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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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sollte. Doch sie plauderte einfach weiter, während er sich ihr gegenüber auf einen Felsen setzte, und er hörte ihr zu und hoffte, dass ihm irgendwann eine Antwort einfallen würde.
    »Ich muss gestehen, dass ich im Freien wohl nicht überleben würde, wenn ich meine Zofen nicht hätte. Ich habe zum Beispiel keine Ahnung, wie man ein Feuer anzündet. Für Euch als Tempelritter ist es gewiss eine Kleinigkeit, mit einem Feuerstein umzugehen. Es heißt ja, es gibt nichts, was für Euch und Eure Kameraden unmöglich wäre.«
    »Unsinn!«, sagte er, immer noch heftiger als es seine Absicht war. »Ich habe zwar eine Zunderdose und einen Feuerstein, doch in Gottes Namen, Mylady, ich kann mich gar nicht entsinnen, wann ich zuletzt damit umgegangen bin. Tam tut all das für mich, und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Er macht Feuer für uns, und er sorgt für unser Essen, sonst würde ich wahrscheinlich verhungern.«
    Sinclair erhob sich wieder. »Da kommen Eure Zofen, Madame. Ich lasse Euch mit ihnen allein.« Sinclair wies kopfnickend auf die beiden Frauen, die mit den Armen voller Brennholz über den Strand kamen, gefolgt von einigen Sergeanten, die ihnen beim Tragen halfen.
    Doch auch Jessica erhob sich, als das Holz auf dem Kies abgeladen wurde, und sprach Sinclair an, bevor er sich in Bewegung setzen konnte.
    »Wartet bitte, Sir William. Ich gehe ein Stück mit Euch spazieren, bis das Feuer brennt.«
    Er blieb zögernd stehen, während sie auf ihn zukam, und wäre fast zusammengezuckt, als sie ihm die Hand auf den Arm legte.
    »Danke«, sagte sie. »Es ist wirklich schwer, auf dem Kies zu laufen.«
    Er antwortete nicht, sondern beugte nur steif den Arm und setzte sich übertrieben langsam in Bewegung. Erwartete sie, dass er sie auffing, falls sie hinfiel? Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, als sie schon wieder stehen blieb, um das Fischerdorf und die Steilklippen zu betrachten.
    »Dieser Ort ist wie geschaffen für Euer Vorhaben, Sir William. Der Strand dürfte von oben nicht zu sehen sein, und vom Wasser aus wird man ihn kaum erspähen, solange man nicht weiß, dass er existiert. Wie habt Ihr ihn gefunden?«
    Sinclair folgte ihrer Blickrichtung und sah zur Bruchkante der Steilküste hinauf. »Durch puren Zufall, Mylady. Vor über zwanzig Jahren haben mich Wind und Wetter hierhergeführt. Ich war an Bord eines Schiffes, das etwas südlich von hier auf Grund gelaufen ist. Tam und ich gehörten zu den wenigen Überlebenden, er in einem kleinen Boot mit drei anderen Männern, während ich mich an einen dahintreibenden Sparren geklammert habe. Mich hat die Strömung in diese Bucht getrieben; Tam ist etwas weiter nördlich an Land gegangen. Wir haben uns gegenseitig für tot gehalten, bis wir uns am nächsten Tag im Dorf gefunden haben. Und so grauenhaft die Umstände auch waren, so hat uns das Schicksal doch gleichzeitig diesen versteckten, natürlichen Hafen gezeigt. Ich versuche stets, auch das Gute zu sehen. Die meisten unangenehmen Dinge vergisst man zu Recht wieder, doch das Wissen um einen solchen geschützten Anlegeplatz oder um einen guten Ort für einen Hinterhalt ist mit Gold nicht zu bezahlen.«
    Sie setzte sich wieder in Bewegung, ohne ihre Hand von seinem Arm zu nehmen. »Ich muss gestehen, Sir William, dass ich zwar nicht oft über den geeigneten Ort für einen Hinterhalt nachdenke, aber ich weiß, was Ihr sagen wollt, und im Prinzip habt Ihr recht.«
    Eine Weile schwieg sie, sodass es ihm überlassen blieb, mit der Vorstellung zu ringen, dass ihm eine Frau gesagt hatte, sie hätte ein Prinzip verstanden. Er hoffte geradezu, dass sie den Gedanken noch weiter verfolgen würde, als sie zu lächeln begann.
    »Es wird gewiss interessant sein zu sehen, wie Euer neues Leben Eure Ansichten über sichere Häfen und Hinterhalte nun verändern wird.«
    »Mein neues Leben?« Gerade noch hatte er sich gewünscht, ihre Ansichten zu hören, doch der Anflug verschwand, so schnell er gekommen war.
    »Mein neues Leben?« Seine Stimme war wieder hart und unerbittlich. »Es gibt kein neues Leben für mich, Mylady.«
    Natürlich wusste er, dass sie auf die Ereignisse des heutigen Morgens anspielte, doch wie konnte sie ihm nur derart persönliche Fragen stellen? Wer gab ihr das Recht, ihn nach seinem Leben zu fragen?
    Erneut fehlten ihm die Worte, und ihre Verblüffung über sein Schweigen war nicht zu übersehen. Als seine Antwort schließlich kam, war es nur eine Geste: Bevor ihm diese Frau einmal mehr den Rest seiner

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