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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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geht, ist … nun, es ist nichts Neues … und es hat mehr etwas mit unseren Standpunkten zu tun als mit unserem Reiseziel … falls Ihr mich versteht.«
    »Nein, Sir Charles, das tue ich nicht«, sagte Sir William mit dem Hauch eines Lächelns und schüttelte den Kopf. »Und um die Wahrheit zu sagen, ist dies das erste Mal, dass Ihr Euch in meiner Gegenwart nicht glasklar ausdrückt, und das macht mich sehr neugierig.« Rasch sah er sich um, doch es war niemand in der Nähe, der sie hätte hören können. »Gehen wir noch ein Stück, damit wir nicht belauscht werden, denn ich habe das Gefühl, dass Ihr etwas sagen wollt, das nur für meine Ohren bestimmt ist – und nicht einmal für den Vizeadmiral. Kommt mit und sagt mir – als Freund, nicht als Admiral –, was Ihr auf dem Herzen habt.«
    Er setzte sich in Bewegung, und St. Valéry folgte ihm mit gesenktem Kopf. Sinclair schwieg, denn er hatte noch nicht vergessen, wie schwer es ihm selbst tags zuvor gefallen war, sich richtig auszudrücken, daher wartete er, bis der Alte die richtigen Worte fand. Schließlich prustete St. Valéry und wandte sich ihm zu.
    »Nun denn, Sir William, doch darf ich Euch als Erstes fragen, was zwischen Euch und meiner Schwägerin vorgefallen ist? Ihr wart ja fassungslos.«
    »Aye, das war ich, und ich glaube auch, dass ich im Unrecht war.« Er nagte an seiner Oberlippe, auf der der Bart wieder zu sprießen begann. »Sie hat mich gefragt, was ich mit meinem neuen Leben anzufangen gedenke, nun, da der Orden dem Verrat anheimgefallen ist.«
    »Und das hat Euch so in Rage gebracht?«
    »Aye, weil ich gezwungen war, mir eine Welt vorzustellen, in der es unseren Orden nicht mehr gibt. Und das ist beinahe unvorstellbar. Der Tempel ist die mächtigste Bruderschaft der Welt. Also legt man Streitigkeiten bei und schließt Kompromisse, doch der Orden lebt immer weiter. Es war die plötzliche Vorstellung, dass sich mein Leben ändern könnte, ohne dass ich das Geringste dagegen unternehmen kann, die mich so wütend gemacht hat. Auf einen solchen Gedanken war ich nicht vorbereitet, und ich hatte absolut nicht vor, mit Eurer Schwester darüber zu sprechen. Wie ich aber schon sagte, ist meine Reaktion wohl falsch gewesen.«
    »Aye, nun, Sir William, ich kann nicht beurteilen, was richtig und was falsch war, aber ich teile Eure Überzeugung, dass der Orden Bestand haben wird, ganz gleich, was die Menschen unternehmen werden, um ihn zu schwächen. Möglich, dass er sich nach außen hin auf kaum vorstellbare Weise ändern wird oder ganz aus der Öffentlichkeit verschwindet. Doch der Orden wird bestehen, solange auch nur einer von uns seine Lehren an eine andere Generation weitergeben kann. Denn tief an seiner Wurzel, Sir William, ist unser Orden eine Idee, ein Glaube, und Ideen sind unsterblich und unzerstörbar …«
    St. Valéry verstummte, doch Sinclair konnte spüren, dass er noch nicht fertig war.
    »Und das hat mich auf einen Gedanken gebracht, von dem ich Euch erzählen möchte.« Plötzlich ergriff er Sinclairs Arm und wandte sich landeinwärts, um einem Trupp Seemänner auszuweichen, die mit dem Verladen der letzten Waffen beschäftigt waren. »Ich habe den Eindruck, dass es Zeit für eine praktische Demonstration der fundamentalen Ideen unserer Ordenslehre ist.«
    Sinclair runzelte die Stirn. »Wie meint Ihr das, eine praktische Demonstration? Diese Demonstration hat doch schon vor zweihundert Jahren stattgefunden, als der Orden in den Eingeweiden der Tempeltunnel wiedergeboren und seine Überlieferung über jeden Zweifel erhaben bewiesen wurde. Was könnte es denn noch Praktischeres geben? Damals haben wir unseren Namen vom Orden der Wiedergeburt in Sion einfach zum Orden von Sion geändert, denn wir waren ja wiedergeboren worden. Der Templerorden wurde doch erst danach gegründet.«
    »Ich weiß das, Sir William, genauso gut wie Ihr, aber die heutigen Templerbrüder, jene, denen unser alter Orden unbekannt ist, wissen es nicht. Und ohne dieses Wissen, diesen Beweis, wird ihnen der Aufruhr in Frankreich die Hoffnung rauben.«
    »Und?«
    »Und ich weigere mich, es hinzunehmen, dass man einfach so zulässt, dass der Orden des Tempels zugrunde geht.«
    »Und warum sollte er das nicht?«, warf Sinclair ohne das geringste Zögern ein. »Es ist unser Orden, der hier wichtig ist, Sir Charles, der Orden von Sion, nicht die Templer. Seit dem Fall von Acre und dem Verlust Outremers scheinen die Menschen den Templerorden nicht mehr mit derselben

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