »Nun, Bruder Matthew, sagt mir, was geschehen ist und wie ernst es wirklich um ihn steht. Wird er überleben, oder habt Ihr ihn zum Sterben hergebracht?«
Doch der Mönch winkte ab. »Nein, nein, Mylady. Die Verletzung war nicht lebensgefährlich, auch wenn sie sehr schmerzhaft ist. Ein Dolchstich hat ihm die Schulter übel zugerichtet, und er hat eine Menge Blut verloren. Die größte Gefahr für sein Leben war der Transport, denn jeder Stein auf der Straße hat ihn furchtbar geschmerzt, und seine Wunde hat sich immer wieder geöffnet, statt zu heilen.«
»Warum wurde er denn nicht in Lanercost gesund gepflegt?«
»Der König wollte weiter nach Durham, und er durfte nicht warten, sonst wäre die Kunde von seinem Kommen eher dort eingetroffen als er selbst. Und niemand wollte den Jungen bei den Engländern zurücklassen.«
»Das kann ich gut verstehen … also seid ihr geradewegs hierhergekommen?«
»Aye, Mylady, auf Befehl des Königs. Wir haben drei Tage gebraucht, und der Junge ist zu Tode erschöpft. Doch mit gutem Essen und viel Schlaf sollte er sich jetzt schnell erholen.«
»Was glaubt Ihr, wie lange es dauern wird?«
Bruder Matthew zuckte mit den Achseln. »Das liegt in Gottes Hand, Mylady. Einen Monat vielleicht? Es ist schwer zu sagen, doch er wird sich erholen. Mein Mentor hat mich gelehrt, dass es in solchen Fällen oft nicht die eigentliche Wunde ist, die lebensbedrohlich ist, sondern die eitrigen Entzündungen, die darauf folgen. Er hat seine Schüler daher gedrängt, Verletzungen stets sauber und trocken zu halten, um diese Gefahr zu verringern.« Er blickte lächelnd auf den jungen Knappen hinunter. »Er muss sich fühlen wie im Himmel. Schlaf ist Gottes eigenes Heilmittel für viele Beschwerden. Hoffen wir, dass es bei ihm auch so ist, und lassen wir ihn schlafen.«
»Danke, Bruder Matthew. Marjorie, würdest du Bruder Matthew zu den anderen bringen und dann zu mir zurückkommen?«
Unterdessen stand Jessie an Henrys Bett und betrachtete ihn. Soso, junger Mann – noch ein Sinclair. Das Aussehen Eures Onkels habt Ihr jedenfalls – zumindest seine Schultern und sein Haar. Vielleicht werden mir ja auch seine Augen entgegenblicken, wenn Ihr erwacht. Ein Jammer, dass Euer Gesicht so blass und eingefallen ist … Falten des Schmerzes, wo in Eurem Alter wirklich noch keine sein sollten …
Ihre Nichte kehrte zurück, und Jessie bat sie, sich auf einen Sessel am Feuer zu setzen. »Ich möchte, dass du bleibst und auf den jungen Mann aufpasst. Ich glaube nicht, dass er erwachen wird, doch wenn er es tut, sag ihm, er soll liegen bleiben, erzähle ihm, wo er ist, und dann komm mich holen. Ich muss mich waschen und mich umziehen. Ich werde nicht lange brauchen, doch bis dahin musst du hier gut aufpassen.«
»Natürlich, Tante Jessie«, sagte das Mädchen, ohne sie anzusehen, denn ihr Blick hing wie gebannt an dem ohnmächtigen, blassen jungen Mann auf dem Bett.
2
A
LS JESSIE KURZ darauf frisch frisiert, gewaschen und sauber gekleidet zurückkehrte, wurde sie von Will Sinclair und Tam erwartet. Der Junge hatte die Augen nach wie vor geschlossen, doch schien er nicht mehr ohnmächtig zu sein, sondern tief zu schlafen, denn sein Gesicht sah bereits entspannter aus. Aber von Marjorie war nichts zu sehen.
»Eigentlich sollte meine Nichte Marjorie an seinem Bett wachen. Habt Ihr sie gesehen?«
»Aye, Mylady«,
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