Der Schwur der Ritter
meine Schuld.« Er hörte die Stimme, die diese Worte unablässig wiederholte, und wusste, dass es die seine war, doch er konnte sie nicht abstellen. »Meine Schuld, meine Schuld.«
Die Hände, die ihn stützten, packten fester zu und drehten ihn um. Das Gesicht, das ihm voll Sorge entgegenblickte, gehörte Sir Malcolm Seton.
»Sir William, seid Ihr verletzt? Ihr seid ja voller Blut.«
»Ich habe ihn umgebracht.«
»Ihr habt sogar zwei von ihnen umgebracht und nur einen zum Hängen übrig gelassen.«
»Nein, Henry. Ich habe ihn durch meine Unachtsamkeit umgebracht.«
»Sir William, Henry ist nicht tot. Seht doch. Tote bluten nicht.«
Diese Worte durchdrangen das Summen in Wills Kopf, und er wandte sich abrupt wieder zu Henry um, der nach wie vor heftig blutete. Dieser Anblick brachte ihn auf der Stelle zu sich, und jede Benommenheit fiel von ihm ab.
»Grundgütiger, er lebt.« Sein Blick begann, den Hügel abzusuchen. Unter ihm standen die drei Wagen auf der Straße, bewacht von der Hälfte von Sir Malcolms Männern; die andere Hälfte war zu ihnen hinaufgaloppiert, als sie gesehen hatten, was geschah. »Ich muss ihn in Sicherheit bringen – an einen Ort, wo man ihn versorgen kann. Ich werde ihn tragen.«
»Das ist nicht notwendig. Wir tragen ihn auf einer Bahre.« Seton wies auf die beiden Männer, die ihm am nächsten standen. »Nehmt eure Speere und eure Gürtel dazu – hier habt ihr meinen auch noch –, und legt einen Umhang darüber. Halt!« Einer der Männer, die über dem reglosen Jungen hockten, hatte den Griff des Dolches gepackt. Als er Setons Ruf hörte, hielt er inne. »Lasst den Dolch, wo er ist, Robbie. Wenn Ihr ihn herauszieht, könnte Henry verbluten. Das soll jemand machen, der weiß, was er tut. Beeilt euch mit der Bahre, ihr beiden.«
Kurz darauf sah Will an Setons Seite zu, wie vier Mann den Jungen vorsichtig den Hang hinuntertrugen.
»Danke für Eure Hilfe, Sir Malcolm.«
»Dankt nicht mir, Sir William. Euer Dank gebührt den scharfen Augen meines Knappen, der den Überfall zufällig gesehen hat, weil er nach oben geblickt hat. Es war Donald, der Alarm geschlagen hat.«
»Wo ist er denn? Ich würde mich wirklich gern bei ihm bedanken.«
»Ich habe ihm befohlen, unten bei den Wagen zu bleiben. Er wird noch genug Freunde sterben sehen, wenn man ihn erst zum Ritter geschlagen hat. Da ich davon ausgehen musste, dass wir euch beide nur noch tot vorfinden, wollte ich ihm den Anblick ersparen.«
»Ihr seid nicht nur ein fähiger Soldat, sondern auch ein guter Lehrmeister. Ich bin Euch zu tiefem Dank verpflichtet, Sir Malcolm.«
Seton legte den Kopf schief und betrachtete Will voll Sorge. »Und Ihr seid sicher, dass Euch nichts fehlt? Ihr seid völlig mit Blut durchtränkt.«
Will blickte an sich hinunter und schüttelte den Kopf. »Es ist aber nicht meins, obwohl es das sein sollte. Man sollte mich für mein verantwortungsloses Verhalten auspeitschen.«
»Das war zwar unglücklich, aber nicht unverständlich. Diese Männer waren schließlich keine Soldaten. Entschuldigt mich …«
Zwei seiner Männer hatten dem Vagabunden mit dem verletzten Knie die Hände vor den Bauch gebunden und hielten ihn an einem Speerschaft hoch, den sie ihm vom Rücken her durch die angewinkelten Ellbogen geschoben hatten. Niemand hatte versucht, den Blutfluss aus seiner Wunde zu stillen. Sir Malcolm betrachtete den Mann von oben bis unten.
»In diesen Zustand werden wir Euch nur sehr schwer ins Lager transportieren können, und es ist gut möglich, dass Ihr sterbt, bevor wir es erreichen. Wenn wir es aber erreichen, werdet Ihr mit Sicherheit gehängt, denn Ihr habt versucht, einen Gast König Roberts von Schottland auszurauben und zu ermorden, und es ist immer noch möglich, dass sein Knappe tatsächlich stirbt.«
Er wandte sich an die beiden Männer, die den Gefangenen festhielten.
»Bringt ihn in den Wald und sucht einen Baum, der groß genug ist, um ihn daran aufzuknüpfen. Beeilt euch.«
Will erschauerte, und Seton sah ihn an. »Habt Ihr etwas dagegen einzuwenden, Sir William?«
Will richtete den Blick auf den Gefangenen, der erbleicht war, als er sein Todesurteil hörte. Der Mann sah ihn flehend an, doch Will wusste, dass der Mann ohnehin hängen würde.
»Es gibt nichts, was ich für Euch tun könnte. Ihr habt Euer Leben verwirkt, als Ihr beschlossen habt, uns aufzulauern, mich in den Rücken zu schießen und meinen unbewaffneten Knappen niederzumetzeln. Ihr seid auf jeden Fall ein toter Mann
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