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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Fassung rauben konnte, entfernte er steif ihre Hand von seinem Arm und drehte sich stocksteif und würdevoll herum. Dann ging er davon, so schnell es ihm der Untergrund erlaubte, und ließ sie allein am Strand zurück. Selbst das Eintreffen des Admirals, der jetzt mit erstaunter Miene auf seine Schwägerin zuhielt, konnte ihn nicht zum Stoppen bringen. Erhobenen Hauptes setzte er seinen Weg fort, und obwohl er die Blicke spürte, die auf ihn gerichtet waren, sah er sich nicht mehr um.

3
    W
    ILL SINCLAIR STAND am Rand des Hafenkais und beobachtete nachdenklich das geschäftige Treiben in dem kleinen Hafen, als St. Valéry zu ihm stieß.
    »Sir William. Ich muss Euch kurz in Anspruch nehmen, um einige Dinge mit Euch zu besprechen. Können wir uns wieder zu meinem Zelt am Strand begeben?«
    Sinclair nickte wortlos.
    »Gut.« St. Valéry zögerte, bevor er fortfuhr. »Sir William, ich habe keine Ahnung, was zwischen Euch und meiner Schwägerin vorgefallen ist, doch ich weiß, dass es Euch in Rage gebracht hat, und ich brauche Euren kühlen Kopf und Eure ganze Konzentration. Ist das möglich?«
    »Natürlich, Sir Charles. Es irritiert mich, dass Ihr mir diese Frage überhaupt stellen müsst. Bitte geht voraus. Ich bin ganz Ohr.«
    »Gut. Wir müssen klären, was mit der Ladung passieren soll, die Euer Bruder mitgebracht hat, denn es ist ja viel mehr als angenommen. Die beiden Kommandogaleeren – meine und de Berengers – sind unsere größten und seetüchtigsten Schiffe, und ich habe ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, den Schatz irgendeinem anderen Schiff anzuvertrauen, selbst wenn auf den Frachtschiffen mehr Platz ist. Ich würde es für töricht halten, ihn so unterzubringen, dass wir ihn nicht persönlich im Auge behalten können. Nicht, weil ich unseren Männern nicht traue, sondern weil ich dem Wetter nicht traue. Die Winterstürme sind nicht mehr fern, und unsere Flotte könnte überallhin verstreut werden. Also schlage ich vor, die Truhen, die Kenneth geborgen hat, auf diese beiden Schiffe aufzuteilen. Euer Schiff – de Berengers – hat ja bereits Lady Jessicas Gold an Bord, und Ihr seid persönlich für den Templerschatz verantwortlich. Also werde ich Eure vier Truhen auf Euer Schiff verladen lassen und selbst den weniger wichtigen Goldschatz an Bord nehmen. Was haltet Ihr davon?«
    Sinclair hatte keine Einwände, und nun konnten sich die beiden Kommandeure ihren Plänen für die kommenden Tage widmen.
    Sobald der Schatz sicher verladen war, würden sie wieder in See stechen und sich zwischen dem Festland und der Insel Oleron südwärts halten, um im Golf von Biscaya der französischen Küste zu folgen, bis sie die Iberische Halbinsel erreichten. Dann ginge es weiter westwärts entlang der iberischen Küste, bis sie die Landspitze von Coruna erreichten und sich wieder südwärts wenden konnten, ihrem Ziel am Kap Finisterre entgegen, wo sie mit den anderen Teilen der Templerflotte zusammentreffen wollten. Niemand konnte sagen, wie vielen Schiffen es in den anderen französischen Häfen gelungen war, dem Zugriff zu entgehen – fest stand nur, dass die Schiffe aus La Rochelle nach ihrer Ankunft dort sieben Tage in sicherem Abstand vom Festland warten würden, bis auch das letzte Schiff, das am Freitag, dem dreizehnten, aufgebrochen war, sie erreicht haben musste. Danach würden sie gesammelt als eine Flotte das Ziel ansteuern, das William Sinclair als ranghöchster Vertreter des Ordens ihnen nannte.
    Schließlich schien alles besprochen zu sein. Sie näherten sich wieder dem Kai, und von der Ladung, die kurz zuvor noch an Land aufgestapelt gewesen war, war so gut wie nichts mehr zu sehen.
    »Anscheinend sind die Männer hier fast fertig«, sagte Will und wies kopfnickend zum Kai. Dort standen noch die vier großen Truhen mit dem Templerschatz gemeinsam mit dem restlichen Inhalt seiner Wagen, doch die Wagen selbst waren bereits zerlegt und verschifft; Kenneths Männer hatten sich auf mehrere Schiffe verteilt, und auch der Großteil ihrer Pferde befand sich bereits an Bord.
    St. Valéry hob flüchtig den Kopf, bevor er fragte: »Steht es endgültig fest, dass Ihr nach Schottland fahren wollt, Sir William?«
    Sinclair sah ihn überrascht an. »Aye, natürlich. Aber ich habe das Gefühl, Euch gefällt das immer noch nicht. Habt Ihr ein anderes Ziel im Sinn? Wenn ja, heraus damit, und wir reden darüber. Soll ich de Berenger holen lassen?«
    »Nein! Nein, das wird nicht notwendig sein. Was mir durch den Kopf

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