Der Schwur der Ritter
Sommernachmittag, und Will und Henry genossen die Freiheit, ihren Pferden die Zügel schießen zu lassen, während sie den bewaldeten Hügel oberhalb der Straße hinaufgaloppierten, die der Trupp benutzen würde. Ein Hänfling sang in den Bäumen, und unter ihnen kam jetzt der erste der Wagen in Sicht, der das schottische Lager verließ.
Glücklich genoss Will den herrlichen Tag, und während Henry sein Pferd noch höher auf die Böschung trieb, hörte er zwar, dass der Hänfling verstummt war, doch er dachte sich nichts dabei.
Ebensowenig hörte er den Armbrustbolzen, der im nächsten Moment den Rücken seiner Rüstung traf. Das Geschoss prallte von der Stahlhülle ab und warf ihn aus dem Sattel, sodass er ohnmächtig zu Boden ging.
Innerhalb von Sekunden kam er wieder zu Bewusstsein und öffnete die Augen, doch der Sturz hatte ihm den Atem geraubt, und so lag er nur keuchend am Boden und versuchte, die Luft in seine flach gedrückten Lungen zu saugen. Doch sein Augenlicht hatte nicht gelitten, und so nahm er die vier Männer, die jetzt mit gezogenen Waffen auf ihn zugerannt kamen, bis ins letzte Detail wahr. Sie waren ärmlich gekleidet, und er vermutete sofort, dass es Landstreicher waren, die ihre Chance gewittert hatten, einen uneskortierten Ritter auszurauben. Einer von ihnen trug die Armbrust, die ihn getroffen hatte und die jetzt nutzlos war, zwei andere hatten Messer dabei, und der vierte hielt einen langen Dolch vor sich hin als wäre es ein Schwert. Will versuchte seinerseits, sein Schwert zu ziehen, doch er lag auf der Scheide, und die Waffe steckte fest.
In diesem Moment hörte er Hufgeklapper, und ein Pferd stürmte auf die vier Männer los, von denen drei zu Boden gingen. Henry Sinclair war gänzlich unbewaffnet, denn ein Knappe durfte keine Waffe tragen, doch er stürzte sich in den Kampf, als wäre er dafür ausgerüstet. Sein Pferd stieg nach dem Zusammenstoß, und der Mann mit der Armbrust holte mit der Waffe aus und schwang sie wie einen Knüppel. Er traf Henry am Oberschenkel, und der junge Mann schrie vor Schmerzen laut auf. Sein Gegner warf die Waffe ins Gras, packte Henry am Absatz und warf ihn aus dem Sattel.
Danach ging alles ganz schnell. Der Schmerz in Wills Brust ließ nach, und es gelang ihm, sein Schwert frei zu bekommen. Während er versuchte, sich hochzukämpfen, stolperten zwei der gestürzten Männer auf Henry zu, der immer noch am Boden lag, während die anderen von zwei Seiten auf Will zuhuschten wie Ratten, die ein verletztes Eichhörnchen erspäht hatten.
Keuchend richtete Will sich auf und zog endlich das Schwert aus der Scheide – ein Anblick, der seine Angreifer innehalten ließ, auch wenn Will noch gefährlich schwankte. Sie warfen einander unsichere Blicke zu, und Will gewann kostbare Zeit, denn mit jedem Herzschlag fand er mehr zu Kräften. Während Will seine Angreifer mit seinen Blicken und der Schwertspitze auf Abstand hielt, sah er, wie die beiden anderen sich mit gezogenen Dolchen Henry gefährlich näherten.
Er stürzte los, fällte den Mann zu seiner Rechten mit einem Hieb auf den Kopf, zerschnitt dem anderen von hinten die Sehnen in der Kniekehle, als sich dieser mit schützend erhobenen Händen zur Flucht wandte, und rannte dann auf die beiden verbliebenen Angreifer und seinen jungen Knappen zu.
Einer der beiden hörte ihn kommen und drehte sich um, doch in diesem Moment vernahm Will ein Zischen in der Luft, und drei Pfeile trafen den Mann in die Brust und schleuderten ihn zu Boden. Unterdessen hatte der letzte Vagabund Henry an den Haaren gepackt und ließ die Hand mit dem langen Dolch im selben Moment zum Stoß niedersausen, als Will ihm sein Schwert in den Rücken rammte. Außer sich vor ungläubiger Wut und Schmerz riss er es wieder heraus, hieb erneut zu, und der Kopf des Mörders rollte den Abhang hinunter. Will trat seinen Körper beiseite und sank an der Seite des jungen Mannes, der ihm das Leben gerettet hatte, auf die Knie.
Er hörte Hufe, die auf ihn zugaloppierten, doch er hatte nur Augen für Henrys leichenblasses Gesicht und den Dolch, der aus dem Halsausschnitt seines Kettenhemdes ragte. Hände fassten nach ihm und zogen ihn hoch, und er sah, wie sich jemand anders vor die reglose Gestalt kniete und die Lederriemen zerschnitt, die das Kettenhemd an Ort und Stelle festhielten. Der Mann schlug das Kettenhemd beiseite und zerschnitt auch das grobe Hemd darunter, bis die Dolchwunde freigelegt war, aus der das Blut herausquoll.
»Meine Schuld,
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